Evangelische Kirche im Siebengebirge Kirchengemeinden im Siebengebirge sprechen über Zusammenschluss

Siebengebirge · Die evangelischen Christen im Siebengebirge führen Gespräche über einen Zusammenschluss. Das Ziel ist die Bildung einer Gesamtkirchengemeinde.

 Vier Kirchengemeinden im Siebengebirge beraten über eine Zusammenarbeit. Das Foto entstand beim Gemeindefest in Aegidienberg.

Vier Kirchengemeinden im Siebengebirge beraten über eine Zusammenarbeit. Das Foto entstand beim Gemeindefest in Aegidienberg.

Foto: Frank Homann

Rund 7500 evangelische Christen aus dem Bergbereich von Königswinter und Bad Honnef könnten schon bald eine einzige große Kirchengemeinde bilden. Die vier Gemeinden Aegidienberg, Königswinter-Ittenbach, Oberpleis und Stieldorf-Heisterbacherrott befinden sich in intensiven Gesprächen über die Bildung einer Gesamtkirchengemeinde mit dem vorläufigen Arbeitstitel „Siebengebirge“. Mitglieder der Presbyterien, die die alleinige Entscheidungsbefugnis haben, bewerten deren bisherigen Verlauf positiv, betonen aber auch, dass der Prozess erst begonnen habe.

Von den vier Gemeinden ist die Evangelische Kirchengemeinde Stieldorf-Heisterbacherrott mit 3324 Mitgliedern die größte. Zu ihr gehört mit Birlinghoven auch ein Stadtteil von Sankt Augustin. Hier sind die Pfarrerinnen Pia Haase-Schlie und Ute Krüger, je mit 75-Prozent-Stellen, zuständig. Die Gemeinde Oberpleis hat 2046 Mitglieder, die noch bis Ende September von Pfarrer Heiko Schmitz betreut werden. Für die 1505 evangelischen Christen in Aegidienberg und die 750 Mitglieder in Ittenbach ist Pfarrer Stefan Bergner verantwortlich. Seine 75-Prozent-Stelle in Aegidienberg wurde bis Jahresende wegen der Versorgung in Ittenbach auf 100 Prozent aufgestockt.

Erste Überlegungen gab es bereits Anfang 2019, als sich abzeichnete, dass Pfarrerin Christina Gelhaar zum 1. September des Jahres nach Lissabon wechseln würde. Sie hatte eine 75-Prozent-Stelle in Ittenbach und der Altstadt, die seit ihrem Weggang der Aegidienberger Pfarrer Bergner in Ittenbach und Anne Kathrin Quaas von der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel-Dollendorf in der Altstadt mitbetreuen. Klar war auch, dass der Oberpleiser Pfarrer Heiko Schmitz zum 1. Oktober 2020 nach 36 Jahren aus dem Dienst ausscheidet. Seine Stelle ist inzwischen als Vollzeitstelle neu ausgeschrieben; die Landeskirche macht aber die Vorgabe, dass der neue Pfarrer künftig 40 Prozent seiner Arbeitszeit dem Aufbau der Gesamtkirchengemeinde widmet.

Drei Kooperationsgespräche haben bisher „in vertrauensvoller und konstruktiver Runde“ stattgefunden, sagt Kai Zielke vom Presbyterium in Oberpleis: „Es gibt aber bisher nur den gleichlautenden Beschluss aller Presbyterien, dass wir uns auf den Weg zu einer Gesamtkirchengemeinde machen.“ Zurzeit würde zusammengetragen, wie der Ist-Zustand sei und was den einzelnen Gemeinden besonders wichtig sei. Annette Hirzel, Vorsitzende des Presbyteriums in Ittenbach, sieht in der Großgemeinde „die beste aller möglichen Lösungen, in der gemeinsames Christsein gestaltet werden“ könne. Gerade Ittenbach befinde sich in der schwierigen Situation, aufgrund der relativ geringen Zahl an Gemeindemitgliedern keinen Anspruch auf eine eigene Pfarrerstelle mehr zu haben. „Da müssen wir alle Kräfte bündeln.“ Den Prozess erlebe sie als kritisch-konstruktiv. „Uns wird nichts aufgezwungen, sondern die Gelegenheit gegeben, etwas neu zu gestalten.“

Als Vorbild könnten die Gemeinden aus Lohmar, Birk und Honrath dienen, die am 1. Januar 2021 als erste von 33 Gemeinden im Kirchenkreis als Gesamtkirchengemeinde starten werden. „Dort ist man offensichtlich glücklich und zufrieden mit dem Weg, den man beschritten hat und für den es ja noch keine Vorbilder gab“, sagt Superintendentin Almut van Niekerk. Den gleichen Prozess wie in Königswinter durchlaufen zurzeit die Kirchengemeinden in Sankt Augustin und Hangelar sowie in Eitorf und Herchen.

Der erste Anstoß für eine Gesamtkirchengemeinde „Siebengebirge“ kam vom Kreissynodalvorstand; eine Vorgabe der Landeskirche habe es nicht gegeben, so van Niekerk. Stattdessen wurde mitgeteilt, dass eine solche Großgemeinde mit drei vollen Pfarrstellen ausgestattet würde. Das sind zwar nur 300 Prozent und damit eine halbe Stelle weniger als der Ist-Zustand mit den Pfarrern Schmitz, Bergner (jeweils 100 Prozent), Pia Haase-Schlie und Ute Krüger (jeweils 75 Prozent), aber doch eine verlässliche Personaldecke in Zeiten von zurückgehenden Kirchensteuereinnahmen. Wie viele Mitglieder die evangelische Kirche in den vier Gemeinden verloren hat, möchte van Niekerk nicht sagen, aber auch dort mache sich der demografische Wandel bemerkbar.

Die Superintendentin geht davon aus, dass die ersten Erfahrungen mit dem Aegidienberger Pfarrer in Ittenbach die Gespräche positiv beeinflussen könnten. „Die ersten Kontakte sind gut gelaufen“, sagt sie. Auch Zielke sieht erste Synergieeffekte. So hätten die Ittenbacher eine Zusammenarbeit bei den Chören angeboten, was Sinn machen würde, da die Chorleiterstelle in Ittenbach gerade neu besetzt wurde und die in Oberpleis vakant ist. Auch bei der Betreuung der Oberpleiser Konfirmanden habe der Ittenbacher Pfarrer Unterstützung angeboten. Bei der Besetzung der Stelle von Schmitz sei ebenfalls eine Abstimmung aller vier Gemeinden erforderlich. Schließlich soll der Nachfolger 40 Prozent der Arbeitszeit in den Aufbau der Großgemeinde investieren.

Gedankenspiele über den Zuschnitt der neuen Gesamtkirchengemeinde habe es laut Zielke viele gegeben. Auch über eine reine Königswinterer Gemeinde sei gesprochen worden. Dann wären jedoch Aegidienberg und Birlinghoven außen vor gewesen. Van Niekerk: „Es gibt einen Trend zur Kooperation. Das ist eine schöne Veränderung. Das Kirchturmdenken können wir abhaken.“ Zielke: „Es ist noch nichts in trockenen Tüchern, aber wir sind auf einem guten Weg.“ Wenn die Gesamtkirchengemeinde Wirklichkeit werde, werde nicht mehr jede Gemeinde alles anbieten, aber alle Gemeinden würden weiterhin viel anbieten können.

Am Reformationstag, 31. Oktober, ist ein Fest der vier Gemeinden geplant, bei dem die Neuerungen verkündet werden sollen. Zielke spricht in diesem Zusammenhang von einer Leuchtturm-Veranstaltung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort