Weltklimakonferenz am Hagerhof Wenn Schüler zu Delegierten werden

Bad Honnef · Viele kleine Schritte ergeben einen langen Weg. Ein solch langer Weg ist das global bedeutsame Thema CO2-Reduktion. Und was ist ein kleiner Schritt?

 Otto Ulrich erklärte den Schülern die Vorgehensweise beim Spiel "Cooling down".

Otto Ulrich erklärte den Schülern die Vorgehensweise beim Spiel "Cooling down".

Foto: Homann

"Die Tür zum Foyer steht schon wieder offen. Würde jeder daran denken, sie zu schließen, wir würden wieder jede Menge CO2 einsparen. Das ist ein kleines Beispiel dafür, wie wichtig es ist, dass sich das Bewusstsein ändert", sagte Michael Laufer, Geschäftsführer des Schulträgers Schloss Hagerhof GmbH & Co. KG.

Das Bewusstsein ändern, den Blick schärfen für die Bedeutung der internationalen Klimaschutz-Ziele für jeden einzelnen, darum ging es in der Aula der Schule. Im Vorfeld der 20. UN-Klimakonferenz, die am 30. November in Paris beginnt, trafen sich dort Schüler zu einer alternativen Weltklimakonferenz "Cooling down".

Globales Ziel mit lokaler Bewandtnis: Beleg dafür, dass jeder seinen Beitrag leisten kann, liefert auch die Schule. Seit 1990 schon verfolgt der Hagerhof eigene Klimaschutz-Ziele (siehe Kasten). Die Schüler näherten sich dem Thema spielerisch, nicht jedoch, ohne den ernsten Kern aus den Augen zu verlieren.

Bei dem Brettspiel "Cooling down" sitzen die sechs Regionen der Welt an einem Tisch - ganz wie bei einer echten Weltklimakonferenz. Das Ziel ist hoch gesteckt, erläuterte der Ingenieur und Sozialwissenschaftler Otto Ulrich, der das Spiel entwickelt hat: Bis 2050 sollen die weltweiten CO2-Emissionen um 50 Prozent reduziert werden.

Das Besondere an dem Spiel, das 2009 erschienen ist und vor allem an Schulen und Universitäten eingesetzt wird: Es basiert auf realistischen Daten, wie sie auch die gut 10 000 Delegierten der "echten" Weltklimakonferenz vorliegen haben. Es zeigt sich schnell: Die Suche nach einem Konsens ist ein hartes Geschäft. Nicht umsonst seien die vergangenen Weltklimakonferenzen und sei das Erreichen des hohen Ziels bisher gescheitert, so Ulrich zu den Schülern.

Die testeten derweil anhand von Dialogkarten, wie es aussieht, wenn man bei gänzlich unterschiedlichen Ansätzen zu einem Konsens finden soll. Wie soll der Hunger in der Welt bekämpft werden? Durch den verstärkten Anbau von gentechnisch erzeugten Lebensmitteln oder doch besser durch eine gerechtere Umverteilung der Güter?

"Cooling down" zeigt, dass die größte Herausforderung im permanenten Verhandeln, Kooperieren und Entscheiden liegt. Und, so Ulrich, "dass, wenn dann entschieden ist, alle die Konsequenzen tragen müssen": Bei "Cooling down" geht es um Weltbewusstsein und darum, welche Folgen mehr oder weniger kooperatives Verhalten für die Menschheit hat. Und um den Beitrag eines jeden einzelnen. "Wir dürfen nicht auf die Politik warten", so Dirk Krämer, Lehrer für Physik und Mathematik. "Cooling down" geht alle an, und jeder noch so kleine Schritt ist wichtig für den Weg.

Klimaschutz und Nachhaltigkeit am Hagerhof

2013 beschloss der Deutsche Bundestag, den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2020 um 40 Prozent zu reduzieren. Während das Erreichen des allgemeinen Ziels fraglich scheint, ist der Hagerhof der gleichlautenden Eigenverpflichtung bereits sehr nahe. Ein Blockheizkraftwerk erzeugt Energie; überschüssiger Strom geht ins lokale Netz. Alle Erweiterungen am Gebäude wurden mit guter Wärmedämmung versehen; das Dach wurde thermisch gedämmt. Bewegungssensoren etwa an der Beleuchtung tragen zu weiteren Einsparungen bei.

So gelang es, den CO2-Ausstoß innerhalb der letzten 15 Jahre um 37 Prozent zu senken. Um die restlichen drei Prozent zu erreichen, sollen etwa die noch nicht erneuerten Fenster im Schloss ausgetauscht werden, angesichts des Denkmalschutzes und erforderlichen Sonderanfertigungen ein hoher Aufwand.

Die Glasbaufassade der Schule soll durch eine gedämmte Verglasung ersetzt werden. Eine Stromtankstelle für Elektroautos, die mit Strom aus dem Blockheizkraftwerk gespeist wird, ist geplant. Lehrer Dirk Krämer: Auch "Verhaltensänderungen" seien wichtig. Der Hagerhof ist seit 2003 Agenda-Schule. Jede Klasse hat einen Umweltbeauftragten, und Nachhaltigkeit ist Thema in AGs und im Regelunterricht.

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