Hegering setzt auf modernste Technik Drohnen retten Rehkitze im Siebengebirge vor dem sicheren Tod

Siebengebirge · Mit dem „fliegenden Auge“ einer Drohne wollen die Mitglieder des Hegerings Siebengebirge künftig Tiere retten – etwa Rehkitze, die sich im hohe Gras verstecken. Die Jäger machen jetzt sogar eine Pilotenlizenz für das Fluggerät.

 Wenn der Mähdrescher näherkommt, um das hohe Gras zu mähen, bleiben die scheuen Rehkitze eher in ihrem versteck sitzen, als die Flucht zu ergreifen.

Wenn der Mähdrescher näherkommt, um das hohe Gras zu mähen, bleiben die scheuen Rehkitze eher in ihrem versteck sitzen, als die Flucht zu ergreifen.

Foto: Frank Homann

Gerade erst geboren und schon in Lebensgefahr: Jahr für Jahr im Frühling ereilt zahlreiche Rehkitze ein grausames Schicksal. Wenn die Landwirte ihre Wiesen abmähen, geraten die Jungtiere, die im hohen Gras versteckt liegen und noch keinen Fluchtinstinkt besitzen, unters Messer der riesigen Mähdrescher. „Es sind grausame Bilder“, berichtet Bernd Zimmermann vom Hegering Siebengebirge. Kein Wunder, dass die Kitzrettung auf der Jahreshauptversammlung der Jäger am Samstag im Restaurant Margaretenkreuz ein zentrales Thema war.

Um nämlich zu verhindern, dass die Kitze „ausgemäht“ werden, haben die Jäger bislang mit freiwilligen Helfern viele Wiesen systematisch zu Fuß durchkämmt, bevor der Traktor anrollt. Ein mühsames Unterfangen, das einen hohen Personaleinsatz erfordert. „Man muss in mehreren Reihen nebeneinander vorgehen, damit man im hüfthohen Gras kein Tier übersieht“, erläutert Zimmermann. Selbst Hunde könnten die Kitze nicht wittern, da sie noch keinen Eigengeruch besitzen. In diesem Jahr wird nun erstmals Hightech zur Rettung der Kitze zum Einsatz kommen: Der Hegering hat mit einer Förderung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung zwei Drohnen angeschafft. Die kleinen Fluggeräte sind mit Wärmebildkameras ausgestattet und sollen die Kitze aus der Luft ausfindig machen.

Hegering schafft Drohne zur Tierrettung an

Mehr als 12.000 Euro hat der Hering in die Drohnen investiert, 60 Prozent davon steuerte der Bund bei. Doch mit der Anschaffung alleine war es nicht getan: Die Piloten, die die Drohnen vom Boden aus steuern, benötigen einen speziellen Flugschein, hinzu kommen unter anderem Genehmigungen für den Einsatz im Naturschutzgebieten. Zwei Jäger haben bereits ihre Fluglizenz erhalten, zwei weitere werden zurzeit noch geschult. „Die Mahd findet in einem Zeitfenster von vier bis sechs Wochen im Mai statt“, so Zimmermann. Um sicherzustellen, dass dann nicht nur die Piloten startklar sind, sondern auch genügend „Bodenpersonal“ im Einsatz ist, werden unter Regie von Joachim Rohner, Obmann für Kitzrettung, bereits jetzt Helferpläne erstellt.

Weiteres Thema für die Jägerschaft ist nach wie vor die afrikanische Schweinepest, die vom Osten her auf dem Vormarsch ist. „In Deutschland entlang der Grenze zu Polen ist sie bereits in allen Landkreisen angekommen“, so Zimmermann. Die Jäger seien daher angehalten, die Bestände an Wildschweinen möglichst gering zu halten. Auch das Rehwild muss mancherorts stärker als bislang bejagt werden. Hintergrund ist, dass die Tiere auf den Kahlflächen des Siebengebirges ideale Lebensräume vorfinden und die Setzlinge, die zur Aufforstung dort gepflanzt werden, stark schädigen. Per Verordnung kann die Bejagung daher nicht erst im Mai, sondern schon ab dem 1. April beginnen.

Der Hegering Siebengebirge ist mit knapp 290 Mitgliedern einer der größten Hegeringe in der Kreisjägerschaft. 20 Prozent aller Mitglieder sind weiblich – mit steigender Tendenz. „Unter unseren Mitgliedern unter 40 Jahren sind bereits 26 Prozent Frauen“, so Zimmermann. Mit Susanne Wellmann als Hegeringleiterin und Anna Maria Müller als ihre Stellvertreterin führt auch ein Frauenduo die Jägerschaft im Siebengebirge an.

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