Singen auf den Marktplatz Zwischen Sonnenuntergang und Vollmond

ERPEL · Zu den Abendstunden, als die Temperaturen wieder ein erträgliches Maß erreicht hatten und sich die Natur von der Hitze des Tages zu erholen begann, machten sich immer mehr Erpeler auf den Weg zum Marktplatz. Im historischen Ortskern nahmen sie auf Bänken rund um die amerikanische Platane aus dem Jahr 1887 Platz, um gemeinsam Zeit zu verbringen - und zu singen.

 Bühne für alle: Die Besucher bilden auf dem beschaulichen Erpeler Marktplatz einen großen Chor.

Bühne für alle: Die Besucher bilden auf dem beschaulichen Erpeler Marktplatz einen großen Chor.

Foto: Frank Homann

Der Erpeler Gesangverein Cäcilia-Eintracht hatte zum 17. Mal zu einem offenen Singen auf den Marktplatz geladen. Und der verwandelte sich binnen Minuten zu einer Bühne für jeden Liebhaber von Volksliedern. Der Verein verteilte Mappen mit Texten an alle, die gekommen waren, damit die Gäste die Lieder - textsicher - mitsingen konnten. "Wir freuen uns immer sehr auf diese besondere Veranstaltung im Jahr. Hier singen wir den Menschen nicht nur etwas vor, sondern wir werden alle zusammen zu einem einzigen Chor", so Vorstandsmitglied Maeve Monschau.

Thematisch stand der Liederabend im Zeichen des Mondes. Dazu begleitete Daniel Bockshecker den musikalischen Abend, indem er verschiedene Bilder vom Mond an eine Leinwand warf, die an einem der Fachwerkhäuser hing.

"Es sind verschiedene Perspektiven, die immer wieder den Mond als Motiv zeigen. Der Mond durch ein Teleskop betrachtet oder aus dem Weltraum oder aber, wie er hoch über der Erpeler Ley steht", erklärte Bockshecker seine Bilder. Passend dazu standen natürlich auch Lieder auf dem Programm, die den sagenumwobenen Himmelskörper thematisieren. Neben altbekannten Volksliedern hörte man von hunderten Stimmen gesungen auch Lieder wie "Moonriver", "Der Mond ist aufgegangen" und "Moonlight shadow".

Dass der Abend auch noch auf den ersten Tag nach Vollmond fiel, und dieser schließlich vom Himmel leuchtete, war das i-Tüpfelchen des offenen Singens.

Kurz nachgefragt bei Chorleiter Andreas Stieger

Seit diesem Jahr ist Andreas Stieger Chorleiter der "Cäcilia-Eintracht 1844 Erpel". Mit ihm sprach Alev Dogan.

Kannten Sie das Konzept des offenen Singens bereits, bevor Sie bei der Cäcilia anheuerten?

Andreas Stieger: Ja, das ist eine durchaus gängige Veranstaltungsform bei Chören. Das letzte Mal war ich bei einem offenen Singen mit dem Männergesangverein Unkel.

Wie kam es, dass Sie nach Erpel wechselten?

Stieger: Nun, ich suchte einen neuen Chor, hier suchte man einen neuen Chorleiter. So unkompliziert können Dinge manchmal vonstattengehen.

Die Gesangvereine und Chöre leiden immer wieder unter Nachwuchsmangel. Sie gehören mit ihren 34 Jahren ja eher zu den jüngeren Sängern.

Stieger: Es ist leider so, dass insbesondere die Männerstimmen meistens nur sehr dünn besetzt sind. Aber grundsätzlich ist 34 kein unübliches Alter. Henning Rubach, der uns heute am Klavier begleitet, ist auch nicht viel älter. Wir sind schon die Älteren der nachkommenden, jüngeren Generation.

Sie haben also Hoffnung für die traditionellen Gesangvereine?

Stieger: Ich merke, dass immer noch viele Menschen gerne singen - nur tun sie das mittlerweile weniger vereinsbezogen. Sie möchten sich nicht binden. Daher bieten nun viele Chöre es an, dass Interessierte projektbezogen, das heißt für kürzere Zeiträume, mitmachen können. Jeder Chor ist dankbar, wenn neue Sänger zu ihm finden. Und solche Veranstaltungen wie hier auf dem Marktplatz sind eben etwas ganz besonderes. Die Sonne geht unter, man sitzt zusammen, genießt ein kühles Getränk und singt.

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