Martini Markt in Bad Honnef Von "Strategen" und "Gourmet-Romantikern"

Bad Honnef · Zum fünftägigen Martini Markt kommen Zehntausende Besucher nach Bad Honnef. Die Veranstalter ziehen eine positive Bilanz. Unser Autor betrachtet augenzwinkernd die Besuchertypen.

 Der Martini-Markt in Bad Honnef.

Der Martini-Markt in Bad Honnef.

Foto: Benjamin Westhoff

Fröhliche Menschenmassen, überall Autos, literweise Rindenmulch – der Martini Markt ist ein Spektakel, das in Bad Honnef seinesgleichen sucht. Jedes Jahr aufs Neue befindet sich die Stadt fünf Tage lang im Ausnahmezustand: „Bombengranatenvoll“ sei es einmal mehr gewesen, sagte Martini Markt-Schöpfer Jürgen Kutter. Mehr als 70 000 Besucher seien bis Samstagabend gekommen, am Sonntag dann noch mehr – erneut ein Erfolg auf der ganzen Linie. Grund genug, sich einmal denjenigen zu widmen, die den Vorweihnachtsmarkt überhaupt erst zum überregional bekannten Event gemacht haben: die Martini-Pilger selbst. Eine augenzwinkernde Betrachtung der Besuchertypen, die Honnef in dieser Woche bevölkerten.

Die Weihnachtsmänner. Geschenke im Herbst? Nun ja, Pünktlichkeit ist bekanntlich eine Tugend, eine deutsche noch dazu. Wie wäre es etwa mit exotischen Dekorationen aus aller Welt? Händler Jens Frielinghaus hatte genau das Richtige parat: Wildlilien aus Indien, Saheläpfel aus Nigeria und unzählige weitere Schätze. An der Kirche bot Klaus Klasen aus Troisdorf seine Flechtkunst an, Bodenbrüter-Nisthilfen aus Weidenzweigen. Der heimliche Star seines Sortiments: das geflochtene Nist-Schweinchen „Schnitzel“.

Derweil lud das Caritas Baby-Hospital Bethlehem zur Verkostung von Messa-, Daboukey- und Baladie-Weinen aus dem Heiligen Land ein – und besonders faire Weihnachtsmänner kauften Kaffee und Tee beim Eine-Welt-Laden.

Die Bummler. Ihr Motto: Sich erst einmal nur inspirieren lassen. Nicht nur der Markt selbst hatte etliche Kleinigkeiten und Kuriositäten zu bieten – auch die Geschäfte profitierten vom Besucherstrom. Ganz bewusst hatte Jürgen Kutter bei der Auswahl der Aussteller darauf geachtet, keine Überschneidung zum örtlichen Gewerbe zuzulassen. Die Läden, so schien es, hatten sich zum Dank noch einmal besonders herausgeputzt – und nicht wenige Gäste nahmen sich Zeit, ganz entspannt an den Geschäften entlang zu spazieren.

Die Strategen. Effizienz war für manche das Stichwort des Abends. Denn über Geschmack ließ sich streiten, über die enorme Bandbreite des Marktes nicht: Naturseife, Christbaumschmuck, Porzellan-Lichthäuser, Kleidung, Felle, Taschen, Hüte und, und, und. Um dieser Opulenz Herr zu werden, hatten sich einige besonders Gewiefte einen detailgenauen Plan für den Marktrundgang erarbeitet. „Komm, wir gehen mal da lang“, rief eine Frau ihrer Freundin zu und zeigte Richtung Linzer Straße. „Ne, da hinten ist der Markt zu Ende“, antwortete die. „Wir gehen jetzt an der Kirche runter Richtung Marktplatz und von da zur Post, dann kriegen wir das Beste mit, sind um halb acht durch und haben vielleicht noch Zeit für einen Glühwein.“

Die Minions. Die sind in der Regel genauso klein wie jung und von allem, was duftet, glänzt oder glitzert, begeistert – zu erkennen an vielen „Oooh“ und „Aaah“. Finden den Geruch von Glühwein super und sehen nicht ein, dass sie nichts abbekommen. Mit Waffeln temporär ruhigzustellen, aber nur mit einer extra Portion Sahne.

Die Gourmet-Romantiker. Da saßen sie, die Glühwein-, Bier- und Punschgläser in der Hand, im Lichte des hölzernen Riesenrads dicht zusammengedrängt, und saugten die magische Atmosphäre auf. Den Weihnachtsduft in der Nase, die Blicke verträumt, die Churros, Waffeln und Currywürste auf den Tellern noch dampfend.

Die Überall-Parker. Leider. Denn auch in diesem Jahr war die Aussicht auf einen Parkplatz in Marktnähe für manche Besucher wohl zu verlockend, um dem Parkverbot widerstehen zu können – trotz des kostenlosen Shuttle-Services. Zeitweise stockender Verkehr und eine Handvoll abgeschleppter Fahrzeuge waren die Folge. „Mal ehrlich: Wir waren alle in der Fahrschule, wir kennen alle die Verkehrsregeln“, sagte Jürgen Kutter. „Wenn man vom Markt zurückkommt und das Auto ist weg, ist man selber Schuld.“

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