GA macht den Test beim ersten Bad Honnefer Stadtfest Wofür die Besucher von „Fühl Dich Frühlich“ in Zeiten der Inflation ihr Geld ausgeben

Bad Honnef · Wofür geben die Besucher eines Stadtfestes wie das „Fühl Dich Frühlich“ in Bad Honnef ihr Geld aus? Was suchen die Gäste, was sagen die Marktbeschicker über die Geldflüsse in Zeiten der Inflation. Der GA macht den Test.

 Am Sonntag war die Bad Honnefer Innenstadt bei „Fühl Dich Frühlich“ gut gefüllt. Am Samstag hatten viele Besucher vor dem Regen Reißaus genommen.

Am Sonntag war die Bad Honnefer Innenstadt bei „Fühl Dich Frühlich“ gut gefüllt. Am Samstag hatten viele Besucher vor dem Regen Reißaus genommen.

Foto: Frank Homann

Bei dem Wetter doch genau das Passende – Kräuterbonbons neben herrlich duftenden Gewürzen und Tees aus aller Welt. Vor allem am Samstag präsentierte sich „Fühl Dich Frühlich“ des Vereins Centrum ausgesprochen nass. „Die Leute waren beim Kauf verhaltener“, meinte Natalie Brotzmann vom Gewürzstand, „wenn es regnet und sie sind mit Schirm bewaffnet, ist das Einkaufen auch kein Vergnügen. Aber 40 Prozent der Besucher am Stand haben auch etwas mitgenommen.“ Am Sonntag füllte sich die Innenstadt – es war kühl, blieb aber trocken. Und so machte der Fühl-Dich-Frühlich-Spaziergang ordentlich Laune.

Über 80 Händler, viele, die über die Jahre schon kommen, aber auch ein Dutzend neue mit einem frischen Angebot sind dabei. Marktmacher Jürgen Kutter war zufrieden. „Fünf Gartengestalter und Baumschulisten sind diesmal dabei. Das kommt bei den Besuchern sehr gut an“, meinte Kutter. Und er freute sich, dass augenscheinlich viele Passanten mit Einkaufstüten auch der Honnefer Einzelhändler unterwegs waren.

 In eine Oase aus Palmen und anderen Gewächsen verwandelten die Aussteller den Bad Honnefer Kirchplatz.

In eine Oase aus Palmen und anderen Gewächsen verwandelten die Aussteller den Bad Honnefer Kirchplatz.

Foto: Frank Homann

Grüne Inseln in der Stadt sorgten für den Frühlings-Kick. Schon das Entree auf der Hauptstraße war ein Paradies – mit Olivenbäumen, Palmen & Co. Imelda Bechtold schaute sich die Pracht an. „Ich werde bestimmt Pflanzen kaufen. Mal gucken, was es außerdem noch Schönes gibt. Auf den Euro gucke ich nicht, wenn ich Spaß daran habe“, sagte sie.

 Darauf, dass der Winter zu Ende geht und der Frühling kommt, stießen diese beiden Besucherinnen von Fühl Dich Frühlich“ an.

Darauf, dass der Winter zu Ende geht und der Frühling kommt, stießen diese beiden Besucherinnen von Fühl Dich Frühlich“ an.

Foto: Frank Homann

Aber wie wirkt sich die hohe Inflation auf solche Feste wie „Fühl Dich Frühlich“ aus? Sitzt der Euro so locker wie früher oder schränken sich die Besucher ein? „Unsere Blumensträuße sind ausverkauft“, sagten Elke und Sabine Hausmann von der Baumschule Hausmann. Den beiden Neulingen gefiel es ausgesprochen gut. „Wir haben ein sehr gutes Miteinander mit den anderen Händlern.“

Neben ihrem Stand präsentierte sich die Landschaftsgärtnerei „P und H Gartendesign“. Christoph Piederstorfer meinte: „Die Besucher sind sehr interessiert, haben Fragen. Aber sie sparen erst mal und melden ihr Interesse an größeren gärtnerischen Neuanlagen fürs nächste Jahr an. Aktuell geht es oft um Pflege.“ Die Pänz durften mal den Bagger oder den Radlader probesitzen.

Der Landschaftsbau Siebengebirge hatte eine Garten-Oase eingerichtet. Alexander Liebetrau: „Das Interesse ist groß für alles, was Haus und Garten anbelangt. Es wird investiert“, findet er. Bei Harald Zimmermann waren Pflanzen zu haben. „Die Leute bauen gerne selbst an.“

Besucherin brät Burger dann doch lieber zu Hause

Eine Frau sagte: „Ich habe Burger gesehen für 12 Euro. Die sind qualitativ sicherlich sehr gut. Aber zu dritt kämen wir auf 36 Euro. Die Burger mache ich heute Abend zu Hause.“ Ihre Tochter freute sich indes über einen Crêpes.

„Wir haben die Preise vom letzten Jahr beibehalten“, so Filialleiterin Cornelia Kaßner von der Fleischerei Hielscher. 4,50 Euro für die Stadtwurst. „Die Leute sparen nicht. Die Qualität zählt eben.“ Bertold Durst fand: „Wir gönnen uns ein Würstchen.“ Auch Ursula Egyptien-Gad hatte sich kein Budget gesetzt. „Ich schaue, was mir gefällt, habe schon einige Sachen für meine Nichte und für meine Kinder ins Osternest gekauft.“

"Fühl dich frühlich" in Bad Honnef - Bilder vom Stadtfest
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Mit „Fühl Dich Frühlich“ beginnt der Festreigen in Bad Honnef

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Wolfgang Drozinski verkaufte Wein vom Zisterzienser Weingut Michel. „Gegessen und getrunken wird immer, die Leute sparen lieber an anderen Sachen“, so der Händler. Die Preise wären etwas gestiegen. Aber: „Allein der Verschluss ist um 50 Cent geklettert.“

Arno Müller machte mit seiner Familie Pause bei einer Erbsensuppe. Und für die kleine Tochter war auch noch ein Eis drin. „Generell sparen wir nicht beim Essen, eher bei Konsumgegenständen. Vieles ist schön, aber wir brauchen es nicht. Das Erlebnis ist uns eher wichtig.“

Dekorationsartikel gab es bei Ellen Grünewald. „Wir haben Dinge ab 1,50 Euro aufwärts, so dass jeder eine Kleinigkeit finden kann. Keiner redet vom Sparen, wir haben hier schon Stammkundschaft. Unser Erlös geht an das Kinderhospiz Koblenz.“

Beim Schlemmerabend immer dabei, beim Frühlingsmarkt zum ersten Mal – Eat Portuguese. Sandra Boidanidis: „Wir haben unsere Karte vom letzten Sommer, wir wollen versuchen, die Preise beizubehalten. Wir möchten, dass alle Menschen essen und trinken können.“ Familie Pitzke verkaufte Senf aus Monschau. „Wir merken, dass die Leute sparen, sie nehmen lieber einen Nachfüllbehälter mit mehr Inhalt als den Tontopf. Die Tontöpfchen werden immer teurer, wir haben den Preis etwas angehoben.“

An einem Stand mit Gebäck hatte der kleine Julius seine Lieblingsplätzchen entdeckt. „Wir haben die kleinste Packung mit vier Plätzchen genommen, zwar kostete sie 3 Euro, aber da konnte ich nicht Nein sagen“, so Mama Sara Koal, „unseren beiden Kinder haben wir ein Limit von 5 Euro gesetzt, sie dürfen sich etwas aussuchen.“

„Im vergangenen Jahr wurde auch schon gespart – und wir hatten das beste Jahr aller Zeiten“, sagte Christopher Schwarz, Zusammen mit Erik Heinzelmann bot er Kunsthandwerk aus Madagaskar und Marokko sowie bretonische Spezialitäten. Mit dem Erlös bauen die beiden Pädagogen ein Kinderheim in Madagaskar. Beim Eine-Welt-Laden ging ein rosa Nilpferd – ungefragt nach dem Preis – an einen Kunden weg. Ein Ostergeschenk sei es. „Ansonsten haben wir bewusste Käufer“, so Christa Kerstan. Exotische Schokolade war der Renner. Süßes geht immer.

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