Theater zeigt neues Stück Vitamintabletten machen Opa zum Wolf

SELHOF · Neun Darsteller, darunter vier neue, standen auf der Bühne und spielten das Publikum an beiden Aufführungen im ausverkauften Hause schwindelig. Auch Silke Olbermann war nach längerer Pause wieder dabei.

 Ein Schluck Medizin unter ärztlicher Aufsicht.

Ein Schluck Medizin unter ärztlicher Aufsicht.

Foto: Frank Homann

"Aaaauuuiiiii..." Ein Heulen schallte durch den Saal Kaiser. Dort war aber nicht der Wolf los, sondern Opa Otto, der "Frauenversteher". Und der traf auf eine "ausgehungerte Wölfin", die zu Hause "sturmfreie Bud, ze esse für 14 Daach un och Schampus, drei Keste voll," hat. Es war ein köstliches Lustspiel, das die Theatergruppe des Bürgervereins Selhof aufführte unter dem Titel: "Die Gewaltkur oder: Der mit dem Wolf tanzt!" Auf der Bühne heulten die Wölfe, im Zuschauerraum die Besucher - bei ihnen kullerten Lachtränen.

Die Wahl des Stückes war perfekt. Und die Truppe um Regisseurin Erika Bös hatte das Skript nicht nur mit Lokalkolorit angereichert, sondern auch teilweise in rheinische Mundart "übersetzt".

Familie Neumann, Emma Piel, die Geusens sowie Uschi, die "Nachbarin mit Durchschlagskraft", und Franzi, ein "kontaktfreudiges Mädchen", waren die Helden. Seine Paraderolle hatte Carsten Neumann gefunden. Er mimte das Muttersöhnchen Peter Neumann, dem die Mama - Arztgattin Nina (Karin Grünenwald) - noch die Kleidung zurechtlegte und vor allem alles tat, ihn vom weiblichen Geschlecht fernzuhalten. Das gefiel Opa Otto Neumann (Neuling Norbert Bös) gar nicht. Er gab für seinen Enkel leidenschaftliche Kontaktanzeigen auf: "...wir werden miteinander verglühen wie die Venus am Morgenhimmel..."

Opa war auch nicht abgeneigt, selbst auf Freiersfüßen zu wandeln. Und deshalb schluckte er "Vitamintabletten". Noch interessierte ihn Nachbarin Emma Piel (Silke Olbermann) nicht, die ein Auge auf ihn geworfen hatte. Aber irgendwann wirkten die Pillen - "...seither brodelt es in mir...".

Theater-Newcomer Norbert Grünenwald, für Sport und Kultur in der Stadtverwaltung zuständig, mimte den Arzt Siegfried Neumann, der Opa die Medizin verschaffte. Seine Ehefrau im wirklichen Leben stand auch auf der Bühne an seiner Seite: Karin Grünenwalds Rolle verlangte Lispeln von Anfang bis Ende. Sie hielt das perfekt durch. Auch die Geusens, Freunde des Hauses, wurden von einem echten Ehepaar verkörpert: Ralf und Nadine Batzella, schon lange in der Selhofer Truppe.

Herrliche Verwicklungen würzten das Stück. Nina hatte Siegfried kürzlich mit Franzi (Ruth Hessler) im Hotel gesehen - ausgerechnet mit dieser Sexbombe. Nur gut, dass Freund Robert die Schuld auf sich nahm. Allerdings verlangte er eine Gegenleistung. Denn er hatte den Oldtimer-Jaguar seiner Frau Carmen zu Schrott gefahren. Unverzeihlich! Zwei Tage musste der kölsche Jung Robert bei dem Arzt unterschlüpfen - als berlinernder Arzt und als russische Wahrsagerin. Zum Schlapplachen.

Während Carmen und Nina auf Einkaufstour waren, rückte Nachbarin Uschi (neu in der Theatercrew: Manuela Zessin) Doktor Siegfried auf die Pelle. Und Peter setzte seine Biologiestudien mit Franzis Unterstützung am lebenden Objekt fort: "Meine Biorezeptoren rotieren..." Aber vorher fragte Franzi an der Tür: "Bin ich hier richtig bei Neuhoff?" Meinte Opa Otto: "Net janz, Neumann ist mein Name. Aber beide Namen sind Programm. Neumann steht für neugeborener Mann und Neuhoff für neue Hoffnung für Honnef."

Das Ende vom Lied? Für Carmen gab es einen Bugatti, Baujahr 1947, ebenso die Villa auf Mallorca, und über vier weitere Millionen verfügte ihr Robert auch. Carmen: "Du darfst mich küssen!"

Und Franzi? Die meinte: "Peterle, so einen Bugatti möchte ich auch haben!" - "Alles, mein Schatz! Ich werde dir ganz Selhof zu Füßen legen!" Nach dieser tollen Leistung lag jedenfalls der Theatergruppe des Bürgervereins ganz Selhof zu Füßen. Der Saal tobte.

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