Schuppige Bewohner am Ziepchensplatz Emil II. & Co. leben geheim und gemütlich in Rhöndorfer Brunnen

Bad Honnef · Die traditionelle Reinigung des Fischteiches am Ziepchensplatz durch die Freiwillige Feuerwehr Rhöndorf am Gründonnerstag ist ein großes Ereignis in Bad Honnef. Denn: Wer mag und vorsichtig ist, darf den Brunnenbewohnern über die Schuppen streicheln.

 Die Reinigung des Ziepchensbrunnen am Ziepchensplatz in Rhöndorf ist – traditionell an Gründonnerstag – immer ein Ereignis für die Zuschauer.

Die Reinigung des Ziepchensbrunnen am Ziepchensplatz in Rhöndorf ist – traditionell an Gründonnerstag – immer ein Ereignis für die Zuschauer.

Foto: Frank Homann

Emil II., Alfred, Helmut und all die anderen putzmunteren Fische aus dem Teich am Ziepchen haben wieder eine blitzeblanke Wohnstube. Traditionell am Gründonnerstag bearbeiteten Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Rhöndorf das leergepumpte Bassin.

Erstmals nach Corona geschah das Großreinemachen wieder mit Publikum. Rund 100 Zuschauer umlagerten den Ziepchesbrunnen. Darunter auch Hermann Dix – der 82-Jährige war als aktiver Feuerwehrmann ab 1956 viele Male bei der Putzaktion dabei. Vor allem die Pänz rückten den 15 Kiemenatmern, die in Bottichen ausgelagert waren und permanent mit frischem Quellwasser versorgt wurden, regelrecht auf die Pelle. Sie tippten die Fische vorsichtig an oder streichelten ihnen über die Haut. So nahe kommen sie der schwimmenden Gesellschaft sonst nämlich nie.

 Behutsam durften die Kinder die Fische aus dem Brunnen kurz und vorsichtig berühren, bevor die Feuerwehrleute zurück in den kleinen Fischteich brachten.

Behutsam durften die Kinder die Fische aus dem Brunnen kurz und vorsichtig berühren, bevor die Feuerwehrleute zurück in den kleinen Fischteich brachten.

Foto: Frank Homann

Emil der Zweite hat sich mittlerweile zu einem tollen „Hecht“ entwickelt. Der Spiegelkarpfen ist würdiger Nachfolger des berühmten zahmen Emil I. – der frühere König unter den Ziepches-Fischen war mehr als 20 Jahre alt, als er von Dieben aus dem Becken gefischt worden war.

Spiegelkarpfen Emil gilt als der „Hecht“ im Karpfenteich

Nach dem Abpumpen wurde das Becken mit Hochdruckreiniger, Bürsten und Spachteln bearbeitet, um den Algenbelag zu entfernen. Der Unrat wurde aus den Tiefen geholt – spektakuläre Funde gab es diesmal nicht. Vor wenigen Jahren wurde sogar ein Porsche gehoben. Der Besitzer, der bittere Tränen geweint hatte, nachdem er seinen flotten Flitzer versenkt hatte, strahlte umso mehr, als die Feuerwehr sein Spielzeugauto barg.

Feuerwehr-„Seniorchef“ Hans-Heribert Krahe schaute kritisch auf die Innenbeschichtung des Teichs: „In zwei, drei Jahren ist wieder eine neue fällig. Wegen der Fische dürfen wir nicht jedes Material nehmen, die ideale ,Tapete‘ gibt es nicht“, berichtete Krahe. 2017 war sogar eine Komplettsanierung der Säule erforderlich.

Wasserquelle in Rhöndorf existiert seit 1844

Seit 1844 gibt es an dieser Stelle eine Wasserquelle. 1949 erhielt der Ziepchesbrunnen sein heutiges Gesicht und wird seither von der Feuerwehr gereinigt. „Das war schon etwas Besonderes, wenn man als Kind mit rein durfte“, erzählte Peter Profittlich. Auch der spätere Löschgruppenführer Krahe half schon mit sechs oder sieben Jahren.

Und die Pänz, die diesmal dabei waren, werden später auch etwas zu erzählen haben. Als wieder frisches Wasser eingefüllt wurde, hatte Maschinist Knut Kayser am Pumpenbedienstand zu viel Druck gemacht und Markus Prinz riss es förmlich den Schlauch aus den Händen. Das Wasser spritzte in wilder Fontäne auf Zuschauer und Wehrmänner. Kreisch-Alarm! Auch Peter Profittlich bekam eine Dusche ab. Pudelnass bugsierte er die Fische zurück ins Wasser.

Sein berühmter Opa Peter hatte gleich bei der ersten Aktion 1949 als Vizewehrführer ebenso wie der Chef Jakob Braun am Brunnen in Uniform mit Orden gestanden, als der Schlauch platzte und das Wasser sich über ihre „Paradekleidung“ ergoss. Über solche Storys wurde beim anschließenden Beisammensein bei Familie Profittlich, die auch die Fütterung des Fischvolkes seit jeher besorgt, noch gelacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort