Wie geht es weiter mit dem Selhofer Pfarrheim? Vier Pfarrheim-Varianten in Bad Honnef-Selhof im Gespräch

Selhof · Die katholische Kirchengemeinde Sankt Martin Selhof wünscht sich zeitgemäße Veranstaltungsräume. Das Architekturbüro Lindholm hat dazu auf dem Areal der Selhofer Kirche vier Umbau-Möglichkeiten untersucht und sie bei einer Versammlung vorgestellt.

Überlegungen für eine Modernisierung laufen: Das katholische Pfarrheim und die angrenzende Kirche Sankt Martin in Selhof.

Überlegungen für eine Modernisierung laufen: Das katholische Pfarrheim und die angrenzende Kirche Sankt Martin in Selhof.

Foto: Hannah Krause

Mit ihrem Pfarrheim sind die Mitglieder der Kirchengemeinde Sankt Martin schon seit Langem unzufrieden. Der große Saal ist lediglich mit Lichtschächten ausgestattet, die Räume sind nicht barrierefrei. „Es wirkt alles erdrückend“, sagte Kirchenvorstandschef Eugen Pink in einer Versammlung. Wie könnte die Gemeinde für ihre Arbeit in Zeiten sinkender Kirchenmitgliederzahlen dennoch passgenaue Räume schaffen, die letztendlich auch Lust machen auf Engagement in der Kirche?

Nach der Idee vor vier Jahren, ein Gemeindeentwicklungskonzept mit den beiden anderen katholischen Honnefer Talgemeinden abzustimmen, gab es zunächst die Überlegung, einen Anbau am Pfarrhaus vorzunehmen, was das Erzbistum damals ablehnte. Aber es kamen von dort weitere drei Varianten ins Spiel, die nun zusammen durchleuchtet wurden. Und: Das Erzbistum übernahm einen Teil der Kosten für diese Untersuchung durch das von der Gemeinde beauftragte Architekturbüro Lindholm. Als weiteres Zeichen, dass für die Wünsche der Selhofer das Erzbistum Köln ein offenes Ohr haben könnte, durfte die Teilnahme des Architekten Arno Schleicher aus der Abteilung „Bau im Seelsorgebereich“ gewertet werden. In der Honnefer Pfarrgemeinde Sankt Johann Baptist sah das anders aus, dort sollte das Pfarrheim vor Jahren sogar abgestoßen werden.

Architekt Christof Lindholm legte den Besuchern Vor- und Nachteile der vier Varianten dar. Was befindet sich heute auf dem Areal? Die Kirche Sankt Martin, das Pfarrheim neben der Kindertagesstätte, das Pfarrhaus und ein Gartengrundstück an der Ecke Menzenberger Straße/Schulstraße. Daraus bildete sich der Stoff für vier ganz unterschiedliche Szenarien. Derzeit wird der zweigeschossige Gebäuderiegel des Selhofer Pfarrheims von der Gemeinde Sankt Martin im Untergeschoss genutzt. Das Erdgeschoss steht vollständig der Kindertagesstätte Sankt Martin zur Verfügung und im Obergeschoss ist vornehmlich die städtische OGS aktiv.

Lindholm erläuterte den Bedarf an Fläche, ehe er in die Analyse der vier Szenarien einstieg, die da sind: Modernisierung der Versammlungsflächen im Pfarrheim, Erweiterung des ehemaligen Pfarrhauses von 1934, Einbau von Versammlungsflächen in das Kirchengebäude oder ein Ersatzneubau auf dem freien Grundstück.

● Wie wäre das 1959 errichtete und 1978 erweiterte Pfarrheim zu ertüchtigen? Der große Saal und die beiden Gruppenräume würden grundlegend saniert. Der Clou: ein Außenaufzug inklusive Treppenanlage zum neuen Innenhof, der künftig alle Geschosse im Gebäude barrierefrei erschlösse. Der neue Patio ermögliche zudem die natürliche Belichtung des Pfarrsaals. Lindholm verhehlte aber nicht: „Auch nach erfolgter Modernisierung werden der Pfarrsaal und die Gruppenräume im Untergeschoss allein durch ihre Lage weiterhin wenig einladend sein.“ Der Vorteil: Der Gebäudebestand würde weitergenutzt. „Das Ziel, flexibel nutzbare und moderne Versammlungsflächen zu schaffen, die den heutigen Anforderungen an ein offenes, niederschwelliges und auch zeitgemäßes Gemeindeleben entsprechen, kann mit dieser Variante nur unzureichend umgesetzt werden.“ Die Kosten: rund eine Million Euro.

● Kosten von 1,6 Millionen Euro würden anfallen, würde das alte Pfarrhaus ertüchtigt. In dem Fall: Der Anbau würde abgerissen und dort Foyer und Pfarrsaal angebaut. Eine Variante, die laut Christof Lindholm nur „bedingt“ ein zeitgemäßes Gemeindeleben erlaube.

●  Variante drei, bei der das Seitenschiff der Kirche durch eine Verglasung abgetrennt werden müsste, „ist nur mit großem Aufwand umsetzbar“, erläuterte der Architekt. Der Vorteil: Aktivitäten der Gemeinde sind gut sichtbar, der Nachteil: „Die Veränderung des Kirchenraums ist problematisch.“ Und: Die Betriebskosten sind aus energetischen Gründen sehr hoch. In dem Falle würde außerdem das Pfarrhaus für Küche und Gruppenräume mit einbezogen. Kostenpunkt: 1,8 Millionen Euro.

● Der zweigeschossige Neubau mit dem Pfarrsaal im Erdgeschoss wäre von der Nutzung her optimal, hätte niedrigere Betriebskosten, aber mit zwei Millionen Euro auch die höchsten Investivkosten. Lindholm riet, zunächst die Vermietung der heutigen Flächen im Pfarrheim auszuloten.

Lindholms Fazit: „Aus städtebaulichen, funktionalen und inhaltlichen Aspekten ist der Neubau zu empfehlen, denkbar wäre auch die Nutzung des Pfarrhauses mit den dargestellten Einschränkungen.“ Die Kirchen-Variante schied aus. Und: „Variante A, also der Umbau des Pfarrheims, kann trotz Verbesserungen funktional und inhaltlich nicht überzeugen.“

„Wir werden nun das Gespräch mit dem Generalvikariat suchen, ob sie finanziell mitgehen können“, so Pink. 70 Prozent der Kosten würde das Erzbistum tragen. Welche Variante ziehen würde, ist noch unklar. Jedenfalls möchten die Selhofer ihrem vielfältigen Gemeindeleben mit einer sehr aktiven Jugend und mehreren Chören das passende Umfeld geben. Pink: „Wir haben auch Mitgliederschwund, aber nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich.“ Letztendlich möchte die Gemeinde mit den Plänen Anreiz geben zum Mitmachen.

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