Einsatzprobe auf ehemaligen Trigema-Gelände in Bad Honner Bad Honnefer Feuerwehrleute üben im brennenden, engen und dunklen Container

BAD HONNEF · Hitze, Enge, Dunkelheit: Bad Honnefer Feuerwehrleute proben auf dem ehemaligen Trigema-Gelände den Ernstfall.

 In dem Cotainer, in dem die Bad Honnefer Wehrleute üben, brennt es bereits licherloh.

In dem Cotainer, in dem die Bad Honnefer Wehrleute üben, brennt es bereits licherloh.

Foto: Frank Homann

Dunkle Rauchwolken quillen aus dem blaulackierten Container, der so lang und hoch ist wie ein Lkw-Anhänger. Durch dichten Qualm ist tief im Innern Feuerschein zu sehen. Selbst draußen, in sicherem Abstand vor dem Container, ist die Brandwärme zu spüren. Wie heiß muss es erst drinnen sein? Frank Gerhards kennt die Antwort: „Allein im unteren Bereich, etwa bis auf Höhe der Türklinke, herrschen jetzt Temperaturen um die 200 Grad.“ Und je höher man kommt, desto heißer wird es: bis zu 800 Grad können unter der Decke erreicht werden. Gerhards ist Berufsfeuerwehrmann aus Mönchengladbach und erfahrener Ausbilder. Er schult mit seinen Teamkollegen bundesweit Feuerwehrkameraden in Sachen Brandbekämpfung – so am Samstag in Bad Honnef auf dem ehemaligen Trigema-Gelände an der Lohfelder Straße.

Zum Einsatz kommen bei der „Realbrandausbildung“ auch hochmoderne Brandsimulationsanlagen wie der Container. Kaum vorstellbar, sich freiwillig in einen solchen Glutofen hineinzubegeben. Für die Frauen und Männer der Freiwilligen Feuerwehr Bad Honnef ist dies jedoch Teil ihrer Ausbildung. Mit schwerer Schutzausrüstung und Atemschutzgerätmasken verschwinden sie grüppchenweise im Container – um nach bis zu 30 Minuten erschöpft sowie voller Ruß und Aschestaub wieder herauszustolpern. Die Sauerstoffflaschen, die die Kameraden auf dem Rücken tragen, geben einen lauten Pfeifton von sich. „Dies signalisiert, dass die Flaschen leer sind. Das heißt, die Jungs und Mädels haben da drin richtig geackert“, erklärt Gerhards.

Die Hitze im Innenraum lässt die Köpertemperatur trotz Schutzkleidung in die Höhe schnellen, als ob man Fieber hätte. „Und die Kameraden müssen dann trotzdem noch richtig Gas geben und arbeiten.“ Kein Wunder, dass selbst bei trainierten Feuerwehrleuten unter solchen Bedingungen rund zwei Liter Körperflüssigkeit in nur 20 bis 30 Minuten – länger darf der Einsatz nicht dauern – verloren gehen.

Im Inneren des Containers galt es für die Honnefer Brandbekämpfer nicht nur darum, sich bei Dunkelheit in einem völlig verqualmten Raum zu orientieren und in Flammen stehende Holzpaletten zu löschen, auch mussten sie sich durch einen engen Kriechtunnel quälen, der über mehrere Ebenen bis in Deckennähe und damit immer noch höhere Temperaturzonen führte. Für die jungen Feuerwehrleute, die am Samstagvormittag nach einer ausführlichen Theorieeinheit als Erstes in den Container klettern durften, ging es dabei vor allem darum, in direkten Kontakt mit der Brandtemperatur zu kommen, die Wärme zu spüren und Vertrauen in die Ausrüstung aufzubauen. „Die Kleidung kann das ab, aber dieses Vertrauen, tatsächlich geschützt zu sein, muss man erstmal erlernen. Und das geht nur durch Erfahrung“, so Björn Haupt, Pressesprecher der Bad Honnefer Wehr. Gerhards ergänzt: „Wir wollen keine Helden erzeugen. Aber man muss den jungen Männern und Frauen die Angst nehmen.“

Für die erfahreneren Einsatzkräfte ging es darüber hinaus um den Einsatz von Wärmebildkameras und die Vermeidung und das Verhalten bei Extremsituationen wie der Rauchgasdurchzündung – wenn sich die durch den Brand entstehenden Gase durch Sauerstoffzufuhr entzünden und eine Art Feuerwalze entsteht. Für solche Szenarien verfügt der Container über eine gesonderte Brandkammer. „Es ist schwierig, so etwas sonst üben zu können“, so Haupt.

Auf dem Stundenplan stand auch Einsatzstellenhygiene. „Die stark mit Schadstoffen belastete Einsatzkleidung darf auf keinen Fall mit in die Einsatzkabine zurück. Die Gesundheit ist schließlich wichtig“, so Gerhards. Für die Feuerwehrleute heißt das, korrektes Umziehen bevor es ab ins Feuerwehrauto geht. „Es gibt Feuerwehren, die haben eigene Logistikfahrzeuge dafür.“ Das Zelt, das abseits des Containers aufgebaut ist, ist eine sinnvolle und deutlich günstigere Zwischenlösung.

Michael Schwippert hat gerade seine Übungseinheit beendet und pellt sich vor dem Zelt, dem sogenannten Schwarzbereich, aus seiner Schutzkleidung. Die wandert dann in die eigens dafür bereit gestellten Kisten. Für die Schuhe gibt es eine Stiefelwaschanlage. Danach kann der 27-Jährige ins Zelt verschwinden und sich umziehen. Für ihn war die Übung eine wertvolle Erfahrung – auch wenn er schon damit gerechnet habe, wie hoch die körperliche Belastung sei. „Durch den Wasserdampf, der sich beim Löschen auf der Kleidung absetzt, wird es noch wärmer. Das ist wie ein Aufguss in der Sauna“, berichtet er. Zwar ist Schwippert bereits seit zwei Jahren aktiver Feuerwehrmann, bislang war er jedoch nur im Außenangriff im Einsatz. Der Maurermeister, der nebenberuflich auch noch als Pyrotechniker tätig ist, ist dankbar für die vielen Tipps, die er bei der Übung erhalten hat: „Die sind sehr an die Realität angelehnt und werden einem später im Einsatz eine große Hilfe sein.“

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