Haus Katharina in Königswinter 55 Bewohner wechseln ins neue Seniorenzentrum Sankt Katharina

KÖNIGSWINTER · Detlef Wödl hupte immer wieder, während er mit dem Drachenfels-Lokomobil durch die Wilhelmstraße dampfte. Passanten winkten. "Solch eine Tour habe ich noch nie gehabt", meinte der Bimmelbahn-Kapitän, der normalerweise Touristen durch die Stadt kutschiert.

Die 55 Bewohner des Altenheims Haus Katharina zogen am Samstag in ihr neues Domizil um. Und einige nutzten das Lokomobil. Eine aufregende Aktion, auch wenn sie minutiös vorbereitet war.

Alfred Neuhöfer hatte kaum etwas essen können beim letzten Frühstück im Haus Katharina. "Ich freue mich auf mein Zimmer, es ist moderner. Gestern haben wir schon Sachen hingebracht", meinte der 76-Jährige, während er noch in seinem Zimmer wartete. Seine Stieldorfer Stammtischfreunde hatten beim Räumen geholfen. Und nun waren seine Töchter Beate und Ute sowie die Enkelkinder Lena und Katharina gekommen, um letzte Sachen einzupacken. Neuhöfer: "Wir konnten uns aussuchen, ob wir mit dem Bähnchen oder mit dem Rollstuhl-Taxi umziehen wollen. Ich habe mich für die Bahn entschieden - ich nehme meine Enkel mit."

Viele Angehörige waren da, um ihre Lieben ins Seniorenzentrum Sankt Katharina zu begleiten. Aber: Auch 60 Helfer aus der Bevölkerung unterstützten die Mitarbeiter. Mitglieder von Vereinen packten mit an. Sie schleppten Kartons die Treppen hinab, Sessel, Stühle, Schränkchen, Bilder, Teppiche oder Grünpflanzen. Der Schweiß perlte bei über 30 Grad. Völlig verschwitzt hievte auch Schützen-Brudermeister Walter Faßbender Umzugskartons in den Wagen. Ralf Kieserg von der Altstadt-Feuerwehr chauffierte Sachen zum Neubau.

Diakon Detlef Wienczek und Küsterin Rosa Geller räumten Gesangbücher und Kerzen zusammen. An der Tür hing noch das Namensschild samt Foto von Frieder Berres, als ihn Sohn Ulrich über den Gang zur Treppe führte. Auch er wollte zum Lokomobil. Auf das neue Zimmer freute sich der Heimatforscher schon. "Aber der Umzug nimmt ihn schon mit", meinte Ulrich Berres. "Es ist jedoch alles perfekt organisiert. Ein dickes Lob."

Edith Powitz (83) meinte: "Künftig schaue ich auf den Drachenfels." Tochter Monika Cominelli hatte längst die Umzugskartons gepackt. Sohn Norbert schraubte nun noch Regale ab. "Der Sessel geht mit?", fragte Gudrun Borsch, die Leiterin des Sozialen Dienstes, die in den Zimmern nachschaute, ob die Möbelstücke gekennzeichnet waren. Während in der Bimmelbahn Rollatoren verstaut wurden, fuhr Edith Powitz im Rollstuhl zur neuen Adresse. Ihre Tochter: "Unterwegs essen wir ein Eis." Elsbeth van Broek und Elfie Jurpilewitsch kletterten indes ins Lokomobil. Die Seniorenbegleiterinnen vom Forum Ehrenamt hatten die Patenschaft über Martin Haas. Erst machten sie seine Sachen für den Umzug parat, nun begleiteten sie ihn an seine neue Adresse.

Großer Bahnhof an der Schützenstraße. An den Bäumen hingen Luftballons. Im Foyer stand ein Schild: "Herzlich willkommen - Seniorenzentrum Sankt Katharina!" Julia Deichmann schenkte jedem eine rote Rose. Dann ging's auf das Zimmer. "Der Umzug war gar nicht so aufregend", sagte Ute Bott, die mit Schwester Brigitte Golchert und ihrem Mann Rolf ihrem Vater Fritz Golchert beigestanden hatte. Er war froh, dass er sein Wunschzimmer mit Blick zum Hof beziehen konnte. Nur die Zeitung war an diesem Tag "unter die Räder" gekommen. "Ich lese seit über 50 Jahren den General-Anzeiger."

Irene Bauhaus wurde von Brigitte Leithäuser in ihr neues Domizil begleitet. Auch für die junge Frau war klar, den alten Menschen helfen zu wollen. "Machen Sie doch bitte mal die Rollos hoch, damit ich sehen kann, wo ich bin", bat Irene Bauhaus ihre Patin. "Der Petersberg!", jubelte die rüstige 93-Jährige über den Traumblick. Auch die warmen Farben des Hauses gefielen ihr. Und: "Jetzt sind wir mitten in der Stadt. Jetzt können wir mal ein Eis essen oder Kaffee trinken."

Patin Ruth Heimann eroberte mit Antoinette Hecken das neue Domizil. Auch der frühere Chef der Altstadt-Feuerwehr Josef Pütz, Heribert Joachim, Vorsitzender des TV Königswinter, mit seiner Frau Sabine oder Gabi Müller trugen das Schildchen "UmzugshelferIn". Im Speisesaal gab es Brötchen und später Gulaschsuppe für alle. "Die Mitarbeiter und die Helfer zeigen einen unermüdlichen Einsatz", war Einrichtungsleiter Ralf Burtscheidt begeistert von dieser wohl einzigartigen Umzugsaktion. Und Irene Bauhaus meinte: "Mal sehen, wie ich im neuen Bett schlafen kann. Das muss ich erst mal trainieren."

Haus Katharina

1964 entstand das Altenheim Haus Katharina an der Kurfürstenstraße. Im Jahr 2000 wurde es grundlegend renoviert und erweitert. Nachdem das Krankenhaus Sankt Josef auf dem Areal an der Schützenstraße/Bismarckstraße 2013 abgerissen wurde, fiel die Entscheidung, an dieser Stelle ein neues Seniorenzentrum zu errichten - mit 80 Einzelzimmern auf drei Etagen, einem Gästezimmer und 16 seniorengerechten Wohnungen. Die Trägerschaft ging von der Cura an deren Muttergesellschaft, die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO), über.

Neuer Einrichtungsleiter ist Ralf Burtscheidt, der außerdem, seit sechs Jahren, den Marienhof in Bad Honnef lenkt. Für das Haus wird noch Fachpersonal gesucht. Die zurückgelassenen Einrichtungsgegenstände gehen an Bedürftige. Die offizielle Einweihung des Seniorenzentrums Sankt Katharina erfolgt im September.

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