Betretungsverbot am Drachenfels Winzer üben harsche Kritik an Stadt und VVS

BAD HONNEF · "Wir stehen vollkommen unter Schock. Rechtsstaat fühlt sich anders an." Winzer Karl-Heinz Broel zeigte sich nach dem Arbeitsverbot für seine Mitarbeiter durch die Bezirksregierung tief betroffen. "Das ist ruinös und schockierend wie mit uns umgegangen wird", sagte auch sein Kollege Bobbi Pieper.

Wie berichtet hatte die Kölner Behörde für die Mitarbeiter der beiden Winzer am Freitag ein Betretungsverbot verhängt und sich auf den geotechnischen Bericht des Geologischen Dienstes NRW berufen. Die Geologen sehen eine akute Stein- und Blockschlaggefahr vom Siegfriedfelsen.

Das Gutachten liegt bereits seit April vor. Es empfiehlt eine vier Meter hohe und 190 Meter lange Felssicherung. Doch die Kosten will bisher niemand tragen. Eigentümer des Felsens ist der Verschönerungsverein für das Siebengebirge (VVS). Die Stadt Bad Honnef hat die Verkehrssicherungspflicht.

"Anders als im ganzen Land, von Hiddensee bis ins Hochgebirge, macht man hier nicht von einer entsprechenden hinweisenden Beschilderung Gebrauch, sondern sperrt schlichtweg", sagt Jörg Erich Haselier, der Vorsitzende des Bürger- und Ortsvereins Rhöndorf. Dabei werde urkundlich nachweisbar seit dem Jahr 893 in Bad Honnef Wein angebaut. Haselier hatte vor zwei Monaten den Petitionsausschuss des Landes angerufen. Dem will er jetzt Nachdruck verleihen.

In einer gemeinsamen Erklärung weisen Pieper und Broel darauf hin, dass "es seit Jahrzehnten am Siegfriedfelsen ab und an zu kleineren bis mittleren Steinschlägen" komme. "Anstatt jedoch, wie in solchen Fällen üblich, für Steinschlagschutz- und sonstige entsprechende Maßnahmen Sorge zu tragen, verweisen die Eigentümer des Steinschlag verursachenden Grundstücks - der Verschönerungsverein Siebengebirge - lapidar darauf, nicht über entsprechende finanzielle Mittel zu verfügen."

Das Begehungsverbot bedeute, dass die Reben ohne Pflege innerhalb kurzer Zeit von Krankheiten befallen sein werden und damit die Ernte ernsthaft in Gefahr sei. "Uns und unseren Mitarbeitern sowie deren Familien wurde von jetzt auf gleich die Existenzgrundlage entzogen und dem traditionsreichen Weinanbau am Drachenfels der Garaus gemacht."

Die beiden Winzer kritisieren die Lethargie der Stadt und des VVS, die nach dem Steinschlag am Siegfriedfelsen im Januar 2011 zur Sperrung der Weinbergswege geführt habe. Nun sei man "durch die skrupellose Verschiebung von Verantwortlichkeiten" auch selbst betroffen.

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