Bad Honnef tanzt setzt neuen Akzent Viel Weltschmerz bei den Songschreibern im Siebengebirge

Bad Honnef · Mit einem Musikabend beginnt das diesjährige „Bad Honnef tanzt“-Festival. Beim sogenannten Songwriting Camp stellen die Mädchen und Jungen ihre eigenen Lieder vor.

Otto (rechts) lässt beim Singen im Wortsinne alles raus und gibt beim Auftakt von Bad Honnef tanzt!“ seine Gedankenwelt via selbstgeschriebenem Song preis.

Otto (rechts) lässt beim Singen im Wortsinne alles raus und gibt beim Auftakt von Bad Honnef tanzt!“ seine Gedankenwelt via selbstgeschriebenem Song preis.

Foto: Frank Homann

„Bad Honnef tanzt!“ heißt es wieder in der Kurstadt. Aber zum Auftakt des Festivals wurde bei einem Musikabend gesungen – und zwar stellten Teilnehmer des Songwriting Camps ihre eigenen Lieder vor. Teils live, teils wurden Videos gezeigt. Der zur Arena umgebaute Ratssaal gab den jungen Künstlern die Kulisse, um auszuprobieren, wie ihre Texte beim Publikum ankommen.

Viel Weltschmerz war dabei, viel Sinnsuche – die Jugendlichen ließen Einblicke in Emotionen zu. Und einige hatten auch den Wunsch, wenn nicht gar professionell, dann aber doch zum Spaß weiterhin Texte zu schreiben und sie zu singen oder auch singen zu lassen. Mit Musikproduzent Philipp Achtzehnter hatten sie während der Osterferien über ihren Blättern gesessen und getüftelt und manchen Tipp von dem Fachmann erhalten.

Die Teilnehmer des Songwriting Camps hatten zusammen mit Musikproduzent Philipp Achtzehnter an ihren eigenen, selbstgeschriebenen Songs gearbeitet.

Die Teilnehmer des Songwriting Camps hatten zusammen mit Musikproduzent Philipp Achtzehnter an ihren eigenen, selbstgeschriebenen Songs gearbeitet.

Foto: Frank Homann

Musikproduzent Philipp Achtzehnter gibt Profitipps

Einen Künstlernamen hat Nick bereits. Der 19-Jährige nennt sich Shyandlost und macht gerade Abitur an der Gesamtschule in Oberpleis. Er möchte Asienwissenschaft und im Nebenfach Koreanisch studieren. „Singen kann ich nicht, deshalb greife ich zum Rap“, erzählte der Aegidienberger, der sein Stück aufführte. Philipp Achtzehnter hatte den Beat besorgt und ihm generell während der Projektwoche geraten, seine angefangenen Stücke zu vollenden. Denn: „Ich habe viele unfertige Texte“, so der Songwriter.

Nicks Themen sind Tabuthemen wie Depressionen, „die aber wichtig sind, man sollte offen über sie sprechen, es herrscht nicht immer Sonnenschein“. Seine Freunde wissen, dass er Songs verfasst, noch ist er nicht bekannt, wenn auch einige der Lieder von ihm auf zum Beispiel Youtube zu entdecken sind. Shylandlost freute sich, dass die Stücke von diesem und dem letztjährigen „Honnef tanzt“-Camp erstmals auf bekannten Musikplattformen gestreamt wurden. Auch sein Text „Eigene Welt“, den Carl für ein Video sang, das im Ratssaal gezeigt wurde. „Mein Ziel ist schon, die Musik zu meinem Beruf zu machen.“ Dann hört das Publikum vielleicht ähnliche Passagen wie die gerade ganz frisch geschriebenen: „Vielleicht nehm ich mich einfach zu ernst, ein bisschen zu viel Liebe, zu viel Schmerz… Schreib weiter meine Texte und lache nur, wenn es sich lohnt …“

Willi (14) hatte auf den Urlaub mit den Eltern verzichtet, um das vom Aalkönigskomitee geförderte Songwriter-Camp zu besuchen. Er moderierte den Abend zusammen mit Lili Masch, die auch einige Hits sang. Wie auch das Orchester Camerata Nonnenwerth auftrat und der Musiker Björn Jentsch Live-Stummfilmvertonungen am Klavier präsentierte.

Mit Otto (14) hatte Willi für einen Song Geräusche in der Stadt aufgenommen – Motorenlärm, das Klingeln eines Fahrstuhls, Gläserklang oder Papierrascheln und den Beat erstellt. Otto sang diesmal den Titel „Wie es ist“. Er schreibt schon seit Jahren Texte. Tiefen, Höhen im Leben, Probleme der Welt, Schule, Traurigkeit, Streit kommen zum Ausdruck. Otto: „Was mir in den Kopf kommt.“

Maximilian (20) aus Thomasberg studiert Englisch und Spanisch auf Lehramt. „Ich möchte gerne eigene Musik produzieren.“ Er verarbeitete Erinnerungen aus einem Freiwilligendienst in Costa Rica. Carl sang es für ihn. „Ich traue mir das Singen nicht so zu.“ Kaan und Samir hatten den Tod eines nahestehenden Menschen im Lied verarbeitet.

Am Schluss gab es Blumen für alle. Anna-Lu Masch, die Leiterin von „Bad Honnef tanzt“, meinte: „Es ist der Hammer, was diese Jugendlichen zu sagen haben, sie reden viel von Lebensleid, Isolation. Sie sind alle enorm talentiert.“

Das Festival wird am 23. Mai fortgesetzt mit der Premiere von "SOS Erde".

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