Was Eltern über Medienkonsum wissen müssen Beratungsstelle bietet Hilfe für „Familien digital“

Bad Honnef/Königswinter · Smartphone, Tablet & Co. bestimmen immer mehr den Alltag von Eltern und Kindern. Das birgt auch Gefahren. Die Familien- und Erziehungsberatungsstelle der Städte Bad Honnef und Königswinter startet darum das Projekt „Familie digital“.

 Start des Präventionsprojektes „Familie digital“: Sponsoren und Teilnehmer bauen auch auf eine selbstkritische Einschätzung von Eltern.

Start des Präventionsprojektes „Familie digital“: Sponsoren und Teilnehmer bauen auch auf eine selbstkritische Einschätzung von Eltern.

Foto: Gabriela Quarg

„Heute schon mit ihrem Kind gesprochen?“ Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, möchte man meinen. Doch angesichts des Medienverhaltens vieler Eltern eine Frage, die berechtigt ist und der sich alle Mütter und Väter selbstkritisch stellen sollten. Die Familien- und Erziehungsberatungsstelle (FEB) der Städte Bad Honnef und Königswinter hat dazu jetzt das Präventionsprojekt „Familie digital“ gestartet, das für einen bewussteren, verantwortungsvollen Medienumgang sensibilisieren soll.

Eltern sind wichtige Vorbilder

„Ich begrüße es sehr, dass sie dieses Projekt angestoßen haben“, betonte Bürgermeister Lutz Wagner, der gemeinsam mit dem ersten Beigeordneten der Stadt Bad Honnef, Holger Heuser, sowie dem Team der FEB auf dem Restaurantschiff „Alte Liebe“ den Startschuss für die Kampagne gab. Es sei wichtig, den Fokus auf die Erziehungsberechtigten zu legen, so Wagner, „denn wir Eltern haben mit unserem eigenen Medienkonsum eine wichtige Vorbildfunktion“. Dass diese oftmals nicht optimal funktioniert, davon können vor allem Lehrer und Erzieher ein Lied singen.

„Wir erleben das tagtäglich“, berichtet Eva-Maria Nowka vom Familienzentrum Sankt Aegidius in Aegidienberg. „Die Eltern kommen, um ihre Kinder abzuholen und haben das Headset noch auf dem Kopf und das Handy in der Hand. Die Kinder haben gar keine Gelegenheit, zu erzählen.“ Die Folgen werden spätestens in der Schule bemerkbar.

Sprachdefizite nehmen zu

Bei der Einschulung stellen Lehrer zunehmend Sprachdefizite fest, „weil einfach zu wenig mit den Kindern gesprochen und kommuniziert wird“, so Rita Bachmann, Sprecherin für die Bad Honnefer Grundschulen. „Wir verteufeln keine Medien, aber die Sprache sowie die emotionale Bindung und Zuwendung sind so enorm wichtig für Kinder.“

Mit einer Plakat- und Postkartenaktion sowie Veranstaltungen und Aktionen sollen vor allem Eltern, aber auch Fachkräfte für das Thema sensibilisiert werden. „Es geht nicht darum, Eltern mit erhobenem Zeigefinger zu begegnen, sondern mit ihnen ins Gespräch zu kommen“, erläutert FEB-Leiter Jürgen Scheidle.

Die Beratungsstelle hat dazu nicht nur Sponsoren, sondern wichtige Kooperationspartner mit ins Boot geholt, darunter Familienzentren, Grundschulen und die Volkshochschule (VHS) Siebengebirge. Auf den Plakaten, die ab Mitte Oktober in Bad Honnef und Königswinter aufgehängt werden sollen, sind kleine Kinder mit ihren Eltern in alltäglichen Situationen zu sehen. Sie veranschaulichen, wie die Medienbeschäftigung der Eltern auf die Kinder wirkt.

Bereits jetzt laufen die Motive über die Infodisplays in den Bussen der RSVG. Auf den Postkarten finden Eltern zusätzlich Tipps für den Alltag. Sie sollen unter anderem bei den Kooperationspartnern, aber etwa auch in Kinderarztpraxen ausgelegt werden und sind Bestandteil der Baby-Willkommenspakete. Zusätzlich werden in Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten Elternabende zur Mediennutzung angeboten, in vielen Familienzentren finden sogenannte Familiengespräche statt, die zum Austausch untereinander einladen.

Fachtagungen mit Experten

Bei zwei großen Fachtagungen, die in Kooperation mit der VHS im Kursaal in Bad Honnef stattfinden, können sich Eltern und Fachkräfte intensiv mit dem Thema Medien und Bindung auseinandersetzten. So spricht Professor Karl Heinz Brisch am Donnerstag, 16. September, über „sichere Bindung in digitalen Zeiten“, und Maria Aarts führt am Donnerstag, 11. November, in die Methode „Marte Meo“ als Entwicklungsunterstützung ein.

Weitere Informationen zur Kampagne gibt es im Internet unter www.koenigswinter.de, per E-Mail an feb@koenigswinter.de oder unter ☏ 0 22 23/29 86 53 60.

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