Jesuskind erreicht die Krippe Weihnachtstradition in Bad Honnef

Bad Honnef · Seit vielen Jahren pflegen Gemeindemitglieder von Sankt Johann Baptist Bad Honnef die Tradition des Christkindtragens. Am 24. Dezember kommt das annähernd 100 Jahre alte Fatschenkind in der Christmette in Sankt Johann Baptist an sein Ziel.

 Andächtig geben die Mädchen und Jungen im katholischen Kindergarten Sankt Aegidius das Fatschenkind weiter und beteiligen sich so am Christkindtragen.

Andächtig geben die Mädchen und Jungen im katholischen Kindergarten Sankt Aegidius das Fatschenkind weiter und beteiligen sich so am Christkindtragen.

Foto: Frank Homann

Als hätten sie zerbrechliches Porzellan in den Händen. Ganz vorsichtig reichten die Mädchen und Jungen aus dem Katholischen Kindergarten Sankt Aegidius den geflochtenen Korb weiter, schauten ehrfürchtig auf den Inhalt. Gemeindereferentin Elisabeth Schmitz hatte den Kindern für eine Nacht das Jesuskind gebracht. Es war eine der Stationen des Jesuskindes, das am heutigen Heiligabend in der Christmette in Sankt Johann Baptist ankommt.

Elisabeth Schmitz erzählte den Kindern die Geschichte von Maria und Josef und schilderte deren Odyssee nach Bethlehem, Josefs Heimatort. Dort mussten sie sich melden, denn der römische Kaiser Augustus hatte eine Volkszählung angeordnet. Kein Platz war mehr zu finden in den Herbergen. „Aber Ihr wisst schon, wo die beiden hingegangen sind?“, fragte Elisabeth Schmitz. „In den Stall“, rief ein Junge. Wo Jesus geboren wurde.

Pfarrer Franz Lurz begründete die Tradition

„Wir nehmen das Jesuskind und bringen es von Haus zu Haus“, so die Gemeindereferentin, die seit Jahren diesen Brauch betreut, den Kindern und den Erzieherinnen Nicole Döring, Vanessa Lange und Essodina Kondo-Ani aus Togo, die ein Freiwilliges Soziales Jahr ableistet. Pfarrer Franz Lurz hatte das Christkindtragen einst in Bad Honnef eingeführt. Schmitz: „Das Weiterreichen des Jesusleins soll dabei die Annahme des Gottessohnes auch in der heutigen Zeit versinnbildlichen.“ Seitdem auch Aegidienberg zum Pfarrverband gehört, hält sich das Kind auch einige Nächte dort oben auf.

Die Kinder wetteiferten, nachdem sie das Christkind in Augenschein genommen hatten, den passenden Platz für die Nachtruhe zu finden. Emilia (3) hätte das Kindchen am liebsten mit nach Hause genommen. Die vierjährige Lotta schlug vor, den Korb in ein ruhiges Zimmer zu stellen. Mit Olivia, Eleonora und Valeria trug Lotta ihn dann aber zur Fensterbank. Elisabeth Schmitz: „Das ist ein schöner Platz, da kann das Jesuskind nach draußen schauen.“

Kindergärten beteiligen sich

Das Christkind hat viel gesehen, seit es nach der Familienmesse am ersten Advent unterwegs ist. Sein Reisetagebuch, in das alle sich eintragen, die ihm Unterkunft gewähren, spricht Bände. So war das Kind in den katholischen Kindergärten von Sankt Johann Baptist, von Selhof und von Rhöndorf, bei der kfd, im Familienkreis, der dem Kind schrieb: „Wir haben uns sehr gefreut, dich als Gast zu haben.“

Die Kinder aus Aegidienberg überlegten am nächsten Morgen, welche Wünsche sie dem Kind mit auf die Reise geben und ins Tagebuch schreiben. Sie sangen Lieder, Gedichte wurden rezitiert. Später brachte eine kleine Abordnung um Kindergartenleiterin Eva Nowka die wertvolle Fracht in das Seniorenheim Franziskus, zu den alten Menschen. „Tschüss“, sagten Palina (5) und Valeria (3).

Geschenk der Schwestern vom Guten Hirten

„Wir freuen uns, dass unser Jesuskind auch in Aegidienberg unterwegs ist, seitdem wir den Pfarrverbund haben“, betonte Gemeindereferentin Schmitz. Krönender Auftritt: die Familienmesse am Heiligen Abend in der Pfarrkirche Sankt Johann Baptist. Bis 2014 kehrte das Jesulein früher anschließend ins Geistliche Zentrum Heiligkreuz zurück. Die Schwestern vom Guten Hirten hatten die Figur stets für diesen Zweck ausgeliehen. Als das Kloster Heiligkreuz geschlossen und Oberin Irmina verabschiedet wurde, übergab sie das Christkind der Pfarrgemeinde für immer.

Die Ordensfrau verriet einmal, dass die Figur ein Fundstück war. Es lag in der großen Truhe einer Novizin aus Bayern und soll mehr als 100 Jahre alt sein. Bei dem Jesuskind handelt es sich um ein Fatschenkind. Der grob modellierte Körper wurde gefatscht, also eng gewickelt. Novizinnen bekamen eine solche Jesuskind-Darstellung als „Trösterlein“ mit auf ihren Weg. Jetzt ist es Jahr für Jahr im Advent als Christkind unterwegs in Bad Honnef.

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