Rinderherde in Himberg Tierhalter war bereits auffällig

Aegidienberg · Auch die letzten vier Rinder einer Herde, die das Veterinäramt des Rhein-Sieg-Kreises in Himberg beschlagnahmt hat, sind mittlerweile in andere Ställe gebracht worden. Den Halter der Tiere erwartet wegen katastrophaler Zustände auf seiner Weide eine Strafanzeige.

 Auf diesem Gelände in Aegidienberg wurden die Rinder gehalten, die auf Veranlassung des Kreis-Veterinäramtes Anfang April abtransportiert wurden.

Auf diesem Gelände in Aegidienberg wurden die Rinder gehalten, die auf Veranlassung des Kreis-Veterinäramtes Anfang April abtransportiert wurden.

Foto: Claudia Sülzen

Die Kreis-Pressesprecherin Rita Lorenz bestätigte auf Anfrage des General-Anzeigers, dass der Halter der 32 Rinder der Behörde bereits einschlägig bekannt war: 2007 war das Veterinäramt nach eigenen Angaben einer Tierschutzanzeige gegen den Mann nachgegangen. Die Pferdehaltung auf seinem Gelände wurde daraufhin eingestellt.

Anwohner kritisierten angesichts des aktuellen Falls gegenüber dem GA, dass der aus ihrer Sicht skandalösen Tierhaltung nicht schon damals ein Riegel vorgeschoben worden sei. Zudem berichteten Zeugen, sie hätten sich auch in der jüngsten Zeit mehrfach an die Behörden gewandt. Geschehen sei aber nichts.

Mitarbeiter des Kreisveterinäramtes hatten am 8. April die vernachlässigten Rinder von einer Weide in Aegidienberg geholt. Ein Bulle musste an Ort und Stelle von einem Tierarzt eingeschläfert werden. Ein Kalb war bereits verendet. Die übrigen, halb verwilderten Tiere wurden abtransportiert. Der Einsatz mit Hilfe von Ordnungsamt, Polizei und Feuerwehr dauerte bis gegen Mitternacht. Vier Rinder brachen immer wieder aus und konnten zunächst nicht eingefangen werden. Die Tiere seien aber inzwischen ebenfalls in einen anderen Stall gebracht worden, bestätigte Lorenz.

Der Halter der Tiere ist offenkundig kein Unbekannter. Anwohner wandten sich daher nun an den General-Anzeiger. „Das Tierelend bestand nicht fünf bis sechs Jahre, sondern wesentlich länger“, schreiben sie. Es sei „eine Schande“, dass dem nicht früher Einhalt geboten worden sei. Ende 2007, so bestätigte auf Anfrage der Kreis, sei man tatsächlich schon einmal in Himberg tätig gewesen. Es sei damals nicht um Rinder gegangen – diese waren laut Zeugen nach dem ersten Vorfall angeschafft worden –, sondern um Pferde.

Die Anwohner zu den damaligen Zuständen: „Die Tiere standen knöcheltief im Schlamm. Ein Unterstand war nicht vorhanden, Wasser und Futter ebenfalls nicht.“ Und: „Die Pferde waren eines Tages verschwunden, die Rinder mussten noch lange aushalten. Wir hoffen, dass endlich ein Tierhaltungsverbot ausgesprochen wird.“

Ob es so weit kommt, muss nun gegebenenfalls ein Gericht entscheiden. Denn nachdem 2007 gegen den Halter zunächst eine Verfügung des Amtes ergangen war mit der Folge, dass die Pferdehaltung endete, erwartet den Mann nun eine Strafanzeige. Die Vorbereitungen dazu seien umfangreich und noch nicht abgeschlossen, so Lorenz. Der Halter kündigte dem GA an, er wolle rechtlich gegen die Beschlagnahme vorgehen.

Grundsätzlich gelte, so Lorenz: Wann immer das Veterinäramt eingeschaltet werde, gehe man den Dingen auch nach. Die rechtliche Handhabe der Behörde reiche von mündlichen über schriftliche Belehrungen bis zu Ordnungsverfügungen samt Auflagen. Oft reichten Hinweise und Maßnahmen wie die genannten, die Situation für die Tiere auf Dauer zu verbessern. Würden die Auflagen nicht erfüllt, sei zudem ein Ordnungsgeld möglich. Letztes Mittel sei die Strafverfolgung.

Pro Jahr erreichten das Veterinäramt im Schnitt 500 Anzeigen, so Lorenz. 2015 gab es 30 Beschlagnahmen im Kreisgebiet. 2016 seien bislang drei Pferde, 22 Hunde und die Himberger Rinderherde aus schlechter Haltung herausgenommen worden. Bürgern, die Verstöße gegen den Tierschutz vermuten oder anzeigen wollen, empfiehlt Lorenz, den Anruf beim Veterinäramt nicht zu scheuen – zumal es den Amtsveterinären angesichts der Größe des Kreises auch nicht möglich sei, jede Tierhaltung persönlich in Augenschein zu nehmen. „Jeder Fall wird geprüft.“

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