Schandfleck Güterbahnhof Unkel empfängt Gäste mit einer Müllhalde

UNKEL · Der abgebrannte Güterbahnhof ist seit drei Jahren ein Schandfleck. Die Stadt bemüht sich vergeblich, ihn loszuwerden.

"Kulturstadt Unkel - und der Eingangsbereich ist eine Schrotthalde!" Treffender als Karsten Fehr kann man es nicht auf den Punkt bringen. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde und Unkels Stadtbürgermeister Gerhard Hausen sind geradezu peinlich berührt beim Ortstermin am ehemaligen Güterbahnhof, der Anfang März 2011 vollständig ausgebrannt ist und bis heute einen "Schandfleck darstellt, der die Bürger empört", wie Hausen sagt. Das Gelände liegt zentral im Ortsteil Scheuren, gleich nebenan ist das Firmengelände des Saftfabrikanten Rabenhorst, auf der anderen Seite bietet sich Reisenden von den Bahnsteigen aus beste Sicht auf das Schrott-Panorama. Keine gute Visitenkarte für das an vielen Stellen malerische Unkel.

Die Frage ist: Warum hat sich in den rund dreieinhalb Jahren nach dem Brand nichts getan? Auf dem großen Gelände sammelt sich um die Bahnhofsruine immer mehr Schrott, alte Elektrogeräte wurden dort einfach abgestellt, inzwischen auch abgemeldete Autos. Zudem befindet sich noch immer eine Menge Brandschutt auf dem Gelände - nicht abgedeckt und Wind und Wetter ausgesetzt. Dieser mehr als unschöne Zustand treibt Fehr und Hausen langsam zur Verzweiflung.

Rückblick: Der alte Güterbahnhof ist am 1. März 2011 niedergebrannt; große Teile der Gebraucht- und Sammlerwaren, die der Eigentümer dort lagerte, sind wertlos geworden. Der Kreis Neuwied, für die Müllentsorgung zuständig, setzt dem Eigentümer daraufhin eine Frist, den Abfall zu entsorgen. Sollte dies nicht geschehen, droht die Verwaltung damit, dies zu übernehmen und die geschätzten Kosten von 40 000 bis 60 000 Euro in Rechnung zu stellen.

"Weil der Eigentümer des Grundstücks aber keinerlei finanzielle Mittel besitzt, hat der Kreis versucht, das Grundstück zu vermarkten", sagt Karsten Fehr. "Für diesen Fall wären wir auch bereit gewesen, dem Eigentümer bei einigen Forderungen seitens der Verbandsgemeinde entgegenzukommen."

Doch im November 2012 scheint zunächst klar: Niemand will das Grundstück kaufen. Der Verbandsgemeinde Unkel wäre es nun recht gewesen, dass der Kreis Neuwied das Grundstück wie angedroht räumt. "Doch auch das ist gescheitert", sagt Fehr und kritisiert, dass sich die Kreisverwaltung vor den Kosten scheut und damit zu wenig das Gemeinwohl berücksichtigt. Daher hatte er Anfang dieses Jahres die Kommunalaufsicht in Trier in Kenntnis gesetzt und darum gebeten, den Kreis anzuweisen, den Abfall zu beseitigen.

Doch aus Trier kam im August eine Absage. Aus Sicht des ersten Beigeordneten des Kreises, Achim Hallerbach, völlig zu Recht: "Im derzeitigen Zustand gibt es keinerlei Gefahren, das prüfen wir durch ständige Kontrollen. Wir können nicht überall auf Kosten der Steuerzahler unschöne Müllhalden wegräumen." Hallerbach ist eher an einer "großen Lösung" interessiert und steht derzeit wieder in Kontakt mit Interessenten, die das Grundstück kaufen und komplett räumen könnten. Kosten: 400 000 bis 500 000 Euro. "Da müsste der Eigentümer mitspielen. Den können wir schließlich nicht enteignen", sagt Hallerbach. Ein wenig Hoffnung setzt er zudem in einen Rechtsstreit, den der Eigentümer des ehemaligen Bahnhofsgeländes derzeit mit seiner Feuerversicherung führt. Sollte diese noch haften müssen, wären alle Beteiligten fein raus.

In Unkel ist der Schandfleck nicht nur Stadtgespräch, sondern auch ein echtes Problem: Unabhängig von mutmaßlichen Umweltschäden, sehen jährlich mehr als 10 000 Touristen die Müllhalde, wenn sie am Bahnhof aussteigen, schätzen Fehr und Hausen. Dazu kommen die vielen Zugreisenden, die die Müllhalde im Vorbeifahren sehen. "Wir bekommen Beschwerdebriefe von Touristen", sagt Hausen. Fehr hat sich unterdessen an Innenminister Roger Lewentz gewandt und ihn nach Unkel eingeladen, um sich "vor Ort ein Bild von diesem unerträglichen Zustand zu machen".

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