In Königswinter Vortrag der VHS Siebengebirge beschäftigt sich mit Donaldisten

Königswinter · Die VHS Siebengebirge sucht mit Wonne nach ungewöhnlichen Vortragsthemen: Mit „Donald Duck – eine Quelle nie versiegenden Vergnügens“ ist das der Volkshochschule bestens gelungen.

Aufbrausendes Gemüt, aber Fans in aller Welt: Was das Phänomen Donald Duck ausmacht, machte die VHS Siebengebirge zum Thema eines Vortrags.

Aufbrausendes Gemüt, aber Fans in aller Welt: Was das Phänomen Donald Duck ausmacht, machte die VHS Siebengebirge zum Thema eines Vortrags.

Foto: picture-alliance / dpa/dpaweb/Disney

Irene Roth ist bekennender Donald-Fan – wohlgemerkt des einzig wahren Donald, also dem mit dem Matrosenhütchen auf dem Kopf, dem Bürzel hinten und den gelben Watschelfüßen unten. Als solche hat sie sich in einschlägigen Fachkreisen schon einen Namen gemacht: Sie ist nicht nur Mitglied der Kölner Donaldisten und der „Glorreichen Runde über neue Einzelheiten schnabeltragender Organismen sachkundig sinnierender Entenkenner“, kurz „G.R.Ü.N.E.S.O.S.S.E.“, sondern auch ehemalige Halb-PräsidEnte von D.O.N.A.L.D, der „Deutschen Organisation Nichtkommerzieller Anhänger des lauteren Donaldismus“. Auf Einladung der Volkshochschule (VHS) Siebengebirge gab Roth im Haus Bachem in Königswinter einen Einblick in das donaldistische Sinn- und Gedankengut, in Kreise, in denen irgendwo „zwischen Wissenschaft und Augenzwinkern“ über die Frage diskutiert wird, ob in Entenhausen eine gesonderte Thermodynamik herrscht, ob es dort ein Recyclingsystem gibt, ob Daniel Düsentrieb ein Toupet trägt und wie Daisys Plattfüße in Pumps passen.

Die, die ihrem Vortrag lauschen, sind Männer und Frauen im mittleren Alter, die „durch Donald lesen gelernt haben“, wie sie selbst sagen, in ihrer Kindheit und Jugend ein „Lustiges Taschenbuch“ oder Comic-Heftchen mit Geschichten aus Entenhausen nach dem anderen verschlungen haben und bis heute noch Fans sind. Doch wieso ausgerechnet von Donald Duck und nicht von Micky Maus? „Bei Micky ist immer alles perfekt und läuft immer alles glatt, bei Donald wiederum herrscht absolutes Chaos“, erläutert Roth. Das mache die Ente so sympathisch.

„Keine andere Figur hat so viele Erniedrigungen, Rückschläge und Niederlagen erlitten“. Donald fällt hin, steht auf und fällt wieder hin – wie im wahren Leben. „Das kennen wir alle, damit können wir uns identifizieren.“ Dazu zählt sicher auch die Tatsache, dass Donalds Ansprüche und das reelle Leben meistens nicht zueinander passen.

 Als wahre Eltern von Donald Duck gelten die deutsche Übersetzerin Erika Fuchs (rechts) und die amerikanische Zeichnerlegende Carl Barks.

Als wahre Eltern von Donald Duck gelten die deutsche Übersetzerin Erika Fuchs (rechts) und die amerikanische Zeichnerlegende Carl Barks.

Foto: picture alliance / dpa/Verlag

Erika Fuchs und Carl Barks erschaffen den einzig wahren Donald

Nun ist allerdings nicht in jedem Donald-Heftchen auch der wahre Donald drin. D.O.N.A.L.D hat sich die Pflege der „reinen Lehre gemäß Carl Barks und Erika Fuchs“ auf die Fahnen geschrieben, sprich jener sechseinhalbtausend Seiten gedruckter Berichte aus Entenhausen, die einst der Amerikaner Carl Barks gezeichnet und die Deutsche Erika Fuchs getextet hat. Alles andere, sprich das, was aus der Feder neuerer Comic-Autoren stammt, ist nach Ansicht echter Donaldisten „nur nett anzugucken“, aber ansonsten nicht viel mehr als Entengrütze: Es ist nämlich schlicht und einfach nicht wahr.

Carl Barks nämlich konnte über Entenhausen und seine Bewohner berichteten, „weil er wirklich dort war“, wie Roth betont. Davon sind die Fans überzeugt. Wo allerdings genau Entenhausen liegt, da sind sich auch die Experten nicht ganz einig – obwohl es sogar schon detaillierte Stadtpläne gibt. „Entweder befindet es sich in einem Paralleluniversum, in einer postapokalyptischen Zukunft oder in einem String zwischen Mikro- und Makrokosmos“. Barks selbst kann man dazu leider nicht mehr befragen, er ist 2000 im Alter von 99 Jahren gestorben.

Donaldisten erfreuen sich an der Sprachkunst der Comics

Begeistert sind die Donaldisten von der Sprachkunst, die in den witzigen Comicgeschichten steckt. Da ist zum Bespiel der „Erikativ“, benannt nach Erika Fuchs, die die grammatische Form im Deutschen populär machte. Der offizielle Name lautet übrigens Inflektiv – eine Verbform, die durch Weglassen der Infinitiv-Endung gebildet wird, wie zum Beispiel „Seufz“ oder „Klatsch, Klatsch“. Hinzu kommen völlig neue Wortkreationen wie „Zack“, „Schnorch“ oder „Gazong“.

 Selbst bei kleinen Fans – wie hier beim Karnevalszug in Bad Honnef – erfreut sich Donald Duck gleichbleibend hoher Beliebtheit.

Selbst bei kleinen Fans – wie hier beim Karnevalszug in Bad Honnef – erfreut sich Donald Duck gleichbleibend hoher Beliebtheit.

Foto: Frank Homann

Aber auch Alliterationen und selbst Zitate von großen Klassikern, wie zum Beispiel aus Wilhelm Tell, finden sich in den Dialogen. Sprachlich ist Entenhausen übrigens gar nicht weit vom Rheinland entfernt. So wird eine im Rheinischen durchaus geläufige Genetiv-Form auch von Bewohnern aus Entenhausen angewandt: „Morgen zapfen wir dem alten Duck sein Geldspeicher an“ (O-Ton Panzerknacker).

Die Tatsache, dass die Fuchssche-Originalübersetzung zurzeit politisch korrekt überarbeitet wird, ist den Donaldisten verständlicherweise ein Dorn im Auge. So ist aus dem Schwein Fridolin Freudenfett bereits Fridolin Freundlich geworden. „Grmpf, Kreisch, Würg“, würde Donald wohl dazu sagen.

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