Zukunftsvereinbarung in Bad Honnef unterschrieben Wie Stadt, Einzelhändler und Eigentümer die Innenstadt retten wollen

Bad Honnef · Die Stadt Bad Honnef, der Centrum e.V., in dem Einzelhändler zusammengeschlossen sind, und der Eigentümer-Verein Lebendige Stadtmitte haben am Mittwoch in einer gemeinsamen Zukunftsvereinbarung Schritte festgelegt mit dem Ziel, den Abwärtstrend in der Bad Honnefer Stadtmitte umzukehren.

 Der zunehmende Leerstand schadet zunehmend der Attraktivität der Bad Honnefer Innenstadt. Die Stadt, der Centrum e.V. und der Verein „Lebendige Stadtmitte“ wollen daran nun gemeinsam etwas ändern.

Der zunehmende Leerstand schadet zunehmend der Attraktivität der Bad Honnefer Innenstadt. Die Stadt, der Centrum e.V. und der Verein „Lebendige Stadtmitte“ wollen daran nun gemeinsam etwas ändern.

Foto: Frank Homann

Einfach wird es angesichts der weiter zunehmenden Leerstände in Bad Honnefs Innenstadt nicht werden, die Entwicklung zu stoppen und umzukehren. Die Unterzeichner der Zukunftsvereinbarung sind überzeugt, dass das nur gemeinsam gelingen kann.

Deshalb haben sich die Stadt Bad Honnef, der Verein der Einzelhändler und Gastronomie Centrum e.V. und der Verein der Immobilien-Eigentümer der Innenstadt „Lebendige Stadtmitte“ Ziele gesetzt und verschiedene Schritte vereinbart, um das zu erreichen. Aus Sicht von Bad Honnefs Bürgermeister Otto Neuhoff (parteilos) geht es um nicht weniger als „die Überlebensfähigkeit des Zentrums“. Und er ist überzeugt: „Wir werden das nur gemeinsam wuppen können.“

Dass es überhaupt so weit gekommen ist, sei ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Dazu zählen zum einen politische Versäumnisse der vergangenen Jahrzehnte. So hat es laut Otto Neuhoff schon vor mehr als zehn Jahren ein Handelsgutachten gegeben, das Schwächen wie etwa fehlende große Ladenflächen offenbart hat. Passiert sei danach aber nichts.

Viele ungünstige Entwicklungen auf einmal

Die Entwicklung des Onlinehandels, aber auch Hauseigentümer, die teilweise kein Interesse und auch nicht den finanziellen Druck haben, ihre Ladenlokale zu vermieten und die oft erfolglose Suche nach Geschäftsnachfolgern sind weitere Steine, die die Innenstadtentwicklung in Bad Honnef ins Stolpern gebracht und ausgebremst haben. Die Corona-Pandemie und die nun massiv gestiegenen Energiekosten seien dann für viele Geschäfte und Selbstständige der Todesstoß gewesen.

„Den Schalter von heute auf morgen umlegen, wird nicht gehen. Da brauchen wir einen langen Atem“, sagt Konrad Weber, Vorsitzender vom Verein „Lebendige Stadtmitte“. Viele kleine und größere Schritte sollen nun dazu beitragen, dass die Innenstadt wieder ein belebter Anziehungspunkt wird. Um Veranstalter großer Veranstaltungen finanziell zu entlasten, hat die Stadt etwa die für die Sicherheit nötigen Betonsperren angeschafft. Auf Werbematerialien wollen die Stadt und der Centrum e.V. künftig aufeinander hinweisen.

Mehr Parkplätze für Bad Honnef

Auch im Bereich Parken und Verkehr soll sich künftig etwas ändern. „Die Zahl der Parkplätze wird in Zukunft stark steigen“, so Neuhoff. Zwei Parkhäuser, an der Rommersdorfer Straße und der Fachhochschule, sowie die geplanten Parkmöglichkeiten der Neubauprojekte Saynscher Hof und Post sollen hier Entlastung bringen. Zudem gibt es die Idee, dass Parkende, die bei lokalen Händlern kaufen, einen Teil der Parkgebühren ab einem bestimmten Einkaufswert erstattet bekommen. Ein Nachfolgemanagement soll künftig frühestmöglich dabei helfen, für Geschäftsinhaber, die in den Ruhestand gehen, einen Nachfolger zu finden. Aber ob Nachfolger oder Ideen und Vorschläge, wer möglicherweise ein Ladenlokal sucht: „Jeder Hinweis ist willkommen“, sagt Fabian Neumann, Vorsitzender vom Honnefer Centrum e.V.

Der Verein Lebendige Stadtmitte hat einen Arbeitskreis mit den von Leerstand betroffenen Eigentümern eingerichtet und bemüht sich zudem weiterhin darum, Eigentümer mit ins Boot zu holen, die bisher alle Kontakt-Versuche ignoriert haben. Mittlerweile habe man immerhin viele Eigentümer leerstehender Lokale überzeugen können, auf einen Teil ihre Miete zu verzichten. Das ist nämlich eine der Vorgaben des Förderprogramms vom Land Nordrhein-Westfalen zur Stärkung der Innenstädte.

Weil einige der Eigentümer in der Innenstadt nach Aussagen von Wirtschaftsförderin Johanna Liel bisher nicht dazu bereit waren, hatte Bad Honnef sich auch nicht dafür beworben und die Chance verstreichen lassen müssen. „Man kann die Leute eben auch nicht zwingen“, sagt Otto Neuhoff. Nun sei bei vielen Vermietern zwar der Wille da, allerdings gibt es derzeit keine neue Förderrunde.

Mehr als nur Gastronomie und Handel

Momentan bleibt nur die Hoffnung, dass das Förderprogramm wieder aufgelegt wird, um die Möglichkeit Ladenlokale für bis zu zwei Jahre für maximal 70 Prozent der ortsüblichen Altmiete zu vermieten, nutzen zu können. So können Künstler, Kunsthandwerker oder Gründer, die es sich in diesen turbulenten Zeiten trauen, sich selbstständig zu machen, und ein großes Risiko eingehen, zumindest finanziell entlastet werden.

Sicher ist für Bürgermeister Neuhoff mit Blick auf die Zukunft der Bad Honnefer Innenstadt: „Nur Einzelhandel und Gastronomie geht nicht mehr.“ Es müsse dann auch Platz für kulturelle, soziale und handwerkliche Angebote sowie Dienstleistungsangebote geben. „Wir brauchen neue Nutzungsideen“, sagt Konrad Weber vom Verein „Lebendige Stadtmitte“.

Ein Hoffnungsträger mit Blick auf die Entwicklung der Innenstadt von Bad Honnef ist für alle Beteiligten das Großbauprojekt Saynscher Hof. Neben Wohnungen sollen bis 2025 auch zwei große Ladenlokale entstehen, die den bisherigen Mangel an großen Flächen beseitigen oder zumindest minimieren sollen. Der Centrum e.V. will weitere kleine Probleme, die im Gesamten betrachtet aber der Wahrnehmung des Handels schaden, angehen. Stichwort: unterschiedliche Öffnungszeiten.

Zudem sei es wichtig, dass lokale Händler auch Veranstaltungen wie den Martini-Markt künftig besser nutzen, um mit besonderen Aktionen zu locken und auf sich aufmerksam zu machen.

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