Lemmerz-Stiftung Anteile werden noch nicht verkauft

KÖNIGSWINTER · Ein nicht realisierter Verlust ist kein Verlust. Diese alte Börsenweisheit mag die Mitglieder des städtischen Haupt-, Personal- und Finanzausschusses bewogen haben, zum gegenwärtigen Zeitpunkt auf einen Verkauf des ins Straucheln gekommenen Immobilienfonds SEB ImmoInvest P der Stiftung der Familie Lemmerz zu verzichten.

 Die Erweiterung des Siebengebirgsmuseums wurde von der Lemmerz-Stiftung mitfinanziert.

Die Erweiterung des Siebengebirgsmuseums wurde von der Lemmerz-Stiftung mitfinanziert.

Foto: Frank Homann

Zwei Mitglieder der Königswinterer Wählerinitiative (Köwi) enthielten sich bei der Abstimmung. Im November soll die Verwaltung einen weiteren Zwischenbericht zur Situation des Fonds abgeben. Die Stadt Königswinter ist als Treuhänderin für die Stiftung verantwortlich. Geld der Stiftung floss zum Beispiel in den Erweiterungsbau des Siebengebirgsmuseums. 169 000 Euro wurden aus Stiftungserträgen geleistet.

Das Kapital der Stiftung betrug ursprünglich einmal zwei Millionen Mark. Ein Großteil des Geldes wurde in offenen Immobilienfonds angelegt. 707.000 Euro flossen in den SEB ImmoInvest P. Die Stiftung besitzt 14 481 Anteile. Mit der Wirtschaftskrise zogen Großinvestoren auf einen Schlag Milliardensummen aus dem Fonds ab, die Stiftung machte daraufhin die Schotten dicht und nahm keine Anteilsscheine mehr zurück.

Zwei Jahre lang war der Fonds eingefroren, dann wurde er geschlossen. Bis 2017 soll er abgewickelt werden. Das heißt, dass die Fondsmanager versuchen, die Immobilien möglichst ohne Verluste zu veräußern. Wenn der Fonds tatsächlich erfolgreich abgewickelt werden sollte, könnte die Stadt einen Teil ihrer Investitionen zurückerhalten.

Angesichts der Kritik in Teilen der Kommunalpolitik an dem Investment beruft sich die Stadt darauf, dass die Investition zu dem Zeitpunkt, an dem sie getätigt wurde, als sicher galt. Im Juli dieses Jahres hatte der Stadtrat bereits auf den Verkauf der Anteile und damit die Realisierung eines Kursverlustes von rund 35 Prozent verzichtet. Man wollte erst einmal die diesjährige Ausschüttung abwarten.

Diese betrug knapp 46.000 Euro und lag damit deutlich unterhalb der Ausschüttung im Jahr 2012, als der Fonds einmal 148.000 Euro und ein weiteres Mal 17.000 Euro nach Königswinter überwiesen hatte. Bei einem aktuellen Verkauf an der Börse mit einem Kursverlust von 44 Prozent bliebe unter Berücksichtigung aller bisherigen Dividendenzahlungen und Ausschüttungen ein Verlust von 204 000 Euro übrig. Das entspräche einer negativen Rendite von 29 Prozent.

"Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. Das ähnelt dem Blick in die Kristallkugel. Nach langer Diskussion haben wir entscheiden, dass wir die Anteile nicht über die Börse verkaufen wollen", sagte CDU-Fraktionschef Josef Griese. "Wir bevorzugen einen Verkauf. Bei einer Abwicklung kann ein weitaus größerer Verlust eintreten", so Jutta Wolter-Sadlers (Köwi).

Jörg Pauly (Fraktion Freie und Linke): "Die Vorlage hat uns nicht gerade glücklich gemacht. Die Stadt hat eine hohe Verantwortung für die ihr anvertraute Stiftung." Er unterstellt der Stadt, diese nicht ernst genug genommen zu haben. "Die Stadt nimmt das sehr ernst. Wenn wir die Anteile verkaufen, tritt der Verlust jetzt ein. Wenn wir warten, stellt sich diese Frage noch nicht", sagte Bürgermeister Peter Wirtz.

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