Gospelkonzert in Bad Honnef Gospelklänge wärmen auf dem kühlen Kirchenvorplatz
Bad Honnef · Der Bad Honnefer Chor N’Joy singt vor der Erlöserkirche sein anspruchsvolles Programm. Für das Konzert brauchten die Sänger Mut.
Das Motto „Wäge und Wage“, mit dem einst der Bauherr von Schloss Drachenburg, Stephan von Sarter, seinen Lebensweg überschrieb, hat in diesen Zeiten von seiner Aktualität nichts verloren. Wenn auch der Zusammenhang bei Sarter ein anderer war, legt sich das Motto derzeit deutlicher denn je auf unsere Lebenswelt und fordert von Veranstaltern höchste Aufmerksamkeit.
Das „Wägen“ bedeutet heute: Abwarten, die Pandemie beobachten, entscheiden. Das Wagen heißt: höchste Verantwortung tragen. Der Gospelchor N’Joy hatte abgewogen und die beiden für das erste Adventwochenende geplanten Weihnachtskonzerte vom Innenraum der evangelischen Erlöserkirche nach draußen auf den Vorplatz verlegt. Die Entscheidung zum Open Air kam bei den Besuchern sehr gut an.
Chor und Publikum standen zusammen
Das Motto „Me stonn zusamme“ - wir stehen zusammen - mit dem der Chor die Darbietungen überschrieben hatte, vereinte die Zuhörerschaft auf dem Platz dann auch gleichermaßen gemeinschaftlich wie bildlich. Mit Abstand versteht sich.
„Wir freuen uns wie Bolle, dass wir heute vor Ihnen stehen und für Sie und mit Ihnen singen können, auch wenn wir auf Plan B zurückgreifen müssen und nicht in der Kirche singen können“, begrüßte Chorleiter Johannes Weiß die Zuhörer. Die Sänger zogen aus der Kirche auf die improvisierte Bühne, zum Auftakt den bekannten Protestsong „You are the voice“ auf den Lippen. Die Liedzeilen darin „This time, we know we all can stand together with the power to be powerful, believing we can make it better“ (Diesmal wissen wir, dass wir alle zusammenstehen können, mit der Kraft, die sehr kräftig sein kann, und dem Glauben daran, dass wir es besser machen können) hätten kaum treffender sein können.
Gute Solisten mit besinnlichen Klängen
Die besinnlichen Klänge trugen sich fort in dem Lied „Gabriellas Song“ aus dem Musikfilm „Wie im Himmel“. Chorsolistin Steffi Weinz zauberte damit ein wunderbares Hörerlebnis in den Abend. Überhaupt kann der stimmstarke Chor immer wieder auf einen Schatz an brillanten Solisten zurückgreifen, wie etwa Mila Bascon und Christina Romero in der Ballade „Gracia a la vida“ zu hören oder Anthony Alfonso in „Mary did you know“.
Ein Teil der Spenden für die Konzerte fließen in diesem Jahr ins Dorf Qolab in einer abgeschiedenen Bergregion in Afghanistan. Der Afghanische Frauenverein e.V. mit Sitz in Hamburg, zu dem die evangelische Gemeinde Bad Honnef Kontakt pflegt, kümmert sich von Deutschland aus um medizinische Notversorgung. „Es ist wichtig, dass wir bei all unseren eigenen Sorgen die Menschen in Afghanistan nicht vergessen“, betonte Pfarrer Uwe Löttgen-Tangermann.
Wieder klangstark solistisch besetzt, brachten die Sänger mit dem Song von Kab Mo „Hand it over“ Bewegung in die Zuhörerschar. „Schließlich sind wir ein Gospelchor“, hieß es von der Bühne. Und was für einer: N’Joy ist als Kulturbotschafter der Region zweifellos ein Hochkaräter.
Tosender Beifall und Jubelrufe schallten vom Platz vor der Erlöserkirche in den dunklem Abendhimmel. Die Zuhörer dankten den Sängern, die mit musikalischer Leidenschaft ein zauberhaftes Open-Air-Konzert gegeben hatten.
