Theater-Premiere in Selhof Wenn der Saal Kaiser zum Irrenhaus wird

SELHOF · "Einer spinnt immer" – jedenfalls auf der Bühne im Saal Kaiser in Selhof. So lautet nämlich der Titel des Stücks, das die Theatergruppe des Bürgervereins für die traditionelle Dreikönigs-Veranstaltung einstudiert hat. Am Samstag ist Premiere.

 Große Besetzung: Auf der Bühne geht es sehr temperamentvoll zu.

Große Besetzung: Auf der Bühne geht es sehr temperamentvoll zu.

Foto: Frank Homann

Die Posse spielt obendrein in der „Pension Kaiser“, die kurzerhand als privates Nervensanatorium deklariert wird. Es geht zu wie in einem Taubenschlag bei diesem Dreiakter, der natürlich auch wieder mit Lokalkolorit gespickt ist. Elf Darsteller stehen auf der Bühne, und sogar Regisseurin Erika Bös spielt erstmals mit. „Wir haben ein Stück mit vielen Rollen ausgewählt, damit viele aus unserer Truppe die Möglichkeit zum Auftritt haben“, sagt die Chefin.

Als Kind schlüpfte die Diplom-Pädagogin schon in Rollen wie die der Witwe Bolte. Jetzt mimt sie die Wirtin Lieselotte Kaiser, und bei den Proben verfolgte sie, wenn sie nicht gerade oben stand, alles vom Zuschauerraum aus. Im Souffleurkasten sitzen Inge Ivan, Anke Söhnle-Krey oder Jörg Söhnle und geben Stichworte, wenn es mit dem Text hakt. Aber alle haben den Ehrgeiz, dass zur Premiere jeder Satz sitzt.

Täglich wurde in der Endphase der Vorbereitungen geprobt und gefeilt, meist über drei, vier Stunden. Und die Akteure wurden dabei bestens versorgt, wenn sie von der Arbeit kamen und noch nichts gegessen hatten. Anneliese Thiebes, die gerade 88 geworden ist, sorgte stets für Schnittchen. „Sie hat sogar für uns Plätzchen gebacken“, lobt Nadine Batzella die rührige alte Dame aus dem Team der Gaststätte Kaiser um Mia Zapla-Kaiser.

Nadine Batzella ist die dienstälteste Schauspielerin mit der 19. Rolle. Ihr Bruder im echten Leben, Klaus Mastallerz, hat seine 15. Aufführung. Die beiden stellen Sieglinde und Ladislaus Locke dar, Nichte und Neffe der Pensionswirtin. Er nervt seine Tante mit seinem Traum vom Schauspielerdasein. Denn: Er hat ein Sprachproblem. Wie Klaus Mastallerz das im temperamentvollen Spiel nie vergisst, ist erstaunlich. „Ich tausche schon im Alltag die Buchstaben. Mein Chef Patrick Becker wunderte sich schon, aber er lacht darüber.“ Bei der Premiere wird er es im Stück verfolgen, wenn sein Mitarbeiter Sätze sagt wie: „Schicksan – so nimm denn deinen Nauf!“

In der Pension logieren exzentrische Gäste

Tante Lieselotte hat allerdings nicht nur mit ihrem Neffen und den Gästen eine Menge um die Ohren, sondern auch Geldsorgen. Sieglinde tut alles dafür, dass Tantchen unter die Haube kommt. Ausgesucht hat sie praktischerweise den wohlhabenden Pensionär Otto Ofenloch, der unbedingt ein Irrenhaus von innen kennenlernen möchte. Als Adresse wird ihm die Pension Kaiser untergejubelt. Hier lernt Otto zwar harmlose, aber exzentrische Gäste kennen, und auch die Pensionswirtin, die ihm aus dem echten Leben vertraut ist: Norbert Bös ist Ehemann der Regisseurin. Herrlich, als Stadtverwaltungsmitarbeiter Norbert Grünenwald als Weltenbummler Julius Ludwig aufkreuzt und über seine Erlebnisse als Löwenbändiger berichtet.

Und die Damen liegen ihm zu Füßen: die Schriftstellerin Christine Frank etwa, die von Ehefrau Karin gespielt wird. Umgarnt wird der Weitgereiste ebenso wie Otto auch von zwei mannstollen Weibsbildern, die versuchen, einen Kandidaten in den Hafen der Ehe zu zerren: Hausbesitzerin Florence Wipperling, dargestellt von Ruth Hessler, sowie Ria Baleno, die von der kernigen Manuela Zessin mit deftiger Mundart gemimt wird. Vor denen ist kein Kerl sicher.

Da sind noch Ottos Neffe Dietrich, den Karsten Neumann spielt, und Florences Bruder Kevin Wipperling, dessen Rolle Reiner Randerath-Neumann übernommen hat – ein Neuling auf der Bühne, dafür aber schon sehr sicher. In der Pension wohnt auch Major a.D. Egon von Schönborn, eine Figur, die Ralf Batzella auf den Leib geschneidert ist. Der Major hat angeblich alle Schlachten geschlagen. Als Otto die Anstalt schließt, glaubt er, die „Irren“ endlich los zu sein.

Weitere Aufführungen im März

Den Überblick verlieren nie: Claus Plum als Inspizient sowie Stefan Meyer und Marco Menden, für Technik und Beschallung zuständig. Für die Bühne verantwortlich sind Norbert Bös, Arthur Renner, Rolf Kolfenbach und Michael Raffauf. Hannelore Plum besorgt Maske und Kostüme, dabei hilft Uli Neffgen vom Tambourcorps „Frei weg“.

Premiere feiert die Theatergruppe mit dem Stück „Einer spinnt immer!“ am Samstag, 7. Januar, 19.30 Uhr. Weitere Aufführungen sind am Sonntag, 8. Januar, 16 Uhr, im Saal Kaiser, Selhofer Straße 42, sowie am Samstag, 18. März, 19.30 Uhr, im Honnefer Kursaal.

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