Rückblick Wally Feiden: "Man kann täglich gestalten"

BAD HONNEF · Bürgermeisterin zieht bei einer Stadt-Tour Bilanz ihrer zehnjährigen Arbeit.

Als Uwe Harperath vor dem Rathaus den Motor des Kleinbusses anwirft, zeigt der Tacho den Kilometerstand von 27.377. 39 Kilometer und zweieinhalb Stunden später, nach Ausblicken auf die schöne Innenstadt, auf viele fertige und teils im Bau befindliche neue Häuser und das Gewerbegebiet Dachsberg, sagt Wally Feiden: "Das wollte ich zeigen: Auch wenn es hier nicht diese Großprojekte gibt wie in Königswinter mit der Regionale 2010 - von Stillstand kann keine Rede sein."

Am 22. Juni wird Feiden ihren Schreibtisch an einen Nachfolger übergeben. Für ihre Bilanz in Form einer mobilen Pressekonferenz griff sie bauliche Entwicklungen heraus als eines der vielen Felder, die sie zehn Jahre lang als Bürgermeisterin beackert hat.

Der erste Eindruck im Bus: Es holpert am Saynschen Hof. Das gilt auch im übertragenen Sinne. "Mein Vorgänger hat mir 2003 viel Glück bei der Lösungssuche gewünscht", so Technischer Beigeordneter Jopa Vedders. Beschieden war dies der Stadt, angesichts vieler Privateigner, noch nicht: Hinterhof bleibt Hinterhof.

Dennoch sei die Stadtentwicklung weit weniger holprig als manche Straße. Feiden: "Es nervt mich, wenn es heißt, hier tue sich nichts." Wenn auch "einiges weiter sein müsste", etwa die Entwicklung des Post-Areals. Die gute Nachricht dazu: "Dort geht es akut weiter."

Problem bei vielen Projekten sei: Oft brauche es mehr als einen Investor oder Planer, bis Vorhaben fruchteten - und viel Kärrnerarbeit hinter den Kulissen. Beispiel Wäscherei Mesenholl: Fünf positive Bauvoranfragen gab es, geworden sei daraus nichts. Und das, obwohl der Kreis bestätigt habe, dass dort keine Altlasten lägen. "Sicher, es gab auch Enttäuschungen."

Das Stocken in der Sporthallenfrage gehöre dazu und das Nein zum Nationalpark, das sie als überzeugte Demokratin aber akzeptiere. Auch für den Aegidiusplatz, "heute fast nur noch Parkplatz", hätte sie sich anderes gewünscht.

Auf der Haben-Seite seien Ansiedlungen am Himberger Kreisel oder Maßnahmen aus dem Konjunkturpaket II samt Kunstrasen in Rottbitze. "Bad Honnef war NRW-weit die zweite Kommune, die einen Katalog vorlegen konnte. Und der Verwaltungsvorschlag wurde vom Rat einstimmig angenommen", so Feiden.

War das Amt eine Last? "Nein, es hat mir nichts ausgemacht", weder die langen Tage, noch die vielen Termine. "Es gibt, wenn man das so salopp sagen darf, keinen besseren Job. Nur zwei Dinge gehen nicht: Hunger und frieren. Müde war ich nie." Oft werde vermutet, sie sei froh, dass es vorbei ist. "Nein, bin ich nicht. Aber man muss dem Alter Tribut zollen."

Ihr Amt, darauf legt sie großen Wert, hat die Menschen im Zentrum: Ob bei den Vereinen, bei Jubilaren, als Chefin im Rathaus, der in Personaldingen nicht immer alles leicht gefallen sei, aus allen Begegnungen schöpfe man Kraft und Bestätigung. "Nur im Rathaus sitzen", das wollte sie nie. Und: "Mir ging es auch darum, das Wir-Gefühl in der Stadt zu stärken."

Und der Stadtrat, dessen Farbenlehre aus roter Bürgermeisterin und schwarz-gelb-grüner Mehrheit das Wort Blockade hoffähig machte? Feiden weist das für die Verwaltung von sich. Selbstbewusstsein demonstriert sie auch zum Streitthema Wirtschaftsförderung: Wer, wie Bad Honnef, kein Geld für hoch dotierte Manager habe, müsse "andere Wege finden".

Zahlen wie 1000 neue versicherungspflichtige Arbeitsplätze in ihrer Amtszeit belegten, dass viel passiert sei. Hinzu komme das Netzwerk "vieler engagierter Bürger", in das sie sich ehrenamtlich, "aber keinesfalls politisch" nach gemessener Zeit einbringen wolle: "Es ist wichtig, die Stadt als lebenswert darzustellen.

Das schätzen auch Investoren." Nicht umsonst schlage Honnef dem Bevölkerungsrückgang mit konstant über 27.000 Menschen ein Schnippchen. Feiden: "Man kann gestalten, jeden Tag" - auch, wenn es nicht um plakativ geforderte, ganz große Würfe gehe.

Zur Person##ULIST##

Wally Feiden wurde am 4. November 1940 in Bockau in Schlesien geboren. Nach der Vertreibung wuchs sie in Niedersachsen auf. In Bonn studierte sie Germanistik und Anglistik und arbeitete als Journalistin.

  • 1976 zog sie mit ihrer Familie nach Aegidienberg. 1978 trat sie in die SPD ein. Bereits im Jahr darauf engagierte sie sich in der Bad Honnefer Kommunalpolitik. Von 1984 bis 2004 war sie Ratsmitglied. 2004 entschied sie die Stichwahl um das Bürgermeisteramt gegen Peter Brassel für sich.
  • Als sie 2004 erstmals gewählt wurde, sah das Gesetz vor, dass Wahlbeamte mit Vollendung des 68. Lebensjahres in den Ruhestand gehen. Damit hätte Feiden im November 2008 aufhören müssen. Dann wurde die Amtszeit für Bürgermeister und Landräte auf sechs Jahre an- und die Altersgrenze aufgehoben. Feiden trat erneut an und wurde bis November 2014 gewählt. Im November 2013 erklärte sie, ihr Amt vorzeitig zur Verfügung zu stellen, so dass nun Kommunalparlament und Bürgermeister an einem Termin gewählt werden.
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