Unterricht in der Cloud VHS Siebengebirge ermöglicht digitales Lernen

Siebengebirge · Internet und Social Media haben auch Auswirkungen auf das Lern- und Lehrverhalten in der Erwachsenenbildung. Ein Punkt ist die digitale Vernetzung beim Lernen.

 Unterrichtsmaterial zu Hause abrufen: Die vhs.cloud bietet Dozenten und Kursteilnehmern künftig viele Vorteile.

Unterrichtsmaterial zu Hause abrufen: Die vhs.cloud bietet Dozenten und Kursteilnehmern künftig viele Vorteile.

Foto: picture alliance / dpa

Ein bisschen sperrig kommt das Thema daher. „Weiterbildung in Zeiten der Digitalisierung“ klingt abstrakt, nach viel Theorie, nach Strategiepapier. Für Hedwig Roos-Schumacher, Leiterin der Volkshochschule (VHS) Siebengebirge, und VHS-Mitarbeiterin Johanna Samaras jedoch ist es tägliche Praxis und eine hochaktuelle Frage, auf die es noch einige Antworten zu finden gilt. Schließlich haben Internet und Social Media längst auch Einfluss auf das Lehr- und Lernverhalten in der Erwachsenenbildung. „Wir müssen die VHS fit für die Zukunft machen“, sagt Roos-Schumacher.

Ihre Ideen stellte die VHS Siebengebirge in einem Workshop Interessierten vor. „Wie packen wir die Digitalisierung an? Mit welchen Folgen?“, nennt Roos-Schumacher die Kernfragen. „Und vor allem: Welchen Nutzen hat das für uns?“ Internet und Social Media seien letztlich Hilfsmittel der Kommunikation, die einen Mehrwert liefern, jedoch niemals das Angebot ersetzen könnten.

Hard- und Software-Ausstattung, schnelles Wlan, Umgang mit und Wartung der Technik, methodischer Einsatz in den Kursangeboten – die Aufgabenliste, die es in den kommenden Wochen und Monaten bei der VHS abzuarbeiten gilt, ist lang. „Und ständig im Fluss“, wie Roos-Schumacher sagt. Konkrete Erfahrungen mit dem Thema Digitalisierung hat die VHS bereits sammeln können. „Anfang 2017 hatte der Deutsche Volkshochschulverband dazu aufgerufen, an sogenannten Digi-Circles teilzunehmen und digitale Lernformate auszuprobieren“, berichtet Samaras.

Die VHS im Siebengebirge hob den Finger und erhielt den Zuschlag. 25 Chromebooks stellte der Verband für einen Deutschkursus zur Verfügung mit einer Lernplattform, in die zum Beispiel Videos zu den jeweiligen Themen integriert sind. „Der Dozent konnte darüber den Unterricht noch genauer auf den individuellen Kenntnisstand der Teilnehmer abstimmen“, sagt Samaras. „Und die Teilnehmer zu Hause noch einmal Dinge nacharbeiten. Es war eine Herausforderung, aber wir haben aus diesem Projekt viel gelernt.“

Unterschiedlicher Kenntnisstand

Zum Beispiel, dass der Kenntnisstand zum Umgang mit dem Internet sehr unterschiedlich ist – sowohl bei den Kursteilnehmern als auch bei den Dozenten. „Und das hat nichts mit dem Alter zu tun“, betont Roos-Schumacher. „Es gibt viele, die bewegen sich ohnehin täglich im Internet, andere haben schlicht keine Lust dazu. Wir müssen den Blick öffnen, Dozenten und Teilnehmer neugierig machen.“

Mit den Erfahrungen aus den Digi-Circles entwickelte der Deutsche Volkshochschulverband eine neue Lern- und Vernetzungsplattform: Die „vhs.cloud“ ging Anfang 2018 an den Start. „Von den rund 900 Volkshochschulen in Deutschland sind mittlerweile rund 650 in der Cloud registriert“, so Roos-Schumacher. Die Plattform bietet – ausgehend von Servern in Deutschland – eine zentral betriebene Arbeits- und Lernumgebung für Dozenten, Kursteilnehmer und VHS-Mitarbeiter.

Kursleiter können dort etwa Unterrichtsmaterial hinterlegen und Termine abstimmen, Kursteilnehmer versäumte Stunden nacharbeiten, mit anderen kommunizieren oder sich auf Prüfungen vorbereiten. Samaras: „In einem weiteren Schritt sind dann auch Formate denkbar, in denen Kursinhalte teilweise von zu Hause erarbeitet werden.“ Erforderlich für die Weiterentwicklung sei ein ständiger Austausch. „Insellösungen kann es nicht geben“, so Roos-Schumacher. „Das klappt nur im Netzwerk.“

„Vieles ist denkbar. Wir müssen nun sehen, welche Möglichkeiten für uns als VHS Siebengebirge sinnvoll sind“, so Samaras. Das Konzept sei im gemeinsamen VHS-Fachausschuss der Städte Bad Honnef und Königswinter auf große Zustimmung gestoßen. Es sieht kurzfristig unter anderem Schulungen für VHS-Mitarbeiter und Kursleitungen vor, um die Digitalkompetenz zu steigern, zudem schnelle Internetverbindungen in den von der VHS genutzten Räumen sowie multifunktional nutzbare Räume. „Da geht es auch um viel Geld“, sagt Roos-Schumacher. „Wir wollen in überschaubaren Schritten agieren.“

Und noch ein Punkt ist der VHS-Chefin wichtig: „Wir haben als Volkshochschule auch eine gesellschaftliche Aufgabe“, sagt sie. „Die Kurse sind Anlass für soziale Begegnungen, Menschen treffen sich, um gemeinsam Dinge zu lernen. Das kann die Digitalisierung nicht ersetzen.“

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