Infektionen im „Haus Katharina“ Königswinter bringt negativ getestete Flüchtlinge in anderen Einrichtungen unter

Königswinter · In der Unterkunft „Haus Katharina“ in Königswinter haben sich zahlreiche Flüchtlinge mit dem neuartigen Coronavirus infiziert. Weil eine getrennte Unterbringung dort nicht möglich ist, sind die nicht-infizierten Menschen am Dienstag anderweitig untergebracht worden.

Mit Hilfe zahlreicher Mitarbeiter des Königswinterer Ordnungsamts zogen die nicht-infizierten Bewohner der Flüchtlingsunterkunft um.

Mit Hilfe zahlreicher Mitarbeiter des Königswinterer Ordnungsamts zogen die nicht-infizierten Bewohner der Flüchtlingsunterkunft um.

Foto: Frank Homann

Dienstagnachmittag, kurz vor halb vier. Ein Reisebus parkt vor der Flüchtlingsunterkunft an der Kurfürstenstraße. Kurz darauf verlässt ein junger Mann – ausgestattet mit einer Mund-Nasen-Maske – das Haus, verstaut eine Sporttasche im Laderaum des Busses und steigt ein. Er ist einer der nicht-infizierten Bewohner der Unterkunft, die wegen des Corona-Ausbruchs in andere Einrichtungen verlegt werden. Etwa 30 Menschen, die Ende der vergangenen Woche negativ auf Sars CoV-2 getestet worden waren, wurden am Nachmittag ins dbb-Forum in Thomasberg, 60 weitere ins Jufa-Hotel Dollendorf gebracht.

„Die Situation ist ruhig. Die Menschen sind froh und erleichtert, dass wir diese Lösung jetzt anbieten können“, berichtete Dezernentin Heike Jüngling, Chefin des Krisenstabes, an Ort und Stelle. Dutzende von städtischen Mitarbeitern des Ordnungs- und Sozialamtes begleiteten die Aktion. Auch in den vergangenen Tagen waren sie nahezu rund um die Uhr im Einsatz. Mehrere Krankentransportwagen standen bereit, um Bewohner mit körperlichen Beeinträchtigungen zu transportieren. Die Daten jedes Bewohners wurden einzeln abgeglichen, bevor sie in den Bus steigen durften.

Nach dem Auftreten der drei ersten positiven Infektionen mit dem Coronavirus am Freitag hatten Mitarbeiter eines mobilen Teams in der Unterkunft Abstriche genommen. Nach der Auswertung im Labor stand am Montag fest: Bei 34 Bewohnern konnte der Erreger Sars CoV-2 nachgewiesen werden. Die Ergebnisse von sieben Tests gingen in diese Statistik noch nicht ein.

Im städtischen Krisenstab wurde nach Absprache mit dem Kreis-Gesundheitsamt entschieden, infizierte und nicht-infizierte Bewohner des Hauses Katharina zu trennen, um die Verbreitung einzudämmen. Bereits zuvor war nicht nur die gesamte Einrichtung unter strenge Quarantäne gestellt, sondern eine strikte Kontaktsperre verhängt worden. Infizierte Bewohner durften ihre Zimmer nicht verlassen.

Die Situation unter den Bewohnern drohte zwischenzeitlich zu eskalieren, aus Angst vor einer Ansteckung. Sprachbarrieren – im Haus leben Menschen jeden Alters aus rund 50 Nationen – trugen ein Übriges dazu bei. Da eine getrennte Unterbringung im Haus selbst nicht möglich ist, galt es, externe Unterbringungen für die Nicht-Infizierten zu finden.

Fündig wurde die Stadt bei zwei Einrichtungen, die aufgrund der Einschränkungen während der Corona-Pandemie leer stehen, eben dem dbb-Forum und dem Jufa-Hotel. Die Nutzung leer stehender Stadt-Liegenschaften werde ebenfalls geprüft, so Jüngling. Das brauche aber schon mit Blick auf die nötige Legionellenüberprüfung nach einem Leerstand viel mehr Vorlauf – wertvolle Zeit, die man angesichts der Gefahr weiterer Ansteckungen nicht verstreichen lassen wollte. Jüngling: „Der Gesundheitsschutz der Bewohner steht absolut im Vordergrund.“ Denn klar ist auch: Es sei nicht ausgeschlossen, dass weitere Fälle folgen könnten.

Sie sei froh, dass die Einrichtungen sofort zur Mitwirkung bereit gewesen seien. Die Zimmer seien für zunächst 14 Tage gemietet. Eine Frist, die das Virus selbst vorgibt: durch die Inkubationszeit. 30 Betroffene wurden mit dem ersten Bus nach Thomasberg gebracht, die weiteren später nach Dollendorf. Das Jufa-Hotel beherbergt nun schwerpunktmäßig Familien. Eine Sonderregelung gibt es für Familien, die sowohl infizierte als nicht-infizierte Mitglieder haben: „In Absprache mit dem Gesundheitsamt werden sie nicht gezwungen, aus der Unterkunft auszuziehen“, so Jüngling.

Auch für das dbb-Forum und das Jufa-Hotel gilt: Quarantäne und Kontaktverbot bleiben. Die Versorgung der Menschen übernehmen wie im Haus Katharina Mitarbeiter der Stadt. Ein Sicherheitsdienst ist vor Ort.

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