Sommercamp trotz Corona Ferienprogramm im Siebengebirge bekommt neues Konzept

Siebengebirge · In diesem Corona-Sommer ist alles anders: Dennoch soll den Kindern im Siebengebirge auch in diesem Sommer ein Ferienprogramm geboten werden. Viel Abwechslung und frische Luft sind angesagt.

 Eines von vielen Projekten im Haus der Jugend: Im Sommer wurden Paletten mit Graffiti gestaltet.

Eines von vielen Projekten im Haus der Jugend: Im Sommer wurden Paletten mit Graffiti gestaltet.

Foto: Frank Homann

Urlaubsreise abgesagt, keine Feste und Veranstaltungen, Ausflüge in den Zoo oder den Freizeitpark nur nach Voranmeldung, und selbst der Sprung ins kühle Nass des Freibads ist nur mit Einschränkungen möglich – in diesem Corona-Sommer ist alles anders. Um den vielen Kindern und Jugendlichen in den Ferien dennoch Spaß und Abwechslung zu bieten, arbeiten die Träger der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Bad Honnef und Königswinter seit Wochen mit Hochdruck an Konzepten für eine Feriennaherholung (FNE) trotz Pandemie.

Die gute Nachricht für Eltern und Kinder in beiden Städten: Es wird Angebote geben – allerdings anders als ursprünglich geplant und mit Einschränkungen. „Aber wir geben unser Bestes, um ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen. Und ich bin mir sicher, das wird gut“, sagt Marius Nisslmüller, Vorsitzender des Stadtjugendrings Bad Honnef.

Lange Zeit hatte die Feriennah­erholung auf der Kippe gestanden. „Es hat viele Besprechungen gegeben, bei denen wir kurz davor standen, alles abzusagen.“ Durch die sich ständig ändernde Verordnungslage war eine zuverlässige Planung kaum möglich. „Wir standen vor dem Dilemma, eine Entscheidung treffen zu müssen, auf die sich die Eltern dann auch verlassen können.“ Oberstes Ziel sei es, den Kindern eine Ferienaktion anzubieten, die ihnen „im Rahmen unserer Möglichkeiten“ eine willkommene Abwechslung und den Eltern eine Entlastung bietet. Bei dem Konzept, das nun erarbeitet wurde, „haben wir ein sicheres Gefühl“, betont Nisslmüller.

Eltern zeigten sich verständnisvoll

Normalerweise werden an vier Standorten in Bad Honnef und Aegidienberg jeweils 30 bis 60 Kinder betreut. „So ist das jetzt leider nicht mehr machbar.“ Um dennoch möglichst vielen Kindern die Möglichkeit zu geben, an dem Ferienprogramm teilzunehmen, wurde die Anzahl der Standorte auf acht verdoppelt, sodass Plätze für immerhin 110 Kinder zur Verfügung stehen. Ursprünglich wären es 150 gewesen. „Die Eltern hatten sehr viel Verständnis. Einige haben den Platz ihres Kindes auch zur Verfügung gestellt für jemanden, der ihn dringender braucht, und damit wir es leichter haben.“

Betreut werden die Kinder in einer festen Bezugseinheit – dadurch kann auf das strenge Abstandhalten verzichtet werden. „Das erleichtert natürlich vieles“, so Nisslmüller. Was das Programm angeht, soll die eigentliche Stadtranderholung mehr in den Fokus gerückt werden. „Wir werden versuchen, ganz viel mit den Kindern rauszugehen, ins Anna-Tal zum Beispiel oder an den Rhein.“ Ob es Ausflüge oder Freibadbesuche geben wird, kann erst kurzfristig entschieden werden. „Wir wissen ja nicht, wie die Regeln dann aussehen.“

Verkürzt wurde zudem die Betreuungszeit: Das Programm endet bereits um 13 Uhr. „So müssen wir kein Mittagessen ausgeben. Das wäre angesichts der Hygienevorschriften mit unserem ehrenamtlichen Personal nicht machbar.“ Für Kinder, die zwingend auf eine längere Betreuung angewiesen sind, ist eine Ausweitung auf 16 Uhr an einem Standort geplant.

