Gespräch mit Pfarrer Markus Hoitz An die Auferstehung kann man nur glauben

Königswinter · Die Beziehung Gottes zu seiner Schöpfung ist stärker als Raum und Zeit: Pfarrer Markus Hoitz hat schon immer ein Faible für Physik. Dem kürzlichen Beweis für die von Albert Einstein in seiner Relativitätstheorie vorausgesagte Existenz von Gravitationswellen kann der Leitende Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft Am Oelberg einen Bezug zum Osterfest abgewinnen.

 Markus Hoitz in der Krypta von Sankt Pankratius vor dem Schrein mit der Bronzeplastik des auferstandenen Jesus, der über aufgebrochenen Gräbern steht. Im Hintergrund: Ein Fenster mit Osterlamm. Der gebürtige Dollendorfer Markus Hoitz ist seit 2014 Leitender Pfarrer in Oberpleis.

Markus Hoitz in der Krypta von Sankt Pankratius vor dem Schrein mit der Bronzeplastik des auferstandenen Jesus, der über aufgebrochenen Gräbern steht. Im Hintergrund: Ein Fenster mit Osterlamm. Der gebürtige Dollendorfer Markus Hoitz ist seit 2014 Leitender Pfarrer in Oberpleis.

Foto: Frank Homann (Archiv)

Die Kernaussage des Osterfestes lautet: Das Leben siegt über den Tod.
Markus Hoitz: Es besteht leicht die Gefahr, dass diese Botschaft zur Vertröstung auf das jenseitige Weltgeschehen wird. Aber die Osterbotschaft ist etwas anderes. Die erstmals gemessenen "Gravitationswellen" erbrachten kürzlich den Beweis für die Richtigkeit von Albert Einsteins Relativitätstheorie. Alles steht in Relation, in Beziehung zueinander. Und diese Beziehung verändert Raum und Zeit. Für Ostern heißt das, die Beziehung Gottes zu seiner Schöpfung ist stärker als Raum und Zeit. Wir denken in der Raumzeit-Dimension von der Geburt bis zum Tod. Ewiges Leben beginnt - und dies gilt für fast alle Religionen - irgendwann in einem gedachten Himmel. Die Botschaft von Tod und Auferstehung Jesu legt aber eine andere Vorstellung nahe.

Also Schluss mit dem vielleicht kindlich-kitschigen, aber tröstlichem Gedanken vom Wiedersehen irgendwo "über den Wolken"?
Hoitz: Diese Botschaft legt nahe, dass ewiges Leben beginnt, wenn ich mich auf die Beziehung zu Jesus Christus einlasse. Es beginnt also hier und heute und nicht erst in einer anderen Welt. Apostel Paulus sagt uns: "Weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Gewalten der Höhe oder Tiefe noch irgendeine andere Kreatur können uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Jesus Christus ist, unserem Herrn." Mit den Methoden der Naturwissenschaften lässt sich die Auferstehung Jesu nicht beweisen, ich kann das nur glauben - oder nicht.

Oder nicht...
Hoitz: Fakt ist, dass das Osterereignis auch so etwas wie "Gravitationswellen" hinterlassen hat. Nämlich in denen, die sich auf die Beziehung zu Jesus Christus und Gott einlassen, in denen, die miteinander Kirche sind. Ostern ist eine "Gravitationswelle" - die Beziehung Gottes zur Schöpfung ist stärker als der Tod und ist bis heute zu spüren. Wenn Jesus mit der Auferstehung die Raumzeit überwunden hat, dann bedeutet das auch: Der Tod ist nicht das Ende; wenn wir in unserem Alltag Scheitern erleben, dann gibt es auch etwas anderes - die Liebe, die stärker ist als der Tod.

Was bedeutet das für den Alltag?
Hoitz: Verantwortung. In der Feier der Sakramente und in unserem gesellschaftspolitischen Engagement wie Caritas oder Hilfe für Menschen in Not, ist spürbar, was Tod und Auferstehung Jesu Christi bewirken. Wenn wir als Christen auch morgen noch eine "Gravitationswelle" der Osterbotschaft sein wollen, dann geht es darum, die sehr persönliche Beziehung zu Jesus neu zu entdecken. Es kommt darauf an, sich bei allem Scheitern nicht in ein Schneckenhaus zurückzuziehen, sondern Beziehung zu wagen. Zum Beispiel: Wer von denen, die Angst vor Flüchtlingen haben, hat mit ihnen gesprochen, Beziehung gewagt? Dabei sind die Flüchtlinge froh über ein Lächeln.

Wo genau setzt die Kirche Am Oelberg an?
Hoitz: Wir haben Begegnungscafés, ein Haus in Ittenbach Flüchtlingen mietfrei zur Verfügung gestellt, Betreuung durch Paten, Kinderbetreuung in Zusammenarbeit mit der Katholischen Jugendagentur Bonn. Wir suchen noch die Finanzierung für einen Spielebus. Wir möchten eine Beratungsstelle schaffen. Aber diese ökumenische Caritas-Diakonie-Sprechstunde soll nicht nur für Flüchtlinge sein, sondern für alle. Wir müssen auch an die demografische Entwicklung und das Sozialgefüge denken, daran, wie wir die Ortschaften lebendig halten. Als der Junge aus dem Siebengebirge möchte ich, dass meine Heimat für die Menschen Heimat bleibt. Ostern kann ich nur da erfahren, wo Beziehungen sind.

Dabei denken Sie woran?
Hoitz: Ein Beispiel: Wir haben zwölf Kapellengemeinden. Die Kirche hat sich nur um die großen Pfarrkirchen gekümmert. Morgendliche Gottesdienstbesuche dort sind Berufstätigen oft nicht möglich. In den Kapellengemeinden könnten die Menschen abends zusammenkommen. Kardinal Woelki hat gesagt, als Kirche müssen wir miteinander einen geistlichen Weg gehen und in den Lebensräumen der Menschen kleine christliche Gemeinschaften bilden. Diese Idee wäre eine Perspektive nicht nur für das kirchliche Leben in den Dörfern.

Ein Osterwunsch wäre...?
Hoitz: Im Mittelalter gab es in der Osterliturgie den "risus paschalis" - das Osterlachen. Es ging darum, die Gläubigen zum Lachen zu bringen. Manche hatten das wohl übertrieben, so dass das eingestellt wurde. Dennoch wünsche ich allen Lesern, dass sie Ostern einmal herzhaft lachen können oder jemanden zum Lachen bringen.

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