Bad Honnef Wie kann der Stadtwald vom Projekt Chance 7 profitieren?

BAD HONNEF · Chance 7: Der Begriff steht für ein Großprojekt, bei dem in der Natur- und Kulturlandschaft zwischen Siebengebirge und mittlerer Sieg Biotopverbundsysteme geschaffen und so Lebensräume und Populationen von Arten erhalten und optimiert werden sollen.

 Unter Leitung von Josef Klöckner (r.) und Bernd Schwontzen (l.) schauen sich die Ausschussmitglieder im Wald um.

Unter Leitung von Josef Klöckner (r.) und Bernd Schwontzen (l.) schauen sich die Ausschussmitglieder im Wald um.

Foto: Melsbach

2010 hat der Rhein-Sieg-Kreis die Trägerschaft für das Projekt übernommen, das auf der Freiwilligkeit der Teilnehmer basiert. Ob und wie Teile des Bad Honnefer Stadtwaldes in das Projekt eingebracht werden können, war Thema eines Rundganges des Bad Honnefer Umweltausschusses. Die Informationen dazu gab Stadtförster Josef Klöckner.

  • Das Naturschutzprojekt: Das Projektgebiet umfasst 13 705 Hektar; das Siebengebirge als ein Kerngebiet alleine 5000 Hektar. Die Projektsumme insgesamt liege bei 12 Millionen Euro, so Klöckner. Wichtig sei die Freiwilligkeit der Akteure. Das heißt: Öffentliche und private Eigner von Wald- und anderen Flächen entscheiden, ob sie teilnehmen wollen; verbunden damit ist eine Festlegung auf den Projektzeitraum von 20 Jahren. Je nach Form und Bedeutung der Maßnahmen werden sodann die Kosten ermittelt, die zu 100 Prozent aus Projektgeldern finanziert werden.
  • Stadtwald Bad Honnef: Am Beispiel einer Waldparzelle nahe des Gewerbegebietes Rottbitze verdeutlichte Klöckner, wie eine Beteiligung mit Stadt-Flächen aussehen könnte. Dabei handele es sich um einen von vielen "wechselfeuchten Standorten". Auf diesen sei eine Bewirtschaftung mit Fichten und Kiefern als klassischen Holzlieferanten "mit Schwierigkeiten verbunden". Es bestehe hohe Windbruchgefahr, und "mit der prognostizierten Klimaänderung wird sich das noch verschärfen".
  • Solche Standorte böten sich für einen Waldumbau und damit für Beteiligung an Chance 7 an. "Von Natur aus würden hier eher Eichen wachsen", so Klöckner. Und, so auch Forstdirektor Bernd Schwontzen vom Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft: Im Sinne eines wie bisher einträglichen Forstbetriebes "brauchen wir Nadelholz, das länger wächst. Und entscheidend sind immer die Standortbedingungen." Klöckner: "Zudem wäre der Waldumbau an solchen Standorten eine erhebliche ökologische Aufwertung."
  • Forstbetrieb: Aus Sicht des Stadtförsters und Chef des Forstbetriebes sei der Betriebserhalt ein wichtiges Argument, so Klöckner. An den genannten Standorten gingen dieser Aspekt und der ökologische Nutzen aber Hand in Hand. In einer ersten Bestandsaufnahme habe die Stadtförsterei 75 Hektar ausgewiesen, die für einen Waldumbau zur Verfügung stünden - vorausgesetzt, dass die städtischen Gremien sich für eine Projektteilnahme entscheiden.
  • Der Honnefer Stadtwald insgesamt umfasst 12 030 Hektar. Würden, gemessen an geschätzten Kosten von 20.000 Euro pro Hektar, 75 Hektar umgebaut, wäre dies ein Aufwand von 1,5 Millionen Euro. Der Stadt entstünden keine Kosten; die Maßnahmen würden aus Projektgeldern bezahlt. Klöckner verwies aber darauf, dass für die Pflege nach Projektende finanziell Vorsorge getroffen werden müsse.
  • Dachsbergheide: Ein anderes Beispiel ist die Dachsbergheide. Bei dem Gebiet handelt es sich um so genannte Feuchtheiden, wie sie vor 13 Jahren in einem Projekt des Kreises auch am Dachsberg angelegt wurden. Eine Ausdehnung auf weitere Flächen sei sicher auch hier möglich, allerdings nicht in der von den Biologen bislang angedachten Größe. "Damit tue ich mich schwer", so Klöckner.
  • Einige nahe gelegene Flächen seien erst vor etwa zehn Jahren mit Eichen aufgeforstet worden, mit entsprechenden Kosten. Klöckner verwies auch hier auf die Folgekosten, die über das Projektende hinaus bedacht werden müssten. Anders sei eine Fläche nahe des Dachsbergsees zu bewerten, die für den Forstbetrieb nie eine Rolle gespielt habe: "Das wäre eine klassische Naturwaldparzelle. Und: Der ökologische Ausgangswert dieser Fläche ist relativ hoch."
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort