Im Wohnzimmer des Adenauerhauses Vom Mauerfall bis zum Klimawandel

Rhöndorf · Beim Familienfest zum Lesefest „Käpt’n Book“ im Adenauerhaus ging es auch um aktuelle Themen.

 Lesung mit Bewegung: Die Autorin Margit Auer liest im Adenauerhaus aus ihrer Kinderbuchreihe „Die Schule der magischen Tiere“.

Lesung mit Bewegung: Die Autorin Margit Auer liest im Adenauerhaus aus ihrer Kinderbuchreihe „Die Schule der magischen Tiere“.

Foto: Frank Homann

Da Konrad Adenauer sieben Kinder hatte, hat das Wohnhaus des ersten Bundeskanzlers in Rhöndorf wohl einigen Trubel erlebt. So viel wie beim Familienfest innerhalb des „Rheinischen Lesefests Käpt’n Book“ aber wohl kaum.

Mehr als 20 Sieben- bis Zehnjährige saßen im Wohnzimmer des Adenauerhauses auf dem Teppich und umringten Märchenerzählerin Maggy Ziegler alias „Griseldis“. Mit einem Prinzen mit Eselsohren und einem venezianischen Kaufmann begleiteten sie sie auf eine Fantasiereise nach China, Portugal, Afrika und in die Südsee. „Die Atmosphäre des Hauses ist so voller Geschichte und Geschichten, dass man hier gut lesen kann. Man spürt, wenn in einem Haus gelebt worden ist, denn das Leben schreibt die Geschichten“, sagte Ziegler.

Viel Geschichte und noch mehr Geschichten hielt das dem Wohnhaus vorgelagerte Museum an diesem Tag für die Besucher bereit, in dem jede Etage vor allem von Kindern im Grundschulalter in Beschlag genommen wurde. Haupttreffpunkt war das Obergeschoss, in dem Autoren und Illustratoren Lesungen abhielten. Auf den Treppenstufen saßen Eltern mit ihren Kindern und fragten sich: Welches war Konrad Adenauers Autokennzeichen? Womit machte er sich frühmorgens munter? Und: Leben Pinguine in der Arktis oder der Antarktis?

Quizspiele für Kinder und Erwachsene gehörten zum Programm des Aktionstags, und es war sogar erlaubt, Kuchen im Museum zu essen. Lange Basteltische standen inmitten von Schaukästen, Infotafeln und Exponaten. Kinder malten und bastelten mit Farbe, Papier und Kleber, Gläsern, Luftballons und Strohhalmen. Multimedial und actionreich gestalteten die Autoren ihre Präsentationen: mit Bildern à la Erzählkino oder Suchbild, Filmausschnitten und mehr.

Wie die Jungen und Mädchen in ihrer Kinderbuchreihe „Die Schule der magischen Tiere“ standen die Kinder nach Ansage von Autorin Margit Auer im Museum auf und machten zwischendurch Bewegungsübungen, joggten auf der Stelle, gingen in die Knie und streckten die Arme. So groß war der Andrang, dass der Raum aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste.

Illustratorin Nina Dulleck berichtete wenig später, dass eine Dokumentation sie auf die Idee zu ihrem Buch „Boje hebt ab. Wer sagt, dass Pinguine nicht fliegen können?“ brachte. Und gerne hörten die Kinder von dem kleinen verfressenen Pinguin, der fliegen möchte. Sie lernten von Dulleck Zeichentricks. Etwa den mit der Bohne, aus der man alle möglichen Tiere zeichnen kann. Dazu hatten Jule, Justus, Janesh und Co Zeichenbretter auf den Knien und Bleistifte in der Hand und versuchten, der Illustratorin nachzueifern.

Eine Mauer bauten Franziska Gehm und Horst Klein zwischen den Zuschauerreihen auf, als sie ihr reich illustriertes Bilderbuch „Hübendrüben. Als deine Eltern noch klein und Deutschland noch zwei waren“ über das geteilte Deutschland aus der Perspektive von Max aus dem Westen und seiner Cousine Maja aus dem Osten Deutschlands vorstellten. Die Kinder machten Bekanntschaft mit der Puppe Pittiplatsch aus der DDR-Sandmännchen-Sendung und der Sesamstraße, Alltag, Schule und Essen hüben und drüben, wurden zu Grenzbeamten und Demonstranten ernannt und trugen Transparente mit den Forderungen „Freiheit“ und „Demokratie jetzt oder nie“.

Nicht nur der Mauerfall war Thema, auch den Klimawandel griff Ethnologin Jana Steingässer mit ihrem Buch „Paulas Reise – oder wie ein Huhn uns zu Klimaschützern machte“ auf. Anhand der Familienreise mit Paula auf den Spuren des Klimawandels machten die Kinder Natur- und Umwelterfahrungen.

Das war für die neunjährige Lena das Beste am Lesen: Dass man es sich mit einem Buch und einem Elternteil „im Bett oder auf dem Sofa gemütlich machen kann, und hat hinterher das Gefühl, man ist einmal um die ganze Welt gereist“. sim

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