Modellflugtag in Eudenbach Fliegende Bleistifte am Himmel

Eudenbach · Beim Pfingstflugtag an der Musser Heide lässt die Modellfluggruppe Eudenbach die Besucher an ihrer Passion teilhaben. Wer Freiheit fühlen will, ist bei diesem Hobby offenbar bestens aufgehoben.

Modellflugtag in Königswinter-Eudenbach - Bilder
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Eindrücke vom Modellflugtag in Eudenbach

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Foto: Frank Homann

Schneiden, kleben, konstruieren, gestalten – Modellbau ist so vielseitig wie kaum ein anderes Hobby. Jedoch: Vor den Höhenflug haben – gemäß der bekannten Redensart – die „Götter den Schweiß gesetzt“. Beim traditionellen Pfingstflugtag der Eudenbacher Modellfluggruppe (MFG) auf dem Flugplatz an der Musser Heide hatten Besucher nun Gelegenheit, die unterschiedlichsten Modelle zu bestaunen und eine Ahnung davon zu bekommen, wie viele Arbeitsstunden es kosten kann, so etwas selbst zu bauen.

Modellflugzeuge und Modellhubschrauber unterschiedlicher Größen-, Gewichts- und Merkmalklassen

Rund 60 Modellflugzeuge und Modellhubschrauber in unterschiedlichen Größen-, Gewichts- und Merkmalklassen wurden präsentiert. Wer Freiheit fühlen will, ist bei diesem Hobby offenbar bestens aufgehoben. Das wurde auf der Ausstellung der Modelle auch für Laien deutlich. Davon ist auch Dieter Enkelmann fest überzeugt: Modellflugpilot aus Leidenschaft und das seit nunmehr 43 Jahren. Seit 2018 hat er das Amt des ersten Vorsitzenden der Modellfluggruppe Eudenbach inne. Mit ihm teilen rund 100 Mitglieder im MFG die Freude, „einfach in die Luft“ gehen zu können.

„Die Jahre im MFG haben mein Leben geprägt“, schwärmt Enkelmann. Neben der Begeisterung für die Konstruktion der Flugzeuge sei es auch die herausragende Gemeinschaft, die dieses Hobby ausmache. Auch der Kontakt zu anderen Modellfluggruppen werde gepflegt; wie etwa die zum Flugmodellclub Alzey Offenheim (FMC).

Enkelmann kennt jeden Handgriff, wenn es um die Eigenkonstruktion von Modellen geht. Sein jüngstes „Baby“ ist ein echtes Schwergewicht und mit satten 30 Kilogramm der schwerste Flieger am Start. „Ich habe mir einen Traum erfüllt und eine Dornier DO 17 nachgebaut“. Die „DO 17“ war im Original ein zweimotoriges Kampfflugzeug, das im Zweiten Weltkrieg von der Luftwaffe als Bomber und Aufklärer eingesetzt wurde. In Folgejahren fanden die Maschinen als Schleppflugzeuge und Lastensegler Verwendung.

Fünf Jahre Bauzeit an der Dornier 17

„Der schlanke Rumpf trug der Maschine den Namen ,Fliegender Bleistift‘ ein“, schmunzelte Enkelmann. Insgesamt hat er fünf Jahre an dem Modell gebaut. „Da ist wirklich alles Handarbeit.“ So ein Kleinkoloss brauche eine Sonderzulassung des DMFV, da in der Regel nur bis 25 Kilo geflogen werden dürfe, sowie eine Genehmigung vom Regierungspräsidenten. Hinzu käme die Flugprüfung mit zweimaligem Vorfliegen unter verschiedenen Bedingungen wie etwa das Mitführen von kleinen Sandsäcken während des Fluges als Belastungstest.

Auf dem Rollfeld des Modellflugplatzes offenbarte sich die große Vielfalt der Modelle, die sich nach der Antriebsart mit Verbrennungsmotor, Elektromotor oder ohne Antrieb, sowie der Einsatzart als Thermiksegler, Kunstflugmodell, Scalemodell, Speedmodell oder Senkrechtstarter unterscheiden. Auch die Bauweisen und Baumaterialien variieren – vom Fertig- über das Baukastenmodell bis zum nach Plan Gebauten in Holz oder Formschaum. „Für die Holzbauweisen nehmen wir Balsaholz, das ist sehr leicht“, erklärte Vereinsmitglied Claus Rathmann. Der leichteste Flieger am Platz bestätigte das. Mit 263 Gramm und einem Kohlefaserrohr fiel das Modell beim Anheben kaum ins Gewicht. Bei den Antriebsarten, so Rathmann, setze sich der Elektroantrieb immer mehr durch. Seit zwei Jahren habe der Platz Stromanschluss, sodass die Akkus aufgeladen werden könnten.

Jugendliche üben an Flugsimulatoren

Dass Modellfliegen auch für Jugendliche spannend sein kann, bestätigte Lennart Fischer. Der bald 15-Jährige ist seit gut einem Jahr Mitglied in der Modellfluggruppe. Er war mit seiner Extra 330 LX mit E-Antrieb und aus Elapor, einer Bauschaumart, dabei. „Komplett selbst bauen, braucht zu viel Zeit“, so Fischer. Jugendliche seien eher für die Fertigmodelle zu begeistern. Der junge Modellflieger würde sich über weitere Jungflieger im Verein freuen. Beim Jedermannfliegen, das in diesem Jahr am 18. Juni stattfindet, könnten sich Interessierte gemeinsam mit Flugbetreuern ausprobieren. „Viele Jugendliche, die mitmachen wollen, üben bereits vorab online an Flugsimulatoren“, sagte Enkelmann. Geschick, technisches Verständnis und Fingerspitzengefühl bringe dann die Praxis vor Ort. Und auch Regeln müssen gelernt werden. Einfach auf der grünen Wiese starten ist nicht erlaubt.

Als spektakulär erwies sich auf dem Modellflugtag die Luftschau der Flieger. Immer wieder gab es begeisterten Beifall von den Zuschauern, die hinter dem Rollfeld am Himmel filmreife Luftakrobatik bestaunen konnten. Und das sogar aus Meisterhand: Thomas Singer und Wolfgang Klühr sind mehrfache Weltmeister im Modellfliegen. Sie präsentierten gemeinsam atemberaubende Flugnummern im Synchronfliegen.

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