Drei Majetsäten in Erpel gekrönt Erstmals nach Lockdown: Die Erpeler feiern wieder ihr Weinfest

Erpel · Mit Abstand und Flatterband: Beliebter Festreigen fällt pandemiebedingt kleiner aus. Absage für den Blumen-Corso.

 Ein Prosit auf die Erpeler Regentinnen: Weinprinzessin Lea Marie Warnke (von links), Weinkönigin Hannah Roos und Weinprinzessin Anna Wiemer (rechts) stoßen mit Bacchus Andreas Schwager an.

Ein Prosit auf die Erpeler Regentinnen: Weinprinzessin Lea Marie Warnke (von links), Weinkönigin Hannah Roos und Weinprinzessin Anna Wiemer (rechts) stoßen mit Bacchus Andreas Schwager an.

Foto: Roswitha Oschmann

Ein Kindheitstraum ging in Erfüllung: Hannah Roos wurde zur Weinkönigin von Erpel gekrönt. An der Seite der bildschönen Regentin im hübschen Dirndl mit Spitzen und Glitzersteinchen die ebenso charmanten Prinzessinnen Lea Marie Warnke und Anna Wiemer sowie Bacchus Andreas Schwager. Das Königskrönchen setzte ihr im historischen Rathaus Brigitte Buchmüller vom Brauchtumsverein „Freunde des Erpeler Weinfest“ – im Beisein von Ortsbürgermeister Günter Hirzmann – aufs Haupt, ehe es zum „kleinen“ – oder besser pandemiebedingt verkleinerten – Weinfest auf den Marktplatz ging.

„Endlich feiern wir wieder in Erpel am Rhein, mit Freunden, Wein und Sonnenschein. Ob rote oder weiße Rebe, was kann es im Leben Schöneres geben. Nun stoßt mit uns an, genießt den Wein und lasset uns alle fröhlich sein“, rief Weinkönigin Hannah jenen Erpelern zu, die sich auf der mit rot-weißem Flatterband abgegrenzten Freifläche des Gasthauses „Om Maat“ zum Feiern eingefunden hatten, und prostete ihnen mit ihrem großen Pokal zu. Weinfestgefühl pur, auch wenn es anders ablief als in normalen Jahren.

„Wir freuen uns sehr über den herzlichen Empfang. Wir feiern diesmal ein kleines Weinfest, um an unser Erpeler Brauchtum zu erinnern“, richtete Tim Kaltenborn, der zweite Vorsitzende des Brauchtumsvereins, sich an das bestens aufgelegte Publikum.Zuvor waren die Majestäten durch das Tambourcorps von Erpel vom Rathaus abgeholt worden – und selbstverständlich ging es nicht „direttissima“ zum Festplatz, sondern der kleine Zug machte einen Schlenker durch den pittoresken Ort.

Nur der Blumen-Corso

fällt pandemiebedingt aus

Endlich hallte wieder Musik durch die Gassen. An einigen Punkten hatten sich Nachbarn vor den Häusern an Tischen niedergelassen und winkten Königin & Co. mit sichtlicher Freude zu. Und: Weil auch in diesem Jahr der traditionelle Blumen-Corso zum Weinfest coronabedingt ausfallen musste, hatten die Erpeler dennoch acht herrlich geschmückte Wagen an verschiedenen Punkten des Ortes aufgebaut. Für diesen Einsatz dankten dann auf dem Marktplatz Tim Kaltenborn und Königin Hannah den aktiven Wagenbauern und Floristen herzlich.

Dort wurde auch Weinkönigin Janina I. mit ihren Prinzessinnen verabschiedet. Sie wünschte der Nachfolgerin eine schöne Zeit. Blumen gab es für die Silberjubilarin – vor 25 Jahren erlebte Melanie Olbermann vier Tage Weinfest in Erpel als Königin. „Eine wundervolle Zeit“, erinnerte sich das heutige Mitglied des Tambourcorps schwärmerisch. Und alle auf dem Platz hofften, dass die aktuell gekrönte Königin im nächsten Jahr ihrer Regentschaft ein Weinfest mit allem drum und dran erleben darf. Und Hannah meinte: „Ich freue mich auf eine tolle Zeit mit allen Freunden des Erpeler Weinfestes.“

Aber dann genossen die Besucher und die Regenten um den Weingott herum das kleine Fest, auf dem aber ganz groß gefeiert wurde. Und sie erfreuten sich an den drei feschen jungen Damen, die zusammen mit Bacchus Andreas von Tisch zu Tisch gingen und mit den Gästen anstießen. Hannah Roos wollte schon immer Weinkönigin werden. „Das will eigentlich jedes Mädchen aus Erpel. Ich bin von klein auf im Blumen-Corso mitgegangen“, verriet sie. „Darüber hinaus möchte ich die Tradition pflegen und unseren Ort als Weinkönigin vertreten.“

Über allem wachte der Weingott: Ein „alter Hase“ ist Bacchus Andreas im 13. Dienstjahr – stolz trug er sein Bacchus-Outfit mit dem Rebenkranz und prostete mit seinem Pokal den Besuchern zu, die sich auf zwei fröhliche, weinselige Tage freuen durften. „Als uns eben das Tambourcorps abholte, hatte ich Gänsehaut. Wir haben das so lange vermisst“, meinte der Bacchus – das war der Startschuss für fröhliche Stunden.

Band aus den Niederlanden macht

seit 30 Jahren in Erpel mit

Und für blendende Stimmung sorgte am Sonntag die Null-Uhr-Kapell aus Erpel. Am Samstagabend spielten dann schließlich die Freunde aus Nijmegen auf – die Kapelle „De Volle Blaos“ heizte mit einem Temperament dem Publikum ein, dass schon beim ersten Titel Zuschauer aufsprangen und im Takt klatschten. Der Chef der musikalischen Truppe, Karel Hermsen, hatte zuvor eine begeisternde Rede gehalten – eine Liebeserklärung an Erpel, an diese kleine heile Welt, die durch Corona plötzlich so fern war.

Seit mehr als drei Jahrzehnten sind sie beim Weinfest in Erpel dabei, zunächst als Touristen, seit 30 Jahren als Musiker. Hermsen: „In der Pandemie haben wir gelernt, was die alltägliche Freiheit in Bezug auf Erpel eigentlich bedeutet … Wie haben wir das vermisst.“

Umso mehr genossen die Gäste das Beisammensein in Erpel nach dem Motto: „Auf die Volle Blaos ist Verlass.“ Und die Erpeler feierten „ihre Hausmusiker“ und das wiedererwachte Weinfest-Leben bis in die Nacht.

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