Konzert in der Rotunde Uraufführung mit der Sinfonia auf dem Petersberg

KÖNIGSWINTER · Orchester gedenkt mit seinem Konzert des Schicksals der Flüchtlinge. Die Musiker führen erstmals das neue Werk des aus dem Iran stammenden Komponisten Ehsan Khatibi auf.

 Die Rotunde auf dem Petersberg bietet immer eine eindrucksvolle Kulisse für Konzerte.

Die Rotunde auf dem Petersberg bietet immer eine eindrucksvolle Kulisse für Konzerte.

Foto: Frank Homann

Am Vorabend noch Hochzeit, nun Konzert. Der Blumenschmuck in der Rotunde des Steigenberger Grandhotels Petersberg zeugte noch von der Vermählungsfeier zwischen Daniela Katzenberger und Lucas Cordalis, als die Sinfonia Königswinter ihre Matinée aufführte. Da war es Zufall, dass auch aus Bedrich Smetanas Zyklus „Mein Vaterland“ das zweite Werk, „Die Moldau“, gespielt wurde – die ja auch die fröhliche Passage „Bauernhochzeit“ mit dominierenden Geigentönen bei der Polka beinhaltet. Denn: Smetana schildert auf wunderbare musikalische Weise, wie der stärker werdende Fluss durch die Landschaft strömt und was sich an seinen Ufern abspielt – eben auch eine „Bauernhochzeit“.

Aber wie stimmte Sinfonia-Vorsitzender Alexander Dauth zu Beginn das Publikum auf das Konzert ein? Mit den berühmten Worten des altgriechischen Philosophen Heraklit: „Panta rhei – Alles fließt!“ Dauth: „Heute werden diese Worte so interpretiert, dass das Leben der Menschen in einem ständigen Fluss sei. Gemeint ist aber eigentlich, dass unser Leben von unabwendbaren, eben fließenden Übergängen zwischen Leid und Freude, Krankheit und Gesundheit oder…. Ausharren und Flucht determiniert ist.“ Zusammen mit Dirigent André Sebald, Flötist und Professor an der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf, suchte Dauth für dieses traditionelle Petersberg-Konzert einen Weg, das aktuelle Thema „Flucht und Asyl“ im Kontext des „Panta rhei“ musikalisch darzustellen. Dauth: „Wir möchten mit diesem Konzert an das ungewisse Schicksal der Flüchtlinge in Deutschland, Europa und in der ganzen Welt gedenken.“

Dazu passte dieses dem Vaterland gewidmete Werk des tschechischen Komponisten Bedrich Smetana. Und: Die Sinfonia konnte Ehsan Khatibi für eine Auftragskomposition gewinnen, die vom Landesmusikrat gefördert wurde. Das Stück mit dem Titel „bzw.“ hatte auf dem Petersberg Uraufführung. Es stellte sowohl die Interpreten als auch die Konzertbesucher, die deshalb vorab von Dirigent Sebald instruiert wurden, vor eine große Herausforderung. Denn der aus Teheran stammende Komponist, Jahrgang 1979, fordert von den Musikern unkonventionelle Techniken, um seine Klangideen hörbar zu machen. Khatibi nennt Beethoven, Bach und Mozart Vorbilder. Aber auch die Klänge seiner Heimat fließen in seine Werke ein. Er lernte gleichzeitig mit den Klassikern aus dem westlichen Kulturkreis die persische Musik kennen und spielte mit neun Jahren auf dem Santur, dem persischen Hackbrett. Ein Gedicht von Nobelpreisträgerin Herta Müller aus dem Band „Die blassen Herren mit den Mokkatassen“ liegt der Komposition zugrunde. Den poetischen Text setzte Ehsan Khatibi um in Klangbilder: Sprache und Musik, Texte und Klänge, Stimmen und Geräusche stoßen bei „bzw.“ aufeinander. Ein Klangteppich breitete sich vor den Zuhörern aus. An ihn galt es, sich erst zu gewöhnen. So wie es auch für die Flüchtlinge zutrifft: Sie müssen sich der fremden Umgebung annähern, neue Klänge des Daseins verstehen lernen. „Panta rhei“. Viel Beifall zollte das Publikum allen Akteuren auch nach diesem fremd wirkenden musikalischen Werk samt Ehsan Khatibi, der mit großer Spannung diese gelungene Uraufführung verfolgte.

Mit dem Doppelkonzert a-moll von Johannes Brahms ging es nach der Pause ganz klassisch weiter. Dabei traten Martina Sebald, die Schwiegertochter des Dirigenten und Soloviolinistin bei den Duisburger Philharmonikern, und sein Sohn Florian, Cellist der Dortmunder Philharmoniker, in Aktion. Das Musiker-Ehepaar bewältigte mit seiner hohen Virtuosität selbst die schwierigsten Passagen dieses Werkes romantischer Musikdichtung meisterhaft. Der Höhepunkt eines festlichen Konzerts durch bestens aufgelegte Akteure.

Und als „Zaungäste“ waren sogar einige Hochzeitsgäste – wie der britische Tenor Paul Potts, der das Ave Maria in der Kapelle gesungen hatte – zu entdecken.

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