Sanierung der Ortsmitte Oberpleis Alles dreht sich um den Kirchplatz
OBERPLEIS · Jetzt ist es endgültig: Eine städtebauliche Sanierungsmaßnahme für die Oberpleiser Ortsmitte wird es nicht geben. Stattdessen sollen für die einzelnen Teilprojekte Städtebaufördermittel in Anspruch genommen werden. Der städtische Planungs- und Umweltausschuss beschloss in seiner jüngsten Sitzung, auf eine Sanierungsmaßnahme analog zur Altstadt im Falle des Bergortes zu verzichten.
Seit vielen Jahren beschäftigen sich Politik und Verwaltung mit dem Thema. Im April 2009 wurde ein erster Vorentwurf zur Neugestaltung des Ortszentrums vorgestellt, nachdem sich die Wirtschaftsförderungs- und Wohnungsbaugesellschaft, der Werbekreis und die Verwaltung damals bereits seit Jahren mit dem Thema beschäftigt hatten. Zentrales Anliegen war damals die Aufwertung des Kirchplatzes. Der Prozess geriet durch das Veto des Kirchenvorstands ins Stocken.
Im Dezember 2012 präsentierte die Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen eine Bestandsanalyse des Ortskerns. "Oberpleis braucht ein Wohnzimmer", sagte Stadtplaner Dominik Geyer damals. Seitdem gab es eine Bürgerinformationsveranstaltung im Mai 2013 mit geringer Resonanz und eine Fragebogenaktion, deren Ergebnisse im April 2014 vorgestellt wurden.
Im Herbst 2014 schlug die Koalition aus CDU, Grünen und FDP einen mit Preisgeldern dotierten Planungs- und Ideenwettbewerb für das Ortszentrum vor. Gleichzeitig signalisierte auch der neue Oberpleiser Pfarrer Markus Hoitz, dass er persönlich gerne eine Öffnung wolle. Er könne sich auch eine Treppe anstelle der Mauer zwischen Kirchplatz und Kirchengelände vorstellen. Dies hatte der Kirchenvorstand wenige Jahre zuvor noch kategorisch ausgeschlossen. "Das Umschwenken von der Sanierung auf eine städtebauliche Entwicklungsmaßnahme scheint zielführend zu sein", sagte SPD-Planungsexperte Joachim Hirzel jetzt im Planungs- und Umweltausschuss.
Für ihn ist der Kirchplatz der Dreh- und Angelpunkt jeglicher Initiative in Oberpleis. "Das Ensemble um die Propsteikirche ist einmalig, seine Inwertsetzung zentral", so Hirzel. Ziel müsse sein, mit dem Kirchenvorstand von Sankt Pankratius zu einem gemeinsamen Nenner zu kommen. Alte Aufnahmen würden zeigen, dass die Mauer, die den Platz heute vom Kirchengelände trennt, erst später entstanden ist. "Das ist Spätzeit. An dieser Ecke müssen wir zwingend weiterkommen", so Hirzel. Sein CDU-Kollege Roman Limbach lobte die vorbereitende Untersuchung des Büros Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen mit der Bestandsaufnahme und mit Vorschlägen für das weitere Vorgehen: "Das ist sehr gut von der Firma erarbeitet worden. Das ist eine gute Basis, das integrierte Handlungskonzept zu beschließen."
Über den eigenen Vorschlag des Ideenwettbewerbs möchte er im Rahmen der Arbeitsgruppe weiterdiskutieren. Bei der Untersuchung wurden unter Beteiligung der Bürger und der Eigentümer Stärken und Schwächen der Ortsmitte ermittelt. Daraus wurden ein Leitbild und Ziele für die weitere Entwicklung abgeleitet. Aus den Entwicklungszielen wurden konkrete Einzelmaßnahmen entwickelt. Auch Kosten und Zeitraum wurden abgeschätzt. Die Gutachter raten in ihrem Abschlussbericht davon ab, im Fall Oberpleis eine Sanierungsmaßnahme einzuleiten. Um die gewünschten Ziele zu erreichen, würden andere städtebauliche Instrumente zur Verfügung stehen. Statt Sanierungsmittel sollten Städtebaufördermittel in Anspruch genommen werden.
Die Untersuchung kann als Grundlage und Begründung einer städtebaulichen Sanierungsmaßnahme genutzt werden. Voraussetzung für einen Antrag für Städtebaufördermittel ist ein städtebauliches Entwicklungskonzept. In der Arbeitsgruppe "Ortsentwicklung Oberpleis", die sich Mitte April erstmals treffen wird, soll nun über die Vorschläge weiter beraten werden. Dabei sind viele Fragen noch offen, wie Lutz Wagner (Königswinterer Wählerinitiative) sagte: "Zu klären ist zum Beispiel, wie wir mit der Verkehrstrasse, den Parkplätzen und dem Kirmesplatz umgehen."
Geringe Resonanz
Gerade mal 30 Bürger nahmen an der Auftaktveranstaltung zur möglichen Sanierung von Oberpleis im Mai 2013 teil. Die Stadt hatte eingeladen, um über Inhalt und Ablauf einer städtebaulichen Sanierungsmaßnahme zu informieren. Rund die Hälfte der Teilnehmer gehörten Politik und Verwaltung an. "Das Wir-Gefühl fällt vielen Leuten hier schwer", sagte damals Klaus Ruppert (Grüne).
Ein besseres Ergebnis brachte die gemeinsame Fragebogenaktion der Verwaltung und des Büros Stadt- und Regionalplanung Dr. Jansen. Von 160 angeschriebenen Eigentümern und Gewerbetreibenden füllten 90 den Fragebogen aus. Die Mehrheit stand den Sanierungszielen positiv gegenüber. Knapp die Hälfte wollte auch künftig in Erhaltungs- oder Modernisierungsmaßnahmen ihrer Immobilie oder ihres Betriebes investieren.