Turnier "Rheinwerfen" in Bad Honnef Ultimate-Frisbee auf Grafenwerth

BAD HONNEF · Rund 240 Sportler aus ganz Deutschland kommen zum Turnier „Rheinwerfen“ nach Bad Honnef auf die Insel Grafenwerth.

 Sprungkraft, Schnelligkeit und Wurftechnik sind Trumpf beim Ultimate-Frisbee.

Sprungkraft, Schnelligkeit und Wurftechnik sind Trumpf beim Ultimate-Frisbee.

Foto: Frank Homann

Seit Stunden schon knallt die Nachmittagssonne auf die rund 240 Ultimate-Frisbee-Begeisterten auf der Insel Grafenwerth herab, die bei der fünften Ausgabe des bundesweiten Turniers „Rheinwerfen“ vor allem zwei Dinge im Sinn haben: den silbernen Draht-Bonsai als Sieger-Andenken mit nach Hause zu nehmen, ganz besonders aber so viel Spaß zu haben wie nur möglich.

Die Frisbees fliegen, die Schweißperlen kullern – und mittendrin mahnt die Zeitansage vom Band: „Noch fünf Minuten, five minutes remaining“. Zeit für den Endspurt. Angespornt durch die harten Riffs von „Seven Nation Army“ und „Killing in the Name“, die aus den Lautsprecherboxen schallen, jagt das Team Kugelblitz mit regenbogenfarbenen Sporthosen den blau gekleideten Bonnsais hinterher. Es ist das dritte Gruppenspiel für die Lokalmatadoren und Gastgeber aus Bonn – bislang konnten sie im Fünf-gegen-fünf-Kampf sowohl die „Rotatoes Potatoes“ aus Braunschweig als auch das Team „Witzig Siegen“ souverän bezwingen.

Jetzt aber könnten ihnen die norddeutschen Kugelblitze den hart erkämpften Vorsprung streitig machen. Vollgas-Leistung ist angesagt, das Frisbee schwirrt in Windeseile von Mann zu Frau und wieder zurück – denn beim „Rheinwerfen“ wird „mixed“ gespielt, das heißt: in jedem Team müssen Männer und Frauen zusammenspielen.

Ultimate-Frisbee auf Grafenwerth
26 Bilder

Ultimate-Frisbee auf Grafenwerth

26 Bilder

Ein Bonnsai passt die Hartplastikscheibe seiner Mitspielerin zielgenau zu, doch ein Kugelblitz poltert mit einem gewagten Hechtsprung dazwischen, fängt das Wurfgerät ab und schmettert es im hohen Bogen über die Köpfe aller hinweg in die gegnerische Endzone. Eine Teamkollegin kann das Frisbee gerade noch auffangen, bevor es den Rasen berührt – ein gewonnener Punkt, der Ausgleich für das Team Kugelblitz. Kurz darauf die Durchsage: „Das Spiel ist aus, the game is over.“ Unentschieden; 8 : 8 der Endstand.

Nach dem Spiel dann das gegenseitige Abklatschen: „Gut gemacht“ loben die einen, „Tolles Spiel“ bekunden die anderen. Während sich die nächsten Teams schon warm machen – eine Mannschaft hat als Outfit bunte Hippie-Gewänder gewählt –, nehmen sich die Bonnsais und Kugelblitze im Schatten der Bäume noch Zeit für den „Spirit-Kreis“, die gemeinsame Reflexionsrunde nach jedem Spiel: Was lief gut, was geht noch besser? Wer hat sich besonders fair verhalten, wer sollte sich ein wenig mehr am Riemen reißen?

Denn hinter dem Zusatz „Ultimate“ stecken nicht nur Athletik und Koordination, sondern auch viel Teamgeist – Frisbee für Fortgeschrittene. Beim „Rheinwerfen“ wie auch beim Ultimate-Sport allgemein gilt: Siegen ist Silber, Fair Play ist Gold. Selbst bei Weltmeisterschaften ist kein Schiedsrichter nötig, stattdessen achten die Spieler selbst auf Fairness und Eigenverantwortung. Die Ultima Ratio im Falle eines Falles ist daher nicht der Platzverweis, sondern eine gemeinsame Streitschlichtung.

„Ultimate ist der vielleicht fairste Sport der Welt“, erzählen denn auch die Bonnsai-Teammitglieder Henrik Johaentges und Christian Lenz während einer Verschnaufpause. Drei Spiele, zwei Siege, einmal unentschieden – ob beide mit der bisherigen Leistung zufrieden sind? „Es läuft gut“, meint Johaentges, „unerwartet gut“. Unerwartet? „Naja, voriges Jahr sind wir Letzter geworden, Platz zwölf von zwölf“, sagt er. „Wir haben da etwas gutzumachen.“

Doch zu gewinnen, das ist bei der relativ jungen Sportart, die Elemente aus Handball, Basketball und American Football vereint, ohnehin nicht die Hauptsache: „Egal, wie das Turnier für uns ausgeht, wir sind hier, um Spaß zu haben“, resümiert Co-Organisator Lenz – vom Anwerben potenzieller neuer Mitglieder ganz zu schweigen. Im Jahr 2002 fand „Ultimate Frisbee“ in Bonn Einzug, zwei Jahre später wurde das Spiel ins Hochschulsportangebot der Universität aufgenommen. Als Verein gibt es die „Bonnsais“ seit November 2011.

Seitdem ist die Resonanz auf den Sport stetig gewachsen; die Teilnahmeplätze für das „Rheinwerfen“ waren in diesem Jahr erneut begehrt. Ein unterhaltsames Turnier voller Höhepunkte – wenn auch nicht ganz ohne Pannen: Dass der Traktor, den die Bonnsais vorab bei der Stadt Bad Honnef zur Instandsetzung der beiden 75 mal 25 Meter großen Spielflächen angefragt hatten, während der Mäharbeiten in Flammen aufging, nehmen die Spieler mit Humor. „Ist bestimmt ein gutes Omen.“ Das war es denn auch: Erstmals gewannen die Bonnsais das „Rheinwerfen“.

Weitere Informationen zum Sport und zum Bonner Verein unter www.bonnsai.org.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort