Drachenfelsbahn in Königswinter 125. Geburtstag - 3500 Freunde der alten Lady feierten mit

KÖNIGSWINTER · Am Morgen wickelte Lukas die Spielzeugburg "Drachenfels" aus dem Geschenkpapier. Wenige Stunden später fuhr der Steppke aus Hennef hoch zur echten Burgruine. Mit der Drachenfelsbahn natürlich: Geburtstagskind traf Geburtstagskind. Lukas wurde am Sonntag fünf, die eiserne Lady 125.

 Die beiden jungen Bahnliebhaber klettern auf der erst vor wenigen Wochen mit einem neuen Anstrich versehenen Lok herum.

Die beiden jungen Bahnliebhaber klettern auf der erst vor wenigen Wochen mit einem neuen Anstrich versehenen Lok herum.

Foto: Handt

Einen schöneren Ehrentag hätte sich der kleine Hennefer kaum vorstellen können. Der Familientag auf dem Drachenfels wurde für ihn zum echten Ritter-Abenteuer, das er mit Bruder Elias (8) sowie seinen Eltern Lia und Andreas Neußer so richtig genoss. Alles, was von der Talstation bis zum Gipfel zu entdecken ist, nahm der Fünfjährige in Augenschein.

Ob die Brücke, unter der die Zahnradbahn durchkroch, das Märchenschloss, die Esel oder die alte Dampflok. Hunderte Besucher feierten Sonntag mit Lukas und vor allem mit der ältesten Zahnradbahn Deutschlands Geburtstag. An der Talstation verteilte der General-Anzeiger nicht nur Zeitungen, sondern auch Luftballons.

Und so mancher der 3500 Besucher wurde später vom Gipfel auf Reisen geschickt. Zu einem Freundschaftspreis konnten die Festgäste so oft nach oben und unten fahren, wie sie wollten. Dicht gedrängt standen die Passagiere in der Abfahrtshalle und warteten auf ihren Sonderzug.

Aber keine Panik. Alle Mitarbeiter der Bergbahnen im Siebengebirge AG waren am Sonntag im Einsatz. Unermüdlich fuhren die Züge "Zahn um Zahn" hinauf und hinab. Buchhalter Paul Kühn wurde kurzerhand vom Vorstandsvorsitzenden Jürgen Limper zum "Bahnhofsvorsteher Mittelstation" ernannt.

Da, wo sich alles knubbelte vor Schloss Drachenburg, dirigierte er die Besucherströme. "Schon der erste Zug um Punkt 9 Uhr war voll", meinte Fahrer Paul Bechler. Im Schloss Drachenburg erwarteten die Bahnpassagiere Überraschungen. Gleich am Eingang gab's einen Stempel für jeden auf die Fahrkarte.

"In der Halle der Vorburg erhalten Sie Kaffee, ein kühles Getränk und Kuchen", machte Silke Meckbach-Groß dabei allen Appetit. Der Eintritt ins Schloss war ohnehin kostenlos. "Für 500 Besucher haben wir uns mit Kuchen eingedeckt", so Iris Fulda, während sie Kuchenportionen auf die Teller schaufelte. "Das Familienfest ist unser Geschenk an die Zahnradbahn."

Auch Katrin und Michael Daum aus Zwickau ließen sich den Pflaumenkuchen mit Streusel gut schmecken. "Wir sind fünf Tage im Siebengebirge und durch Zufall heute hier", erzählten die Erzgebirgler. "Ich bin sehr beeindruckt von der Technik der Bahn", sagte Michael Daum.

Kaum zu bändigen war der kleine "Ritter" Christian (3), der auf der Ritterhüpfburg im Park von Schloss Drachenburg herumtollte. "Ich bin schon auf dem Drachenfels gewesen", berichtete er stolz. Mit seinen Eltern, Birgit und Andreas Boll aus Stieldorf, machte er den Sonntag zum Drachenfels-Familientag.

Als Eisenbahnfan gab sich Anne (4) aus Meckenheim zu erkennen, die an der Hand ihrer Mutter Bianca Hausherr geduldig in der Schlange an der Schminkstation neben der Vorburg wartete. "Aber die Drachenfelsbahn ist am schönsten", machte Anne der Königswinterer Attraktion eine Liebeserklärung.

Dann ließ sie sich mit Schwesterchen Maya (2) von Renate Retterath mit Pinsel und Farbe hübsch verzieren. "Dracula und Drachen sind heute besonders gefragt", verriet die Künstlerin. Aber aus etlichen Mädchen wurden am Sonntag auch hübsche Prinzessinnen. So wie aus Anna Kleinsorg, die mit den Eltern extra aus Rheda-Wiedenbrück angereist war.

"Alles hier ist schön", war die Siebenjährige begeistert. Das fanden auch Christian Hell aus Neubrück und Niklas Zemlin (5) aus Siegburg, die unermüdlich auf der alten Lok an der Talstation herumkletterten. Zur Erinnerung an das große Ereignis drückten die Großeltern Monika und Walter Zemlin auf den Auslöser des Fotoapparats.

Wenn die Bahn 150 ist, dann ist Niklas 30. Vielleicht kommt er dann schon mit den eigenen Kindern und kann viel erzählen vom Jubiläum. "Ich erinnere mich noch an die kleine Drachenhöhle", schwärmte Stefanie Masuhr (27) aus Köln. "Damals war ich mit dem Kindergarten hier."

Nun zeigte sie gemeinsam mit Ehemann Frank (32) erstmals Filius Marwin (9) das touristische Zugpferd von Königswinter. Und Marwins Cousin Sebastian (2) war ebenfalls mit seinen Eltern Andreas und Svanje Zindt an Bord der Zahnradbahn: gleich vorn in der ersten Reihe mit Superausblick neben dem Fahrer.

Die Drachenfelsbahn-Fans der Zukunft? "Ich komme schon seit 70 Jahren hierher, immer wieder", berichtete indes Christine Röttgen (76) aus Troisdorf, die sich mit Monika Bäumchen (51) das Geburtstagsfest nicht entgehen lassen wollte. So wie Lukas.

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