"Nacht der Bibliotheken" in Bad Honnef Zutiefst fasziniert von Bob Dylan

BAD HONNEF · "Nacht der Bibliotheken": Otto Neuhoff und andere bekannte Personen aus dem Siebengebirge gewähren Einblick in ihre Lesevorlieben.

 Großer Dylan-Fan: Otto Neuhoff liest aus "Rolling Thunder".

Großer Dylan-Fan: Otto Neuhoff liest aus "Rolling Thunder".

Foto: Frank Homann

"Ein Lieblingstext sagt oft viel über die Person aus", erzählt die Bibliothekarin. Genre, Stil, Thematik: Daraus ließen sich nicht selten Rückschlüsse auf den Leser ziehen.

Spannend war es daher für sie, am Freitagabend im Rahmen der landesweiten "Nacht der Bibliotheken" einen Einblick in die persönlichen Lesevorlieben bekannter Menschen aus dem Siebengebirge gewährt zu bekommen. Fünf Personen lasen vor, rund 50 hörten zu.

Die einzige Vorschrift des Schmökerabends: Es mussten Bücher sein, die den Vorlesenden besonders am Herzen lagen. Bürgermeister Otto Neuhoff legte gleich zu Beginn mit einem Auszug aus Sam Shepards "Rolling Thunder" eine Liebeserklärung an das Musiker-Leben ab. Kein Wunder, schließlich ist der Verwaltungschef außerhalb des Rathauses begeisterter Hobbymusiker und Bob-Dylan-Fan.

Um ebenjenen Gott des Genuschels mit dem markanten Wuschelkopf drehte sich selbstverständlich auch die vorgetragene Lieblingslektüre. Neuhoff war die Begeisterung anzumerken: Es war nicht der Bürgermeister, der da vorlas, sondern der Privatmann, von einem der einflussreichsten Musiker des 20. Jahrhunderts zutiefst fasziniert. "Ich finde das Buch einfach geil", rutscht es Neuhoff mit einem Schmunzeln heraus. Ebenfalls amerikanisch, aber topaktuell ging es weiter mit dem Lieblingsbuch Rainer Quinks vom Verein "Literatur im Siebengebirge". Dazu hatte er T.C. Boyles nagelneuen Roman "Hart auf hart" auserkoren.

Eine exzellente Wahl: leicht schräg, von gewitzter Wortgewandtheit und mit einer Prise trockenem Humor - "genau darum ist Boyle der Popstar unter den amerikanischen Schriftstellern", so Quink. Die Erzählung von der dunklen Seite der USA, von Freiheitsanspruch, Verfolgungswahn und Gewalt hatte ihn sichtlich beeindruckt. Auf diese hochpolitische Thematik folgte erst einmal leichtere Kost: Eine augenzwinkernde Ode an die rheinische Mundart in Form kleiner Geschichten op Kölsch hatte Hedwig Roos-Schumacher, die Leiterin der Volkshochschule Siebengebirge, mitgebracht. Ihre Auswahl war ein Volltreffer - die kuriosen Ausdrücke ("Mi halv Sakrament maht sich dann op de Söck") entpuppten sich als Garant für schallendes Gelächter. Sibi-Leiter Joachim Novak ließ es sich anschließend nicht nehmen, Gedichte und Kinderlieder aus der Feder von Großmeister Bertolt Brecht mit Klavierbegleitung vorzusingen.

Einen wahren Klassiker hatte zuletzt die Landtagsabgeordnete Andrea Milz im Gepäck: Unter anderem mit der Szene rund um Mister Darcys Heiratsantrags-Fiasko aus Jane Austens "Stolz und Vorurteil" bewies sie, dass der Entwicklungsroman auch zwei Jahrhunderte nach seiner Veröffentlichung noch mit klugen Charakteren und raffinierten Dialogen zu begeistern weiß.

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