Fund bei Unkel Wrackteile und menschliche Knochen im Rhein entdeckt

Siebengebirge · Ein Bonner Archäologe hat bei einem Spaziergang am Rhein bei Unkel Flugzeug- und Bootsteile sowie menschliche Knochen gefunden. Nach mühsamer Recherche glaubt er, möglicherweise das Schicksal zweier junger Soldaten aufklären zu können.

Das historische Niedrigwasser des Rheins bringt möglicherweise ein menschliches Drama zutage, das sich beim Kampf um die Brücke von Remagen im März 1945 ereignete. Der Archäologe Oliver Kessler, der an der Bonner Universität am Institut für Orient- und Asienwissenschaften arbeitet und in Unkel lebt, hat bei einem Spaziergang im Fluss und am Ufer bei Unkel das Wrack einer Junkers (Ju) 87 und eine Feldflasche entdeckt – und einige verbrannte menschliche Knochen, die seiner Meinung nach von den beiden Flugzeuginsassen stammen könnten.

Ganz in der Nähe tauchten auch Reste von zwei Booten auf, die vermutlich Teile der damaligen amerikanischen Pontonbrücke über den Rhein waren. Kessler, der sich intensiv mit den Geschehnissen Anfang März 1945 beschäftigt, vermutet, dass er die Überreste einer deutschen Maschine gefunden hat, die am 8. März 1945 in Höhe von Unkel zwischen Gefängnisturm und Freiligrathhaus abgeschossen wurde. Die beiden Piloten gelten seitdem als vermisst, wie Kessler in der Literatur und im Internet recherchierte.

Kontakt zum Amt für Bodendenkmalpflege

Da es sich um einen Unteroffizier und einen Gefreiten gehandelt haben soll, müssten sie sehr jung gewesen sein. Kessler will seine Funde und Fotos dem Amt für Bodendenkmalpflege in Koblenz zur Verfügung stellen. Auch mit dem Deutschen Roten Kreuz hat er Kontakt aufgenommen, um über das mögliche Schicksal der beiden Soldaten zu informieren.

Er ist sich sicher, dass es sich bei den Knochen um menschliche Überreste handelt, in die sich das Aluminium des Flugzeugs eingebrannt hat. Er habe als Archäologe im Braunkohletagebau gearbeitet und sei dort bei Ausgrabungen häufig mit menschlichen Überresten konfrontiert gewesen.

„Wir hatten dort immer wieder mit Funden von Panzerschlachten im Zweiten Weltkrieg zu tun“, sagt er. Auch bei der Junkers, die an ihrer typischen Hutze zur Belüftung des Motors zu erkennen sei, ist er sich sicher. Mit alten Auto- und Flugzeugmodellen kenne er sich gut aus.

Ein Flugzeugführer und sein Bordfunker

Die Deutschen setzten damals ihre einmotorigen Sturzkampfbomber (Stukas) mit einem Flugzeugführer und einem Bordfunker, der auch das Bord-MG im Heck der Kanzel bediente, zu präzisen Bombenangriffen bei taktischen Einsätzen ein. Ziel war es, die Ludendorff-Brücke zwischen Erpel und Remagen doch noch zum Einsturz zu bringen.

Die Brücke hatte, wie alle anderen Rheinbrücken, beim Rückzug der Heeresgruppe B unter Generalfeldmarschall Walter Model auf die rechte Rheinseite gesprengt werden sollen. Beim Sprengversuch am 7. März wurde die Brücke zwar kurz aus ihren Lagern gehoben, aber nicht zerstört. Wenig später überquerten die ersten amerikanischen Soldaten die Brücke und eroberten die Erpeler Ley.

Die Amerikaner ließen sogar Panzer über die Brücke fahren. Innerhalb von nur 24 Stunden wurde der amerikanische Brückenkopf rechts des Rheins auf 8000 Mann, innerhalb einer Woche auf 25.000 Mann erweitert. Die Amerikaner legten schwere Planken über den Mittelbogen, um die Brücke für Radfahrzeuge passierbar zu machen. In unmittelbarer Nähe stromabwärts wurde in Tag- und Nachtarbeit eine Pontonbrücke gebaut, deren Reste – wie Kessler vermutet – jetzt ebenfalls durch das Niedrigwasser zutage kommen.

Augenzeuge berichtete vom Abschuss zweier Kampfflieger

Der Archäologe hat einen Artikel in der Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 26. Dezember 1957 mit dem Titel „Noch hütet der Rhein sein Geheimnis“ gefunden. Nachdem an der Rheinschleife am Unkelstein 1953 und 1955 zwei Schiffe bei Niedrigwasser auf ein Hindernis gestoßen waren und anschließend festgestellt wurde, dass das französische Schiff „Caillac“ wie von einem riesigen Messer regelrecht aufgeschlitzt worden war, habe man sich an die Geschichte des Remageners Albert Krahe erinnert.

Der Installateurmeister hatte als Augenzeuge berichtet, wie zwei Flugzeuge am Nachmittag des 8. März 1945 in den Rhein stürzten, eine Ju 87 und eine Ju 88. Sie seien vom amerikanischen Flakfeuer auf der Remagener Seite getroffen worden. Da ein 30 Zentner schwerer Flugzeugmotor den Bauch eines Schiffes hätte aufreißen können, forderten die Franzosen die Wasserstraßendirektion auf, den Rhein zu durchsuchen. Als die sich weigerte, schickten die Franzosen Taucher, die im Rhein jedoch nichts fanden.

Im Internet finden sich Berichte darüber, dass vom 8. bis zum 17. März Stukas, Jagdbomber und Düsenjäger die Brücke unentwegt angegriffen haben. Von den insgesamt 367 Angreifern seien 106 abgeschossen worden. Am 17. März stürzte die Ludendorff-Brücke tatsächlich ein. Dabei wurden 32 amerikanische Pioniere getötet. Nur zehn Leichen konnten geborgen werden.

Die Amerikaner bauten zwischen Bad Hönningen und Unkel insgesamt fünf Pontonbrücken über den Rhein, die Ende 1945 wieder abgebaut wurden. Erhalten blieben nur die Brückenpfeiler, nachdem die Strompfeiler 1976 entfernt wurden. Im Pfeiler auf Remagener Seite befindet sich heute ein Friedensmuseum.

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