Gesperrte Weinberge im Siebengebirge Winzer sollen vorfinanzieren

SIEBENGEBIRGE · Ohne eine Vorfinanzierung durch die betroffenen Winzer wird es keine schnelle Aufhebung des Arbeitsverbots in den Rhöndorfer Weinbergen geben.

Das machte Hans Peter Lindlar, Vorsitzender des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS), am Dienstag deutlich: "Die Winzer müssen in Vorleistung treten und das Geld bei dem, der sich dann als Schuldiger herausstellt, einklagen. Das ist die einzige Chance, die Ernte noch zu retten."

Bei einer Direktmaßnahme liege das Heft des Handelns allein in der Hand der Winzer und nicht in der des VVS, obwohl dieser Eigentümer des Siegfriedfelsens ist, von dem die Steinschlaggefahr ausgeht. "Die Maßnahme müsste ausgeschrieben werden. Damit retten wir die Ernte nicht", so Lindlar. Im Übrigen sei der VVS nicht untätig.

"Das Thema beschäftigt uns permanent." Am Donnerstag sind die Winzer erneut zum Gespräch mit Lindlar, Landrat Frithjof Kühn und Honnefs Bürgermeisterin Wally Feiden eingeladen. Felix Pieper sieht unter den gegebenen Voraussetzungen keine Chance, das Geld für den vom Geologischen Dienst geforderten Sicherheitszaun aufzutreiben, dessen Kosten sich im Bereich zwischen 600 000 und 800 000 Euro bewegen würden. "Wir werden von der Bank kaum eine Zwischenfinanzierung bewilligt bekommen, wenn wir angeben, dass wir das Geld anschließend einklagen wollen", sagte er.

Königswinters Bürgermeister Peter Wirtz hat den Winzern derweil rückfließende Mittel aus der geplanten Sanierung des Eselsweges in Aussicht gestellt: "Wir brauchen nur einen Beschluss der Politik, die Felssicherung ohne die Aufwertung des Weges durchzuführen. Das wird die Verwaltung dem Planungsausschuss vorschlagen." Dann würden 168.000 Euro frei, die unter anderem für eine neue Asphaltdecke des Eselsweges vorgesehen waren. "Das Geld wäre sofort und problemlos verfügbar", so Wirtz.

Die Gesamtmaßnahme Eselsweg, also auch die Felssicherung, zu schieben, um die 480 000 Euro, die zu 90 Prozent das Land und zu zehn Prozent die Stadt tragen, komplett am Siegfriedfelsen einsetzen zu können, hielte er für falsch. Wären die Felsbrocken, die im Juni 2011 auf dem Eselsweg liegen blieben, größer gewesen, wären auch diese damals im Weinberg gelandet. Den Antrag müsste ohnehin der VVS stellen, dem auch der Eselsweg gehört.

"Wir müssten bei der Bezirksregierung einen Antrag auf Umwidmung der öffentlichen Mittel aus dem Naturschutz zum Bau von Sturzzäunen stellen. Das geht aber nicht aus der Lameng. Das ist alles nur in der Dimension eines Vierteljahres möglich", sagt Lindlar. Auch seine Hoffnung ruht auf Johannes Remmel, der in Düsseldorf unter anderem für Landwirtschaft und Naturschutz zuständig ist. "Das wäre nur möglich, wenn der Minister das Geld frei gibt. Aber auch das hilft nicht für eine Sofortmaßnahme weiter", so Lindlar.

Ob die Hoffnung begründet ist, war in der Pressestelle des Ministeriums gestern nicht zu erfahren. Dort wollte man nicht einmal bestätigen, dass sich Remmel am 25. September mit den Winzern Pieper und Broel und Wally Feiden trifft, was die CDU-Landtagsabgeordnete Andrea Milz am Montag publik gemacht hatte. "Wir geben kein Termine und erst recht keine Inhalte bekannt", sagte Pressesprecher Frank Seidlitz. Es gebe zahlreiche Gespräche zu diesem Thema im Ministerium: "Die Landesregierung nimmt das Thema sehr ernst."

Mehr als 2000 Unterschriften übergeben

Landtagspräsidentin Carina Gödecke (SPD) und Vizepräsident Gerhard Papke (FDP) haben gestern in Düsseldorf mehr als 2000 Unterschriften zur Unterstützung der Winzer entgegengenommen. Die Initiative ging von der Bürgerinitiative Naturschutz Siebengebirge um ihren Vorsitzenden Ignaz Schmitz aus. Mit dem Thema werden sich nun auch die zuständigen Fachausschüsse des Landtags befassen. "Die Zeit drängt, wenn das Kulturgut Weinanbau im Siebengebirge bewahrt werden soll", sagte Papke (Königswinter).

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