Blühzeit 2021 zu kalt und zu nass 709 Bienenvölker schwirren wieder durch das Siebengebirge

Siebengebirge · Im vergangenen Jahr hatte die Blühzeit für die Bienen in der Region ihre Tücken: Zu kalt und nass war der Frühling - die produktivste Zeit der Insekten. In diesem Jahr hofft der Imkerverein Siebengebirge auf eine bessere Honig-Ernte.

 Gerti Reicheneder-Müller vom Imkerverein Siebengebirge zeigt eine mit Tausenden von Bienen besetzte Wabe.

Gerti Reicheneder-Müller vom Imkerverein Siebengebirge zeigt eine mit Tausenden von Bienen besetzte Wabe.

Foto: Frank Homann

Es summt und brummt wieder in unseren Gärten: das warme Frühlingswetter und die frühe Blüte vieler Sträucher und Blumen hat auch die „Apis Mellifera Carnica“, auf gut deutsch die Honigbiene, nach der Winterruhe wieder aus ihren Bienenstöcken gelockt. Unermüdlich schwirren die fleißigen Honigsammlerinnen von Blüte zu Blüte, um dann mit dicken Pollenhöschen an den Hinterbeinen wieder nach Hause zurückzukehren. Sehr zur Freude der Imker, die auf eine reiche Honigernte in diesem Jahr hoffen.

Blühzeit 2021 war für die Bienen zu nass und zu kalt

„Im letzten Jahr war es wetterbedingt schon schwierig. Im Frühjahr brauchte man gar nicht zu schleudern“, berichtet Gerti Reicheneder-Müller, Vorsitzende des Imkervereins Siebengebirge. Zu kalt und zu nass sei es gewesen, sowohl für die Pflanzen, als auch für die Bienen. „Der Weidenektar hat fast völlig gefehlt, zur Kirschblüte hat es geregnet und die Apfelblüte war auch nicht üppig“. Manche Völker seien tatsächlich verhungert „Zum Glück haben dann aber immerhin die Linden kräftig geblüht“, so Reicheneder-Müller.

 Im vergangenen Jahr war es im Frühjahr aus Bienensicht zu nass und zu kalt.

Im vergangenen Jahr war es im Frühjahr aus Bienensicht zu nass und zu kalt.

Foto: Frank Homann

In diesem Jahr indes „ist alles da“, lediglich der kühle Ostwind Anfang März machte den Bienen zu schaffen. Wer es da nicht rechtzeitig in den warmen Bienenstock zurückschaffte, drohte zu verklammen und vor Kälte und Erschöpfung einzugehen.

Imkerverein feiert sein 125-jähriges Bestehen

Die Vorsitzende des Imkervereins Siebengebirge besitzt selber 24 Völker und ist froh, ihre Bienen gut über den Winter gebracht zu haben – wie auch die allermeisten ihrer Imkerkollegen aus dem Siebengebirge. 150 Mitglieder, darunter 134 aktive Imker mit insgesamt 709 Bienenvölkern, zählt der Verein, der im vergangenen Jahr sein 125-jähriges Bestehen hätte feiern können – wenn nicht Corona gewesen wäre. Nun soll der besondere Geburtstag in diesem Jahr nachgefeiert werden.

Angefangen hatte die Geschichte des Vereins im Jahr 1896 mit 35 Mitgliedern. Damals wohnten die Bienenvölker noch in Körben, die Umstellung auf Bienenstöcke aus Holz war ein echtes Novum. In den Folgejahren entwickelte sich das Imkern vom landwirtschaftlichen Nebenerwerb und der Selbstversorgung mehr und mehr zu einer Freizeitbeschäftigung.

In Kriegszeiten bis hinein in die 1960er Jahre wiederum diente die Bienenzucht dem Überleben: Überwiegend waren es Frauen und ältere Leute, die sich um die Honiggewinnung als wertvolles Lebensmittel kümmerten. In den 1970er Jahren geriet das Imkern zunehmend aus der Mode. Die Bienenzucht galt bei der jungen Generation als spießig. Zahlreiche Vereine schrumpften, fusionierten, um weiter bestehen zu können, oder wurden aufgelöst. Bei den Siebengebirgsimkern war 1972 mit gerade mal 20 Mitgliedern und 273 Völkern der Tiefststand erreicht.

Danach ging es langsam wieder aufwärts. Als Reicheneder-Müller 2008 den Vorsitz übernahm, zählte der Verein 35 Mitglieder, heute sind es viermal so viele. „Imkern ist ein richtiger Hype momentan“, sagt die Eudenbacherin. Bienenzuchtvereine sind zu echten Familienvereinen geworden. Immer mehr Menschen entdecken das „süße“ Hobby für sich. Hintergrund ist ein zunehmendes Bewusstsein für die Umwelt, für den Erhalt von Fauna und Flora und letztendlich auch für eine gesunde Ernährung. Vielen sei allerdings nicht bewusst, dass die Imkerei mit schwerer Arbeit verbunden ist, so Reicheneder-Müller: „Es ist zwar ein wunderschönes Hobby, aber es wird einem nichts geschenkt als Imker“.

Verein bietet Kursus für angehende Hobbyimker

Manch einem, der gerne etwas für die Natur und die Umwelt tun möchte, rät sie daher, lieber einen Wildbienenstand am Haus anzulegen und bienenfreundliche Sträucher und Stauden zu pflanzen. „Dann hat man schon viel Gutes getan.“ Wer dennoch eigenen Honig ernten möchte, der kann beim Imkerverein einen entsprechenden Kurs für Einsteiger besuchen. 29 Nachwuchs-Imker haben allein im vergangenen Jahr diese Möglichkeit genutzt.

Auch der Umgang mit der gefürchteten Varroa-Milbe gehört zur Ausbildung. Werden die heimtückischen Achtbeiner nicht bekämpft, können sie ganze Bienenvölker ausmerzen. Der Imker rückt den gefährlichen Bienen-Plagegeistern ein- bis zweimal im Jahr mit Ameisensäure zu Leibe. Vertreiben lässt sich die Milbe hierzulande wohl nicht mehr, so Reicheneder-Müller: „Wir müssen vielmehr lernen, mit der Varroa zu leben. Wenn man aber ordentlich imkert und zur richtigen Zeit behandelt, bekommt man das auch in den Griff.“

Wer alles richtig macht, kann sich auf einen besonderen Honiggenuss freuen, denn das Siebengebirge ist das reinste Schlaraffenland für Bienen. „Wir haben hier ja keine Monokulturen, es ist alles da: Wiesen, Wälder, Gärten, Obstanbau“, schwärmt Reicheneder-Müller. Die Vielfalt, die im Glas landet, nennt sich dann Frühtracht oder Sommertracht: „Es ist ein wunderschöner Honig – ein Glas geschmeckte Landschaft“.

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