Feuerwehr probt den Ernstfall Ahnungslose Hotelgäste bei Großübung in Königswinter evakuiert

Königswinter · Eine Person, die aus einem Fenster springen wollte, ein brennendes Zimmer und ein komplett evakuiertes Maritim Hotel: Mitten in der Königswinterer Altstadt wurde am Donnerstagabend der Ernstfall simuliert.

 Am Maritim Hotel in Königswinter wurde am Donnerstagabend ein Großeinsatz simuliert.

Am Maritim Hotel in Königswinter wurde am Donnerstagabend ein Großeinsatz simuliert.

Foto: Frank Homann

Um Punkt 19.05 Uhr heult der Alarm los. Bis an die Rheinpromenade ist am Donnerstagabend der Ton zu hören, der im Maritim Hotel ausgelöst wurde. In einem Zimmer im zweiten Obergeschoss ist ein Brand ausgebrochen, ein Mensch droht aus dem Fenster zu springen. Die Feuerwehr macht sich auf den Weg, bis zu ihrem Eintreffen versucht ein Hotelmitarbeiter, den Mann zu beruhigen.

Sechs Minuten später fährt der erste Einsatzwagen des Löschzugs Altstadt vor dem Hoteleingang vor, die Feuerwehr übernimmt die Situation. Innerhalb weniger Minuten errichten die Wehrleute ein Sprungpolster. Als die 3,50 mal 3,50 Meter große Konstruktion, in die aus einer Höhe von bis zu 16 Metern gesprungen werden kann, unterhalb des Fensters platziert ist, kann der sichere Fall erfolgen.

Personenrettung und Brandbekämpfung

Diese dramatische Situation war glücklicherweise kein Ernstfall. Gemeinsam mit dem Löschzug Altstadt hatte das Hotel eine Großübung organisiert. Ausgangslage: ein Zimmerbrand. Neben der „Person in akuter Not“ am Fenster, wie die Feuerwehr die Situation offiziell nennt, retteten die Wehrleute einen weiteren bewusstlosen Menschen aus dem Gebäude. Es handelte sich dabei jeweils um etwa 80 Kilogramm schwere Puppen, die für solche Simulationen benutzt werden.

Neben der Personenrettung galt es auch, den Brand zu löschen. Dafür wurde ein spezielles Zimmer an einer Ecke des Hauses ausgewählt. „Es war wichtig, dass mit der Drehleiter beide Seiten erreicht werden konnten“, so Einheitsführer Heiko Basten. Das gelang. Nur gelöscht werden musste eben nichts. „Normalerweise würden bei einem solchen Szenario mindestens vier Einheiten ausrücken“, erklärt Basten. Zur Übung reichte die eine.

Hotel probte Abläufe

Doch nicht nur die rund 25 Einsatzkräfte probten den Ernstfall, auch das Hotel übte mit dem Szenario die eigenen Abläufe. „Nur eine Handvoll Personen waren eingeweiht“, erklärte Direktionsassistent Fabian Trommeschläger. Und so evakuierten die ahnungslosen Mitarbeiter die rund 150 gleichfalls ahnungslosen Hotelgäste aus dem Gebäude und brachten sie an eine Sammelstelle auf einen Spielplatz nahe des Hotels, wo sie mit Getränken und gegrillten Würstchen versorgt wurden. „Vor dem Hintergrund, was in Europa vorgefallen ist, wollen wir up-to-date bleiben“, so Trommeschläger und verwies in diesem Zusammenhang auf das abgebrannte Hochhaus in London.

Zuletzt wurden in dem Königswinterer Hotel umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt, bei denen unter anderem auch der Brandschutz auf den aktuellen Stand gebracht und eine neue Brandmeldeanlage installiert wurde. „Wie das alles hier zusammenspielt, können wir nun testen“, so Gabriele Bugge. Die stellvertretende Hoteldirektorin hatte sich kurz vor der Übung von ihren Mitarbeitern in Richtung Heimweg verabschiedet, um die Übung dann von draußen zu beobachten. „Es ist wie ein Ernstfall: Da ist nicht immer jemand, der alles regelt“, begründete sie diesen Schritt. Damit die Angestellten nichts ahnten, nahm Bugge bereits vor Monaten eine „fingierte Reservierung“ für das vom Hotel und der Feuerwehr ausgewählte Zimmer vor.

"Übungsziel erreicht"

Ob der Einsatz echt sei, fragte einer der Hotelgäste. Auch andere blickten bei dem Gang aus dem Gebäude ungläubig in Richtung „brennendes“ Zimmer. „Es war leicht aufregend“, gab Hotelgast Dolores Knoll zu. „Angst hatte ich aber keine.“ Ebenso wie sie empfand auch Josef Stans die Organisation als „sehr gut“. Der Belgier kommt mit seiner Frau jedes Jahr nach Königswinter, dieses Mal war auch seine Tochter mit dabei. Seine Frau sehe schlecht, doch das Herausführen über die Treppen – die Aufzüge funktionierten ja nicht – habe gut geklappt, berichtete er.

Nach rund 50 Minuten war der Einsatz beendet, die Gäste konnten zurück in ihre Zimmer. Insgesamt „zufrieden“ zeigte sich Trommeschläger, auch wenn er sagt: „Es gibt das ein oder andere zu verbessern.“ Doch um diese Punkte zu erkennen, sei eine Übung eben auch da. „Übungsziel erreicht“, zog letztlich auch Einheitsführer Basten ein positives Fazit.

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