Glosse "Whatsapp" ist das neue Rauchen

Es reicht! Dieses ständige Vibrieren! In der Hosentasche, in der Jackentasche, auf dem Schreibtisch, auf dem Nachttisch, auf der Arbeit, in der Kneipe - manchmal wird das Schlaufon (auch bekannt als Smartphone) zum Vollzeit-Nervtöter.

Das Icon von "WhatsApp"

Das Icon von "WhatsApp"

Foto: dpa

Vor allem, wenn man Mitglied in diversen Gruppen bei dem Chat-Programm "Whats-app" ist. In solchen haben sich meist vermeintlich Gleichgesinnte zusammengeschlossen, weil sie aus demselben Sportverein kommen, einen Freundeskreis bilden oder einfach nur ein Faible für das Verbreiten noch so banaler Nachrichten an eben jene anderen Gruppenmitglieder haben. So weit, so unspektakulär.

Aber das digitale Bombardement, dieser Dauerbeschuss aus Buchstaben, Smileys und Bildern - er nimmt einfach überhand. Bei jeder Nachricht ein Brummen, zumindest ein aufleuchtendes Display, das zum Hinschauen nötigt. Montags und dienstags wird das Wochenende rekapituliert, mittwochs und donnerstags jede Menge mehr oder weniger geschmackvoller Nonsens verbreitet, freitags das Wochenende geplant, samstags und sonntags eben jenes Wochenende in Echtzeit kommentiert, das es dann ab Montag wieder aufzuarbeiten gilt. Dazwischen wird noch kurz eine politische Diskussion geführt, Mutti fragt in der Familiengruppe, wer am Sonntag zum Kaffee kommt, die Nachbarin gründet eigens eine Gruppe, bestehend aus ihrem gesamten Telefonbuch, um zu einer Party einzuladen.

Insbesondere Letzteres ist grausam: 50 Menschen, ein Großteil davon sind einem persönlich völlig unbekannt, schreiben in einzelnen Nachrichten, ob sie kommen oder nicht, dass sie sich darüber freuen oder eben nicht, dass man das aber schon ganz bald unbedingt nachholen müsse, beziehungsweise was man denn noch mitbringen solle. Und ein schnuckeliges "Kussi" oder *freumichtotal* gibt's noch gratis hinterher. Der Gipfel der Frustration ist erreicht, wenn man das Programm nur öffnet, um ein einziges Herz-Symbol zu empfangen.

*freumichtotalnicht*

Es gibt ja Studien, die untersucht haben, wie viel Arbeitszeit durch Raucherpausen drauf geht. Nicht verwunderlich wäre, wenn neueste Untersuchungen zu dem Ergebnis kämen, dass der volkswirtschaftliche Schaden durch "Whatsapp"-Ablenkung am Arbeitsplatz noch größer wäre. "Whatsapp" ist das neue Rauchen - oder so ähnlich. Schlimm wird's natürlich, wenn der Arbeitnehmer Kette raucht und gleichzeitig noch in diversen Gruppen ist.

Gar nicht auf das Schlaufon schauen, ist aber auch keine Lösung. Dann ginge bei manchem die ganze Freizeit für das Abarbeiten folgender Nachricht drauf: "Sie haben 148 Nachrichten in 19 Chats." Da hilft nur Mut zur Lücke und austreten!

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