Ausstellung in Bad Honnef Willy Stucke porträtierte Adenauer und Haile Selassie

BAD HONNEF · Es sind die schönsten Arbeiten aus verschiedenen Schöpfungsphasen. Im Kunstraum wird eine Ausstellung über Willy Stucke eröffnet. "Meine Mutter Marianne Lemmerz war Schülerin bei Stucke, sie haben 20 Jahre lang intensiv zusammen gearbeitet. Er übergab ihr seinen Nachlass, den ich seit dem Tod meiner Mutter verwalte", erklärt Renate Kukwa-Lemmerz.

"In den 70er und 80er Jahren hat er noch eine erstaunliche Entwicklung genommen", urteilt Hans Martin Schmidt, der die Besucher der Vernissage an diesem Sonntag in das Schaffen Stuckes einführen wird. "Das war eine sehr kreative Zeit für ihn", so der frühere Abteilungsdirektor im Rheinischen Landesmuseum Bonn.

Mit 16 war er selbst Schüler Stuckes (1909 bis 1987). "Er hatte sein Atelier im Hause van Dorp unterm Dach. Dort traf sich die Bonner Kunstwelt. Stucke war immer sehr kommunikativ, aber sehr bescheiden." Er war nie bestrebt, die Berühmten zu malen, so Schmidt, auch wenn Stucke einmal Adenauer porträtierte oder etwa 1933 den äthiopischen Kaiser Haile Selassie, der die Bleistiftzeichnung 40 Jahre später noch signierte.

Etliche Aquarelle, auch vom Rhein, Collagen, Ölgemälde oder Abstraktes wird der Betrachter vorfinden. Willy Stucke ist der Sohn des gleichnamigen Porträtmalers. Als der Knabe neun war, malte der Vater ihn. Und gleich am Eingang der Ausstellung befindet sich eine Collage, deren Bestandteil dieses Bild ist.

Der Junior hatte ein Selbstbildnis mit dem vom Vater geschaffenen Porträt gekoppelt. Der Künstler blieb bis zu seinem Tod der Region verbunden, auch wenn ausgedehnte Reisen ihn in viele Länder führten. So war er mehrere Male als Page, Telefonist oder als Maler für die Ausstattung der Bordfeste auf Weltreiseschiffen unterwegs.

Leider gingen viele seiner Arbeiten aus der Vorkriegszeit durch Bomben verloren. Nach dem Krieg gründete er den Bonner Künstlerbund. Es würde ihm gefallen: Der Erlös aus dem Verkauf von Werken geht an den Verein zur Förderung von Kunst und Kultur und an das von Marianne Lemmerz mitbegründete Rheinische Archiv für Künstlernachlässe.

Die Ausstellung wird am morgigen Sonntag um 11 Uhr im Kunstraum am Rathausplatz eröffnet. Sie ist bis zum 10. Februar donnerstags und freitags von 16 bis 19 Uhr sowie samstags und sonntags von 10 bis 13 Uhr zu sehen.

Kurz gefragt

Kunsthändler Manfred Menzel initiierte die Schau und gewann dazu Nachlassverwalterin Renate Kukwa-Lemmerz. Er bereitete die Bilder vor und hängte sie an die Wände. Mit Menzel sprach Roswitha Oschmann.

Warum Stucke? Was fasziniert Sie an ihm?
Manfred Menzel: Ich möchte den akademischen und verstorbenen Malern aus dem Siebengebirgsraum eine Plattform geben, damit sie nicht in Vergessenheit geraten. Ich kannte Willy Stucke persönlich als Kunde unseres Geschäfts. Er war ein sehr netter, aber zurückhaltender Mensch. Auch bei Bildern, die nicht aus seiner Hand stammten, fand er immer positive Dinge.

Wo war er besonders stark?
Menzel: Bei Aquarellen und Zeichnungen. Ich erinnere mich, wie er das Porträt, das sein Vater als Kind von ihm gemalt hatte, von uns herausgeschnitten haben wollte. Dabei hatte ich Bauchschmerzen. Heute finde ich diese entstandene Collage klasse. Anderenfalls würde das Porträt heute keiner mehr beachten.

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