Interview mit Gerd Mainzer "Wir haben beide Diskotheken im Auge"

KÖNIGSWINTER · Seit fünf Wochen ist Gerd Mainzer Leiter der Wache Ramersdorf, die für Bad Honnef, Königswinter und Beuel zuständig ist. Wie es dazu kam, über die Bürgerklage der fehlenden Polizei-Präsenz und über private Ordnungsdienste spricht der 58-Jährige im Interview.

 Gerd Mainzer an seinem Schreibtisch.

Gerd Mainzer an seinem Schreibtisch.

Foto: Horst Müller

Wie wird man Leiter einer Polizeiwache?
Gerd Mainzer: Indem man sich ganz einfach um den frei werdenden Posten bewirbt. Das habe ich getan. Ich bin früher einmal zur Polizei gegangen mit dem Ziel, im Streifendienst zu arbeiten, weil diese Tätigkeit für mich die Polizei ausmacht. Eine Wache zu leiten, macht die Sache zusätzlich spannend.

Auch Bürger im Siebengebirge beklagen mitunter die fehlende Polizeipräsenz. Wie ist die zuständige Wache Ramersdorf aufgestellt?
Mainzer: Wir haben mit deutlich über hundert Mitarbeitern eine recht große Wache, zu der ja auch sechs Standorte des Bezirksdienstes und eine Kradgruppe gehören. Wir haben eine zusätzliche Wache in Oberpleis, darüber hinaus haben wir weitere Bezirksdienststandorte in Königswinter, Bad Honnef, Aegidienberg und Beuel. Für uns ist das ein Spagat, denn wenn viel eingebrochen wird, können wir nach Ansicht der Bürger nie genug sein. Bei Verkehrskontrollen heißt es hingegen oft, ob wir nichts Besseres zu tun haben. Nach den Statistiken, die wir führen und die jedes Jahr neu erstellt werden, sind wir zufriedenstellend aufgestellt.

Die dunkle Jahreszeit hat begonnen. Wie sieht es bei den Einbrüchen aus?
Mainzer: Im Vergleich zu den Vorjahren sind die Zahlen zurückgegangen. Unser Behördenkonzept im Rahmen der Kampagne "Riegel vor", nämlich gemeinsame Schwerpunktaktionen von Kriminalpolizei und Wachdienst, scheint aufzugehen. Doch die einbruchintensive Zeit steht uns ja auch noch bevor.

Was halten Sie von den Plänen, in Bad Honnef einen privaten Wachdienst zu installieren?
Mainzer: Viele Augen sehen mehr als wenige. Wir stehen dem grundsätzlich offen gegenüber. Andererseits kann auch der private Wachdienst nicht mehr machen als der Bürger. Er muss die Polizei rufen. Ich werde auf den Sicherheitsdienst zugehen, um mit ihm zum Beispiel über die rechtlichen Dinge zu sprechen. Am besten ist natürlich, wenn die Gemeinschaft aller Bürger sich sagt, wir gucken alle drauf. Auf Notrufe reagieren wir sofort.

Vor Jahren wurden von der Polizei in Königswinter und Bad Honnef Angsträume definiert. Gibt es die immer noch?
Mainzer: Der Begriff macht sich in der Öffentlichkeit sicher nicht so gut. Wir versuchen aber weiter verschiedene Räume zu identifizieren, wo vor allem Jugendliche sich treffen, und wir versuchen, dort auch präsent zu sein. Jugendkriminalität ist weiter ein Thema. Besonders in Beuel halte ich die Schaffung eines Platzes, an dem sich Jugendliche treffen können, für wichtig.

Wie ist die Kooperation mit den Ordnungsdiensten in Königswinter und Bad Honnef?
Mainzer: Das ist eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit. Zum Beispiel beim Winzerfest und dem Martini Markt haben wir gemeinsam Kontrollen durchgeführt. Dass unsere Bezirksdienste zum Teil in den Rathäusern ansprechbar sind, ist ebenfalls gut. Die kurzen Wege erleichtern die Absprachen.

Wie beurteilen Sie die Situation rund um die Diskotheken Funpark und Rheinsubstanz?
Mainzer: Wir haben beide Discos im Auge und lassen den Dingen keinen freien Lauf. An beiden gibt es immer mal wieder Sachbeschädigungen und Fälle von Körperverletzungen, aber nicht im Übermaß. Das liegt sicher auch an der Führung eines solchen Hauses. Wir nehmen dort auch regelmäßig Verkehrskontrollen in Bezug auf Alkohol und Rauschgift vor.

In Königswinter gibt es immer wieder Ärger auf dem Weg der Disco-Besucher zur Bushaltestelle am Grünen Weg. Ist eine Verlegung notwendig?
Mainzer: Es gibt Überlegungen, die Haltestelle näher an den Funpark zu verlegen, um die Möglichkeit, Straftaten wie zum Beispiel Sachbeschädigungen zu begehen, zu minimieren. Wir würden das sehr begrüßen.

Zur Person

Gerd Mainzer (58) trat 1978 in den Polizeidienst ein. Von 1991 bis 1999 war er Leiter der Wache Bonn-Innenstadt. 1999 wurde er Dienstgruppenleiter in der Leitstelle, 2009 Leiter der Diensthundestaffel. Seit 2010 leitete er den Führungs- und Lagedienst sowie die Leitstelle. Mainzer ist verheiratet, hat einen 15-jährigen Sohn und wohnt wie sein Vorgänger Bert Kluth in Thomasberg. Er sitzt im Königswinterer Jugendhilfeausschuss, war jahrelang Fördervereinsvorsitzender der OGS an der Stenzelbergschule und bis Juli 2013 Präsident des Lions Club Bonn-Venusberg.

Polizei-Standorte

Die Polizeiwache Ramersdorf mit ihrer Zentrale im Gebäude des Polizeipräsidiums ist für Beuel sowie die beiden Siebengebirgsstädte Königswinter und Bad Honnef zuständig. Ein Wachhabender sowie drei Beamte des Bezirksdienstes sitzen zudem in der Wache am Busbahnhof in Oberpleis, die von 7 Uhr bis 22 Uhr besetzt ist. Dort ist auch ein Fahrzeug stationiert. An den Standorten Königswinter und Bad Honnef verrichten in den dortigen Rathäusern jeweils zwei Bezirksdienstbeamte ihren Dienst, ein weiterer besetzt den Außenposten in Aegidienberg.

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