 Auch in diesem Jahr müssen die Kinder nicht auf die Ferienfreizeit verzichten.

Auch in diesem Jahr müssen die Kinder nicht auf die Ferienfreizeit verzichten.

Foto: Frank Homann

Nisslmüller ist froh, dass er auf ein starkes Team an ehrenamtlichen Betreuern setzen kann. Alle Mitarbeiter werden im Vorfeld der Freizeiten auch noch einmal besonders geschult, der Infektionsschutz steht dabei besonders im Fokus.

Geplante Kinderstadt fällt aus

Auch in Königswinter musste umgeplant werden – dort teilen sich traditionell der Stadtjugendring und die katholische Jugendagentur als Träger der beiden Häuser der Jugend die Durchführung der Feriennaherholung: Jeder bietet in den zwei Ferienwochen ein Programm an. Ursprünglich wollte der Stadtjugendring in seinem Jubiläumsjahr zu einer großen Kinderstadt einladen, doch die ist der Pandemie zum Opfer gefallen. „Wir hatten da schon viele Stunden Arbeit reininvestiert“, bedauert Vorsitzende Britta Völkner. „Das war jetzt alles für den Mülleimer.“

Ob das große Event nachgeholt wird, ist fraglich – der organisatorische und personelle Aufwand sei einfach immens hoch. Statt der Kinderstadt gibt es nun eine „klassische Feriennaherholung“ – in kleineren Bezugsgruppen. „Unsere Devise lautet: möglichst viel draußen sein.“ Ziel ist es, dass die Kinder schöne Ferien haben. „Und ich mache mir auch eigentlich keine Sorgen, dass wir das schaffen.“

Überhaupt etwas zu planen oder gar vorzubereiten, war für das FNE-Team eine echte Herausforderung. „Wir hatten das reinste Planungschaos“, beschreibt Völkner. Erst an Christi Himmelfahrt habe es ein erstes Treffen mit allen Betreuern gegeben – zwei Monate später als gewöhnlich. „Wir standen mit einem Riesen-Abstand auf dem Sportplatz in Oberpleis. Das war schon seltsam.“ Zahlreiche Fragen galt es zu klären. „Welche Spiele darf man eigentlich spielen? Oder wie oft muss die Toilette gereinigt werden?“

Zirkusprojekt und Ferieninseln wurden abgesagt

Auch in den Häusern der Jugend kämpft man mit der sich ständig ändernden Erlasslage: „Wir sind sozusagen in einer variablen Planungsphase“, so Leiter Norbert Lehr. „Der Spielraum weitet sich ja momentan ständig.“ Das geplante große Zirkusprojekt musste abgesagt werden, ebenso die „Ferieninseln“. Fest steht aber, dass es in der dritten und vierten Woche Angebote geben wird. „Wir wissen, es gibt Betreuungsbedarf“, das habe eine Abfrage unter den Eltern ergeben, die bereits ihre Kinder angemeldet hatten.

Um möglichst viele Kleingruppen bilden zu können, werde gerade geprüft, ob die Anzahl der Standorte erweitert werden kann. Trotz aller Einschränkungen, Abstands- und Hygienevorschriften ein abwechslungsreiches Programm auf die Beine zu stellen, sei eine Herausforderung für alle, die mit Kindern arbeiten. „Aber wir haben zum Glück sehr erfahrene und kreative Mitarbeiter.“

Den großen Einsatz und die Leistung der Träger der Offenen Jugendarbeit und der Offenen Ganztagsschulen in diesen schwierigen Corona-Zeiten lobt auch Hans-Peter Giesen, der Geschäftsbereichsleiter Schule, Sport und Jugend bei der Stadt Königswinter: „ Wir wissen, das ist eine große Herausforderung. Und ich bin sehr froh, dass wir so engagierte Träger haben, die sich dieser Herausforderung stellen und es auch schaffen, sich dynamisch auf immer neue Regeln einzustellen.“

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