Honnefer Hilfsprojekt für Kinder in Sri Lanka „Ich glaube daran, dass sie es schaffen“

BAD HONNEF · Die Selhoferin Ilse Huppertz engagiert sich mit der Sri-Lanka-Hilfe Bad Honnef für die Kinder von Teepflücker-Familien. Viele von ihnen sind blind oder sehbehindert geboren.

Die kleine Saranya hat das Herz von Ilse Huppertz im Sturm erobert. „Dieses Kind lacht den ganzen Tag, von morgens, wenn sie die Augen öffnet, bis abends“, sagt die Vorsitzende der Sri-Lanka-Hilfe Bad Honnef. Dabei war der Lebensstart der Fünfjährigen wenig verheißungsvoll: Saranya ist blind. Und in Sri Lanka hineingeboren ist sie in eine Teepflücker-Familie, was nicht nur allergrößte Armut bedeutet, sondern auch Ausgestoßensein und den Mangel jedweder Förderung. Doch Saranya hatte Glück. Sie besucht die Schule für blinde und behinderte Kinder in Hatton, ein Projekt der Sri-Lanka-Hilfe. Während einer fünfwöchigen privat finanzierten Reise nach Sri Lanka machte sich Huppertz ein Bild von der Arbeit in der Schule. Deren Name „Nethra“ bedeutet frei übersetzt „Augenlicht“.

Vor knapp einem Jahr wurde die Schule eröffnet. Brigitte Meyer auf der Heide reiste damals dorthin, in Vertretung der Sri-Lanka-Hilfe und des Hauptspenders, der Honnefer Aktion Weltkinderhilfe, die laut Huppertz schon an die 90 000 Euro für diese gute Sache aufgebracht hat. Elf Monate später tat es ihr Huppertz gleich. Und sie kehrte zurück voller Eindrücke und in dem unerschütterlichen Willen, weiter für die Einrichtung und alle anderen Projekte tätig zu sein. Eine neue Initiative hatte sie auch im Gepäck: Die Sri-Lanka-Hilfe will eine seit den 70er Jahren bestehende Suppenküche in Colombo unterstützen, in der Arme täglich mit einer warmen Mahlzeit versorgt werden. Huppertz lernte die Einrichtung durch einen persönlichen Kontakt zu Helfern kennen – ein neues Hilfsprojekt war geboren.

An einem Tag versorgen Helfer 260 Patienten

Die Selhoferin nahm auch zum wiederholten Mal an einem „Eye Camp“ teil, einem Dauerprojekt der Sri-Lanka-Hilfe, das ebenfalls von der engen Beziehung zum örtlichen Gewährsmann Thiagu und seiner Pattakannu-Stiftung profitiert. Sechs bis sieben Mal im Jahr gibt es dieses Angebot für Sehbehinderte. Allein an einem Tag im Februar wurden von einem Arzt, zwei Optikern und sechs Helferinnen 260 Patienten versorgt. 145 davon erhielten sofort eine Lesebrille; die Brillen sammelt die Sri-Lanka-Hilfe auch in Deutschland ein. 48 Brillen mussten angefertigt werden, sechs Patienten wurde eine Linsen-OP ermöglicht. Kosten pro „Eye Camp“: jeweils 800 bis 1000 Euro.

Zahlen wie diese sind es, die für die Aktiven wie Huppertz, Meyer auf der Heide und Schatzmeisterin Helene Claudotte-Wessel die Dinge immer wieder ins richtige Licht rücken: Für eine überschaubare Summe kann vielen Menschen geholfen werden. Wie auch die Blindenschule Unglaubliches leistet. Der Wunsch, sie zu errichten, bestand schon lange. Auslöser ist das Schicksal der Teepflücker-Familien im Hochland von Sri Lanka: Tagein, tagaus schuften die Menschen, vor allem die Frauen. Nicht selten ertränken die Menschen ihr Elend im Alkohol.

Familien schämen sich für ihre kranken Kinder

Die Lebensumstände wirken sich fatal auf die Neugeborenen aus: Die Zahl der Blinden ist erschreckend hoch. Richtig versorgt, geschweige denn gefördert, werden sie nicht. „Die Familien schämen sich ihrer, verstecken sie in ihren Baracken“, berichten Huppertz und Meyer auf der Heide. 20 solcher Kinder im Alter von fünf bis 16 Jahren werden in der Nethra-Schule betreut, 14 davon intern. Kommende Woche werden vier weitere Kinder aufgenommen. Acht Lehrer sorgen sich um sie.

„Es ist beeindruckend, was die Kinder in einem Jahr gelernt haben“, sagt Huppertz. Lernen müssen sie viel, selbst „einfache Kulturtechniken“ wie Hände waschen, aber auch Schulwissen und die Brailleschrift. Entsprechend steht, neben blindengerechten Spielen, auf der Wunschliste des Vereins ein PC-Programm, mit dem die Blindenschrift für Sehende lesbar gemacht werden kann. Denn oberstes Ziel ist es, den Kindern und Jugendlichen ein selbstständiges Leben zu ermöglichen – und Bildung ist dabei ein Grundpfeiler. Huppertz: „Ich glaube daran, dass sie es schaffen, selbstständig zu werden. Das ist doch die Seele von allem.“ Und dass sie lachen können wie die kleine Saranya.

Die Sri-Lanka-Hilfe

Die Sri-Lanka-Hilfe ist ein gemeinnütziger Verein, der 1998 durch Privatinitiative der Eheleute Willi und Ilse Huppertz entstanden ist. Partner in Sri Lanka ist Subbiah Achary Thiagarajah, kurz Thiagu, Gründer und treibende Kraft der Pattakannu-Stiftung. Zu den Projekten des Vereines gehören die Unterstützung der sogenannten Eye Camps, die bereits 1974 von der Stiftung initiiert wurden, sowie vieler weiterer Einrichtungen wie Kinder- und Altenheime und Schulen. Mit der Kinderhilfe Frankfurt, der „Lend a hand charity“, und der Pattakannu-Stiftung entstand zudem das „Dorf der Hoffnung“. Es gibt auch Patenschaften und Einzelfallhilfen. Alle Spenden werden ohne Abzüge verteilt.

Weitere Informationen gibt es unter www.srilanka-hilfe.com.

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