Wie geht man mit der Wildnis um?

Für Diskussionen sorgte das Thema Wildnisgebiete. Denn wie viel muss, soll und darf der Mensch dort eingreifen? Welches Vorgehen das Richtige ist, soll bei einem Gespräch im Düsseldorfer Umweltministerium geklärt werden.

Warum wird das Thema jetzt noch einmal neu diskutiert?

Stephan Schütte: Nach den bisherigen Plänen sollen Nadelholzbestände, die nicht zu den natürlichen Wäldern im Siebengebirge gehören, in Laubwald umgestaltet werden. Dazu waren Kahlschläge vorgesehen. Abgeschlossen sein sollte der Umbau im Wildnisgebiet 2025. Wir haben erkannt, dass das sowohl der Waldökologie als auch den besonderen Herausforderungen nicht gerecht wird.

Inwiefern?

Schütte: Es gibt hier viele Erholungssuchende, die einen kritischen Bürgerblick auf die Kahlschläge haben. Das ist auch gut so. Des Weiteren muss natürlich auch der Naturschutz besonders berücksichtigt werden.

Wie sehen die Pläne aus?

Schütte: Die Nadelholzbestände werden statt Kahlschlag jetzt intensiv durchforstet und die Bäume nach und nach entnommen. Im Halbschatten der durchforsteten Bestände wollen wir Buchen pflanzen. In Einzelfällen - also nur dort, wo sich die Böden besonders eignen - sollen auch Traubeneichen gepflanzt werden. Die müssen zu Beginn gepflegt werden, weil sie sehr viel Licht brauchen. Andererseits geben gerade Eichen vielen Tieren eine Heimat. Klar ist: Dieser Umbauprozess wird uns die nächsten 30 Jahre beschäftigen.

Welche Kritik gibt es?

Schütte: Dass das Nadelholz entfernt wird, steht fest. Danach aber stellt sich die Frage: Wie viel greifen wir ein? Ein bisschen, ein bisschen mehr oder gar nicht? Lassen wir Natur Natur sein oder sind wir unterstützend tätig, um die Artenvielfalt zu erhalten? Da gehen die Meinungen auseinander.

Was passiert nach 30 Jahren?

Schütte: Dann ist der Umbau abgeschlossen und wir überlassen die Natur sich selbst. Außer es würde eine akute Gefährdung bestehen, zum Beispiel, ein Baum droht auf einen Wanderweg zu stürzen. Dann würde er gefällt werden. Allerdings bliebe er als Totholz liegen, um im Verrottungsprozess einen Lebensraum für Insekten und Pilze zu bieten.

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