Waldfriedhof in Rhöndorf Würdige Ruhestätte, grüne Oase

RHÖNDORF · Er ist überaus würdige Ruhestätte und Kleinod zugleich, der Waldfriedhof. Seit drei Jahren wird die Anlage durch die Stadt sukzessive saniert. Einen Eindruck vom Fortschritt der Arbeiten haben sich jetzt die Mitglieder des städtischen Umweltausschusses gemacht.

 Die Sanierungsfortschritte inspizierten die Mitglieder des Honnefer Umweltausschusses.

Die Sanierungsfortschritte inspizierten die Mitglieder des Honnefer Umweltausschusses.

Foto: Frank Homann

Unter der Leitung von Gabriele Herfurt von der Verwaltung und Planerin Anja Esser trafen sie sich zum Rundgang im Löwenburger Tal. Anja Esser erinnerte an die Ursprünge des Waldfriedhofes. Mit denen hat es in mehrfacher Hinsicht etwas Besonderes auf sich. "Das war die Zeit, als das Siebengebirge Naturschutzgebiet wurde", so Esser. Die Gedanken jener Zeit schlugen sich offenkundig auch in dem Wunsch nieder, den Friedhof naturnah zu gestalten.

Beeindruckend auch fast 100 Jahre nach seiner Anlage: Die Bürger Rhöndorfs selbst gaben den Ausschlag in allen Belangen, "sogar eine Kunstgruppe gab es". In ihr wurde unter anderem ein Katalog mit 60 Grabgestaltungen festgelegt. So waren Findlinge von der Wolkenburg oder auch Holz- und Stahlkreuze zulässig. "Wer etwas anderes wollte, musste sich das genehmigen lassen", so Esser. Weitere Besonderheiten sind die Anlage mit sogenannten Bretzelwegen und die natürliche Bewässerung. Die mittlerweile sanierten Schöpfbecken sowie ein neu angelegtes oberhalb der Kapelle werden durch einen neuen Zulauf mit dem Quellwasser gespeist.

Die Erneuerung der Schöpfbecken war nur Teil der Arbeiten. So wurden auf dem alten Teil des Friedhofes Schnitt- und Baumarbeiten durchgeführt. Die Brücke zwischen neuem und altem Teil wurde komplett erneuert und freigeschnitten. Auf dem neuen Teil wurde der Teich, der einst als Wasserreservoir für die Villa Merkens diente und bei der Friedhofserweiterung in den 60er Jahren integriert wurde, mit Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr leergepumpt und von einem umgestürzten Baum befreit.

Es folgten Entschlammung, Befestigung und Neuanlage. Saniert sind auch Mauern und die Bruchsteintreppe; die ursprünglichen Steine wurden wiederverwendet. Im Fall der Mauern musste einiges ersetzt werden, "fast die gesamte Krone war gestohlen", so Esser.

Als nächste Schritte stehen unter anderem weitere Baumsicherungen an. Alle Bäume seien gutachterlich untersucht, so Herfurt. Da eine Reihe über sogenannte Zwiesel, Verästelungen, verfügen, sollen sie durch Stahlseile gesichert werden. Fällungen inmitten der Grabfelder, so Herfurt auf eine Frage aus dem Ausschuss, wären teurer als Sicherungen. Zum Vergleich: Für die Sicherungen von sieben Bäumen seien 3500 bis 4000 Euro veranschlagt; die Fällung dreier schwer beschädigter Bäume habe aber 6000 Euro gekostet, da dies in dem schwierigen Gelände nur mit Baumkletterern und Stück für Stück möglich sei.

Und natürlich wird es Nachpflanzungen geben, zwölf sind alleine im kommenden Herbst geplant. Zusätzlich werden angemessene Sitzbänke aufgestellt sowie Schautafeln. Die Schautafeln werden in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft und der Stiftung Bundeskanzler-Adenauer-Haus von französischen Zimmerleuten im Rahmen der deutsch-französischen Freundschaft gefertigt.

Viel Wert gelegt wurde im Ausschuss auf eine Maßnahme, die 2014 auf dem Tableau steht: die Erneuerung des Zaunes. Ein fester Wildschutzzaun soll in Zukunft dafür sorgen, dass Wildschwein & Co. draußen bleiben müssen. Die Schäden sind stets erheblich, so Herfurt. "In diesem Jahr war es wieder besonders schlimm", so Esser. Auch darauf legte das Fachgremium Wert: Es müsse sichergestellt werden, dass der Friedhof so gepflegt wird, dass kein "Sanierungsstau" mehr vorkommt. Herfurt: "Es wird einen Pflege- und Sicherungsplan geben, der Jahr für Jahr die Arbeiten festlegt."

Kosten und Ablauf

Der Waldfriedhof wurde 2011 auf Betreiben der Stadt unter Gartendenkmalschutz gestellt; so ist auch sichergestellt, dass Fördermittel fließen können. Das mehrjährige Sanierungskonzept wurde 2010 vorgestellt. Die Arbeiten begannen vor drei Jahren; der erste Bauabschnitt ist abgeschlossen. Das gesamte Projekt wurde von der Fachfirma auf rund 330 000 Euro geschätzt.

Da viele Arbeiten vom Bauhof ausgeführt werden konnten und nur Personalkosten zu verbuchen waren, verringerte sich der Ansatz um 40.000 Euro. Von 2010 bis 2012 wurden rund 160.000 Euro ausgegeben; bis 2014 sind weitere 130.000 Euro vorgesehen. Aus Denkmalfördertöpfen flossen bislang 15.000 Euro; weitere Fördermittel werden beantragt. (suc)

Aus der Geschichte

Die Anlage des Waldfriedhofes geht zurück auf eine Initiative aus der Rhöndorfer Bevölkerung. Er wurde konzipiert und entwickelt vom Rhöndorfer Künstler Karl Menser zu Beginn der 1920er Jahre. Das Bestreben war es, eine möglichst naturnahe Umgebung zur Bestattung der Toten herzustellen, in der es keine gravierenden Unterschiede in der Grabgestaltung gab. Hierzu wurde sogar ein Katalog gefertigt, der die Gestaltung festlegte.

Alle ursprünglich angelegten Wege und Grabfelder sind bis heute erhalten. Ende der 60er Jahre erwies sich der Friedhof als zu klein; er wurde jenseits des Hohlweges erweitert. Auf dem Friedhof befindet sich das Grab Konrad Adenauers, ebenso das von Penaten-Gründer Max Riese. Erhalten ist auch ein Grabstein von Arno Breker. (suc)

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