Allererster Deutschlandauftritt Verzauberung mit der arktischen Fee

BAD HONNEF · Geweihschmuck in der feuerroten Struwwelmähne, feine schwarze Stirnbemalung und ein tribal-wild anmutendes Sámi-Stoffgewand: Elin Kåven aus Norwegen gastiert zum Auftakt ihrer Deutschland-Tournee im Feuerschlösschen.

 Musikalisches Erlebnis und kulturelle Lehrstunde: Elin Kåven und ihr Ensemble begeisterten beim "Folk im Feuerschlösschen".

Musikalisches Erlebnis und kulturelle Lehrstunde: Elin Kåven und ihr Ensemble begeisterten beim "Folk im Feuerschlösschen".

Foto: FRANK HOMANN

Die Norwegerin Elin Kåven ist nicht nur optisch eine Exotin. Geweihschmuck in der feuerroten Struwwelmähne, feine schwarze Stirnbemalung und ein tribal-wild anmutendes Sámi-Stoffgewand, die Kleidung der Nomaden des skandinavischen Nordens - ihrem Spitznamen "die arktische Fee" wird die Sängerin und Tänzerin mehr als gerecht. Auch musikalisch wandelt sie auf ungewohnten, aber faszinierenden Pfaden. Schließlich wurde ihr die Begeisterung für die mystische Musik des Sámi-Volkes als Urenkelin eines samischen Schamanen geradezu in die Wiege gelegt.

Pünktlich zur Veröffentlichung ihres dritten Albums "Eamiritni" setzt sie es sich nun mit einer kleinen Tournee zum Ziel, auch hierzulande für die Kultur des letzten Naturvolks Europas zu begeistern. Ihr allererster Deutschland-Auftritt in Bad Honnef war daher ausgefallenes Musikerlebnis und kulturelle Lehrstunde gleichermaßen.

Enge Natur- und Traditionsverbundenheit sind prägende Elemente von Kåvens Musik. Die Stücke, inspiriert von der klirrenden Kälte der fennoskandinavischen Tundra, versprühen - allem Polarfrost zum Trotz - betörende Herzenswärme und beschwörerischen Feen-Charme, vorgetragen mit einer Performance, die den Tanz als Ausdrucksform verinnerlicht hat. Wenn man Kåven zusieht, wie sie sich die rote Mähne zerzaust, den Körper artistisch verdreht und die Arme geschmeidig schlängeln lässt, während sie mit einer Stimme wie arktischer Raureif ins Mikrofon säuselt, röhrt und lacht, kann man gar nicht anders, als in ihren Kompositionen zu versinken. Da macht es dann auch nichts, dass ohne exotische Fremdsprachenkünste keine einzige Textzeile zu verstehen ist.

Ihr Auftritt ist wie ein Rausch, pendelnd zwischen Ethnie und Ekstase. Begleitet von Espen Wensaas an der Nordic Mandola und Daniel Lazar an der Violine, blüht die Feen-Stimme der Norwegerin in ihrer ganzen Vielseitigkeit auf. Im verschwörerischen "Ulda niktá / Ulda allures" schlüpft Kåven in die Rolle der Ulda, einer Gestalt der samischen Sagenwelt, die nichtsahnende Männer bezirzt und zum Abstieg in die Unterwelt verführt. In "Váimmu ?uovga/Heartlight" besingt sie das Schmetterlinge-im-Bauch-Gefühl des Verliebtseins - schnell, fröhlich, beinahe schon ein wenig poppig. Schwelgerisches Mystik-Highlight des Abends indes der Song "Aibbas Jaska / All still", mit dem sie Finalistin beim "International Songwriting Competition" wurde.

Dazu die zahlreichen Hommagen an die traditionelle samische Sangeskunst "yoik", die nicht ausgeklügelte Melodien und Refrains zum Ziel hat, sondern sich darum bemüht, die Essenz eines Dinges oder einer Person klanglich einzufangen, und der musikalische Ausflug in die Nomaden-Kultur des skandinavischen Polarkreises ist perfekt. Zwar emuliert das Trio auf der Bühne nicht die gesamte Klangqualität von Kåvens ausgeklügelten Studioaufnahmen, doch nichtsdestotrotz erschaffen die Drei anderthalb Stunden lang ein ethnisches Klangparadies - individuell, andersartig und gewiss auch ein wenig gewöhnungsbedürftig, gerade deshalb jedoch so verlockend.

Dem abschließenden Applaus nach zu urteilen, dürfte der Auftritt der "arktischen Fee" bei "Folk im Feuerschlösschen" so schnell nicht vergessen sein.

Kostproben von Elin Kåvens Musik gibt es auf ihrem Youtube-Kanal unter http://bit.ly/1SdQr9T.

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