Kloster Heisterbach und die Zisterzienser sind Thema eines hintergründigen Romans Ein Ort voller Geschichte

Königswinter · Horst Prayon hat für seinen Roman über das Königswinterer Kloster Heisterbach und die Zisterzienser recherchiert.

Das Kloster Heisterbach hat Horst Prayon für seinen Roman inspiriert.

Das Kloster Heisterbach hat Horst Prayon für seinen Roman inspiriert.

Foto: Frank Homann

Horst Prayon liebt das Siebengebirge. Der in Bochum geborene Wahl-Bonner besucht seit seiner Kindheit gerne die Region rund um Kloster Heisterbach. Nach mehreren Jahren der Recherche brachte er im März 2018 seinen ersten Roman „Mit den Augen des Geistes. Zisterzienser im Mittelalter“ heraus. Das im 16. Jahrhundert geplünderte und niedergebrannte Kloster, von dem heute nur noch die Chorruine der Abteikirche übrig ist, steht im Zentrum des Geschehens.

„Wenn ich in diesem Gelände unterwegs war, dann habe ich mir versucht vorzustellen, wie das Leben dort damals im Mittelalter gewesen ist. Das Kloster ist ja sogar in Umrissen neben der Ruine auf dem Boden mit Kacheln abgebildet. Und dann kriegt das Ganze Leben“, erzählt der Autor.

Autor kehrte immer wieder zum historischen Ort zurück

Auch drei Jahre nach der Erscheinung seines Buches ist er noch immer von der Historie begeistert: „Ich habe mit Leidenschaft den Roman geschrieben“, so der 82-Jährige. Zu dem Kloster selbst gibt es laut Prayon wenig Literatur. „Da habe ich mich gefragt: Wie kann es sein, dass wir so ein geschichtsträchtigen Ort haben und es gibt kaum Infos dazu?“

Für die Recherche las er viel über die Zisterzienser und deren Historie. „Diese Gedanken und Gebote habe ich dem Kloster zugeschrieben und so ist allmählich der Roman entstanden.“ Über mehrere Jahre und sogar Jahrzehnte kam Prayon immer wieder zum Kloster und versuchte die in seinen Augen ganz besondere Stimmung schließlich in seinem Roman einzufangen.

„Meine Eltern sind mit meinen Brüdern und mir regelmäßig von Godesberg aus ins Siebengebirge gewandert. Auch noch als Schüler wanderte ich oft hier und bin zum Kloster gegangen. Irgendwie hat mich daran etwas fasziniert. Dieser Ort ist viel mehr als ein Ausflugsziel für Wanderer, es ist ein mystischer Ort und das spürt man auch, wenn man da in dieser unendlichen Stille sitzt.“ Da der Titel des Buches das Kloster Heisterbach nicht direkt erwähnt, vermutet der Autor, dass das Buch eventuell an einigen interessierten Lesern aus der Region vorbeigegangen ist. Umso mehr freut er sich, dass er sein Wissen über das Kloster auch in zahlreichen Vorträgen in der Region ein wenig verbreiten konnte.

Leser wird Zeuge von Streitgesprächen in Glaubensfragen

Er wünscht sich aber nach wie vor mehr Bewusstsein für die Geschichte, die die Ruine noch heute erzählt. „Wenn ich selbst vor der Ruine der Abteikirche stehe, dann fängt sie plötzlich an zu reden. Das ist unglaublich, was so ein Mauerrest noch ausstrahlen kann.“ In „Mit den Augen des Geistes“ hat der Autor die recherchierten Infos über das Mittelalter, Kloster Heisterbach und die Zisterzienser mit einer fiktiven Geschichte verknüpft. Es geht um einen Jungen namens Thomas, der seine Eltern verloren hat und bei den Zisterziensern als Novize aufgenommen wird. Das Leben von Bauern, Mönchen und Burgherren wird mit Hilfe seiner Erlebnisse skizziert. Weiter nimmt Thomas den Leser mit auf eine Reise zu Streitgesprächen um Glaubensfragen, die Prayons Ansicht nach noch bis heute aktuell geblieben sind. Von den wirtschaftlichen Leistungen des Klosters bis hin zu Hexenanklagen ist alles auf den insgesamt 181 Seiten zu lesen.

„Wenn man an so eine Geschichte sein Herz dran hängt und seit Schülerzeiten vor Ort gewesen ist, dann kann man sie zum Leben erwecken“, sagt Prayon. Das Schreiben des Buches sei ihm völlig problemlos von der Hand gegangen. Denn das Thema habe ihn so lange beschäftigt und es habe ihn fast „gedrängt“, all das nun zu Papier zu bringen. Als Prayon den Roman im Manuskript fertig hatte, ging er zu dem damaligen Pfarrer in Königswinter, Georg Kalckert, sprach mit ihm über den Roman und bekam formale Informationen über die Zisterzienser. Die Zeit des Mittelalters sei natürlich für viele weit weg. „Aber genau das ist mein Anliegen gewesen. Dass die Bevölkerung den Ort richtig in Erinnerung hält. Wir haben hier so einen mystischen Ort.“

Auch während des Schreibprozesses fuhr der Autor immer wieder an den Ort des Geschehens: „Das Siebengebirge ist per se mit seinen mächtigen Wäldern schon eine sehr eindrucksvolle Landschaft. Das was mich wundert, ist, dass die Leute Kloster Heisterbach nicht mehr als das wahrnehmen, was es ist: Ein Ort, der voller Geschichte ist, der in der ganzen Region geistige Ausstrahlung hatte.“ Horst Prayon wandert noch heute gerne und genießt die „reizvolle Landschaft“ und die vielen Orte dort, die ebenfalls in seinem Roman vorkommen.

Das Buch „Mit den Augen des Geistes. Zisterzienser im Mittelalter“ von Horst Prayon ist im Bouvier-Verlag erschienen und kostet 19,90 Euro.

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