Neues Angebot getestet Wie gut funktioniert die Mitfahrbank in Bad Honnef?

Bad Honnef · Seit September gibt es in Bad Honnef das Projekt Mitfahrerbank. Wer auf einer der beiden Bänke sitzt, signalisiert: Ich möchte mitgenommen werden. Doch man braucht viel Geduld, wie der GA-Test zeigte.

Drei Grad zeigt das Thermometer an, der Himmel ist wolkenverhangen. Wenigstens regnet es nicht, denke ich, als ich mich auf die Mitfahrbank in Bad Honnef setze. Seit etwas mehr als drei Monaten gibt es die Möglichkeit, quasi per Anhalter von diesem Punkt an der Linzer Straße nahe der Hochschule in den Bergbereich der Stadt zu fahren. Auch in Aegidienberg ist an der Ecke Aegidienberger Straße/Köhlerstraße eine solche Bank installiert worden. Wer dort sitzt, signalisiert: Ich möchte in Richtung Tal mitgenommen werden.

Ich drehe das Schild auf „Aegidienberg“ und warte. Schon nach wenigen Autos setzt ein Fahrzeug wenige Meter vor der Bank den Blinker. Doch die Hoffnung auf die schnelle Mitfahrgelegenheit verpufft schnell. Der Mann am Steuer will nicht anhalten, sondern – so wie viele, die noch folgen werden – in die Straße abbiegen, die etwa 20 Meter hinter der Bank nach Aegidienberg und Asbach führt. Einige Autofahrer gucken zwar in meine Richtung, doch sie fahren vorbei.

Nach 13 Minuten hält ein Auto

Das ändert sich nach genau 13 Minuten, als wieder ein Blinker gesetzt wird und das Auto tatsächlich vor der Bank hält. „Soll ich Sie mitnehmen?“, fragt die Fahrerin. Ich bejahe und steige ein. „Ich habe hier noch nie jemanden sitzen sehen“, erzählt Karin Schmitz, Mutter von Zwillingen. Sie ist gerade auf dem Weg von der Krabbelgruppe nach Hause nach Rottbitze. Mindestens einmal in der Woche fahre sie an der Mitfahrbank an der Linzer Straße vorbei.

Viel genutzt wird das Angebot jedoch nicht. Auch die Stadt erinnerte an die Bank und appellierte an Autofahrer, „die Augen offen zu halten“ und Wartende mitzunehmen. Dass kaum einer anhält, scheint aber nur die eine Seite der Medaille zu sein. Es scheint auch nur selten jemand auf eine Mitfahrgelegenheit zu warten.

Es kostet Überwindung, einen Fremden mitzunehmen

„Das Problem ist, dass man die Leute nicht kennt“, glaubt Schmitz. Anders könnte das ihrer Meinung nach in kleinen Dörfern aussehen, wo jeder jeden kennt. „Wenn die Orte kleiner wären und familiärer, dann klappt das vielleicht.“ Doch kleine Dörfer sind Bad Honnef und Aegidienberg nicht. Ein anderer Grund, warum die Mitfahrbank ihrem Namen noch nicht gerecht wird: „Es kostet schon Überwindung, jemanden mitzunehmen oder bei jemandem einzusteigen“, meint die Mutter und verrät, dass sie selbst auch nicht jeden mitnehmen würde. Generell findet sie die Idee jedoch „total gut“.

Hermann-Josef Hinsenkamp vom Verein „Hauptsache Familie – Bündnis für Bad Honnef“, der die Kosten für die Bänke übernahm, sieht „eine gewisse Resonanz“ auf das Angebot. „Aber es ist nicht so viel, wie wir uns das vorgestellt haben“, gibt er zu.

Vorsichtshalber ein Blick in den Busfahrplan

In Aegidienberg angekommen, steuere ich die dortige Mitfahrbank an, klappe das Schild mit meinem Zielwunsch auf und warte. Schon nach wenigen Minuten ist klar: Hier fahren deutlich weniger Autos als unten an der Linzer Straße. Ich befürchte, dass das die Wartezeit erheblich verlängern könnte, und suche schon mal nach einer Busverbindung. Für den Notfall, man weiß ja nie.

Nach einer Viertelstunde kommt ein Mann und setzt sich ebenfalls auf die Bank. Er wohne in der Nähe, sagt er. Gesehen habe er auf dieser Bank noch niemanden. Das macht mir wenig Hoffnung. „Sie können hier bis zum Abend warten. Da kommt keiner“, lautet die düstere Prognose des Mannes, der anonym bleiben möchte. Die Temperaturen sind immer noch winterlich.

Initiatoren ermuntern, das Angebot zu nutzen

Doch es kommt anders: Noch eine Viertelstunde später hält ein Auto. Sandra Voss öffnet mir die Beifahrertür und nimmt mich mit nach Bad Honnef. „Ich habe mich gefreut, dass das jemand in Anspruch nimmt“, sagt die Rhöndorferin. Zweimal am Tag komme sie dort vorbei, aber bislang habe sie noch niemand dort sitzen sehen. „Eine gute Hilfe“ nennt sie das Angebot, sagt aber auch: „Wenn es dunkel ist, weiß ich nicht, ob ich jemanden mitnehmen würde.“ Und fügt scherzhaft hinzu: „Man kennt das ja aus Krimis.“

Im Tal in Bad Honnef lässt sie mich aussteigen. Für mich endet hier nicht nur der Mitfahrbank-Test, sondern auch die letzte von drei interessanten Begegnungen. Diese haben gezeigt, dass die Honnefer dem Projekt gegenüber durchaus aufgeschlossen sind. Nun fehlen nur noch die Menschen, die das Angebot annehmen. Auch Hermann-Josef Hinsenkamp ermuntert noch einmal dazu, die Mitfahrbänke zu nutzen und Wartende auch mitzunehmen.

Wer sich auf die Bänke setzt, braucht jedenfalls zwei Dinge: Geduld und bei den aktuellen Temperaturen warme Kleidung.

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