Ausbildungsbörse in Bad Honnef Wirtschaft, Dienstleistung und Handwerk im Siebengebirge suchen händeringend Auszubildende

Bad Honnef · 2020 wurde die Ausbildungsbörse in Bad Honnef notgedrungen ins Netz verlegt, jetzt konnten die Organisatoren mit einer Präsenzveranstaltung an die Vorjahre anknüpfen. Und das Interesse der Firmen war so groß wie nie zuvor. Denn Auszubildende werden vielfach gesucht.

 Am Stand von Haarmoden Zimmermann zeigt das Team sehr plastisch, worauf es hernach bei der Ausbildung ankommt.

Am Stand von Haarmoden Zimmermann zeigt das Team sehr plastisch, worauf es hernach bei der Ausbildung ankommt.

Foto: Frank Homann

Für Florian heißt es Daumen drücken. Der 17-Jährige hat sich auf eine Ausbildungsstelle beim Bad Honnefer Weltmarktunternehmen ABB beworben, am Mittwoch absolvierte er sein allererstes Vorstellungsgespräch. So weit sind Laura, Leonie und Melissa noch nicht. Die Ausbildungsbörse in Bad Honnef nutzten die Schülerinnen der Erzbischöflichen Gesamt- und Realschule Sankt Josef am Donnerstagmorgen, um sich über Ausbildungswege zu informieren. „Vielleicht bekommt man ja hier eine Idee, an die man bisher noch gar nicht gedacht hat“, meinten die Drei unisono, nachdem sie sich schon bei der Polizei und beim Zoll hatten beraten lassen.

Die Vielzahl der Unternehmen, die die Veranstaltung als Plattform nutzten, legte an sich schon Zeugnis ab: Auszubildende werden händeringend gesucht, in den Verwaltungen, in der Dienstleistung und im Handwerk. „Der Bedarf ist auch bei uns mehr als groß“, berichtete etwa Thorsten Spielmann, der mit Jan Reichelt am Stand der Steuerberaterkammer Köln Lust auf eine Ausbildung zum Steuerfachgehilfen oder zur Steuerfachgehilfin machte – ein Beruf, der zu Unrecht nur mit trockenen Zahlen verbunden werde. Spielmann: „Das ist ein sehr kommunikativer Beruf, wir haben es immer mit Menschen zu tun.“

30 Unternehmen und Institutionen beteiligt

Gute Aussichten also, dass die rund 500 teilnehmenden Schüler nicht nur mit einem Bündel an Informationen, sondern auch mit konkreten Impulsen für eine Bewerbung nach Hause gehen konnten. Mit 30 teilnehmenden Unternehmen und Handwerkbetrieben kamen so viele wie noch nie zu der seit Jahren etablierten Börse, resümierten denn auch Marius Nisslmüller und Marcelo Peerenboom vom Stadtjugendring. „Wir merken, dass das Interesse bei der ersten Präsenzveranstaltung seit langem besonders groß ist. Auch der Ausbildungsatlas ist so dick wie noch nie zuvor“, berichtet Peerenboom.

Entsprechend groß war die Auswahl der Ausbildungsberufe von A wie Altenpfleger/in oder Anlagemnechaniker/in über B wie Bäcker oder Bachelor of Engineering bis V wie Verwaltungsangestellte/r und W wie Werkzeugmechaniker/in. Die Pandemie, so Thomas Lazar, Ausbildungsleiter bei ABB, habe sicher das Ihrige dazu getan, dass der Ausbildungsmarkt stagniert habe. „Es sieht jetzt schon deutlich besser aus als im vergangenen Jahr, da haben wir bis April gesucht für den Ausbildungsbeginn im August“, so Lazar. Besonders erfreulich, so Peerenboom: Für manches lokale Unternehmen war die 2021-er Börse eine Premiere, so für Edeka Klein aus Aegidienberg auf dem kaufmännischen Sektor und Haarmoden Zimmermann im Friseurhandwerk. An dessen Stand brachten Chefin Melanie Zimmermann und zwei der vier Auszubildenden an Profi-Friseurübungsköpfen sehr plastisch den Beruf nahe.

500 Schülerinnen und Schüler informieren sich

Großes Interesse gab es unter anderem am Stand der Polizei. Und wer schnell ist, hat gute Chancen, sich dort nicht nur für den Einstieg mit Abitur, sondern mit mittlerem Schulabschluss zu bewerben: Noch bis Ende November sind Bewerbungen für den neuen Ausbildungsgang Fachabitur Polizei möglich. „Wir brauchen guten Nachwuchs“, so Harald Schellhase, Einstellungsberater beim Polizeipräsidium Bonn, der mit Kollegin Annika Wolff beriet. Was die Bewerber mitbringen müssen? „Vor allem soziale Kompetenz und Teamfähigkeit“, so Schellhase.

Informationen aus erster Hand gab es unter anderem am Stand von Stefan Wolf Elektrotechnik, wo Niklas Knappkötter als einer von aktuell sieben Auszubildenden Rede und Antwort stand. Der 17-Jährige ist im zweiten Lehrjahr; erste Erfahrungen sammelte er zuvor im Praktikum. „Und ich denke, ich habe genau das Richtige gefunden“, sagte er.

Informationen aus erster Hand

Über viele Nachfragen freuten sich auch Marie Kurtenbach und Lucas Stark am Stand des Steigenberger Grandhotels auf dem Petersberg. Beide haben selbst auf dem „Berg“ gelernt und sind dem Beruf treu geblieben. Ob es vor allem die herausfordernden Arbeitszeiten in Hotellerie und Gastronomie waren, die die Schüler interessierten? „Gar nicht so sehr. Häufiger gefragt wurde, ob man viel mit den Gästen zu tun hat und selbst Verantwortung übernehmen kann“, so Stark.

Bereits zur Eröffnung der Ausbildungsbörse, die Jugendamt und Stadtjugendring gemeinsam ausrichteten, war im Ratssaal kein Stand verwaist – auch nicht der der Stadt, die ja ebenfalls Verwaltungsfachangestellte ausbildet. Bürgermeister Otto Neuhoff dankte nicht nur den Ausrichtern vom Jugendamt, so Sandra Breuer von der Jugendberufshilfe, und dem Jugendring, sondern vor allem den Organisationen und Firmen, die sich nach coronabedingter Online-Veranstaltung 2020 „in Präsenz“ ins Gespräch brachten.

Um den Erfordernissen der Pandemie gerecht zu werden, waren die Stände aufgeteilt auf die Standorte Ratssaal und Konrad-Adenauer-Schule. Für den reibungslosen Ablauf sorgten die Auszubildenden der Stadt. Auch wurden die Schüler von Sankt Josef, Nell-Breuning-Berufskolleg, Stefan-Andres-Schule Unkel, Schloss Hagerhof, Berufskolleg Rhein-Sieg und Siebengebirgsgymnasium in Gruppen auf Zeitfenster aufgeteilt. Dem Erfolg der Veranstaltung tat dieses Corona-Erfordernis keinen Abbruch.

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